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Sag niemals STIRB

Sag niemals STIRB

Titel: Sag niemals STIRB
Autoren: Tess Gerritsen
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mich“, unterbrach sie ihn und ging weg.
    Ich verliere meine Ausstrahlung, dachte er und folgte ihr. „Wir sollten miteinander zu Abend essen und vielleicht reden.“
    „Worüber?“
    „Ach, wir könnten mit dem Wetter beginnen. Dann zur Politik übergehen. Religion. Meine Familie, Ihre Familie.“
    „Ich nehme an, das alles läuft auf etwas hinaus?“
    „Nun ja, allerdings.“
    „Lassen Sie mich raten. Auf eine Einladung in IhrZimmer?“
    „Sie denken, dass ich das versuche?“, fragte er in verletztem Tonfall. „Dass ich Sie aufreißen will?“
    „Wollen Sie das denn nicht?“ Damit wandte sie sich erneut ab.
    Diesmal folgte er ihr nicht. Sie setzte sich an einen der Tische, eine harte Nuss zu knacken für eine Lady, die ihm kaum bis zur Schulter reichte. Eine Maus mit Zähnen.
    Er brauchte noch ein Bier, ging die Stufen hinauf zur Bar und blickte noch einmal zu der Frau zurück. Durch seine Unachtsamkeit prallte er mit einem gut gekleideten Thai zusammen, der in die entgegengesetzte Richtung ging. Guy murmelte automatisch eine Entschuldigung. Der Mann antwortete nicht. Er ging einfach weiter, den Blick auf etwas vor ihm fixiert.
    Guy tat zwei Schritte, bevor ein innerer Alarm in seinem Kopf losging. Es war purer Instinkt, die soldatische Vorahnung einer Katastrophe. Es hatte etwas mit den Augen des Mannes zu tun, der soeben so flugs vorbeigegangen war.
    Er hatte diesen tödlichen, ruhigen Blick schon einmal gesehen, in den Augen eines Vietnamesen. Sie waren aneinander vorbeigegangen, als Guy einen beliebten Nachtclub in Da Nang verließ. Fürden Bruchteil einer Sekunde waren sich ihre Blicke begegnet. Selbst jetzt noch, Jahre später, erinnerte Guy sich an die Kälte, die er beim Blick in die Augen dieses Mannes verspürt hatte. Während Guy auf der Straße auf seine Kameraden wartete, hatte zwei Minuten später eine Bombe das Gebäude zerfetzt. Siebzehn Amerikaner waren getötet worden.
    Jetzt beobachtete er mit wachsender Bestürzung, wie der Thai stehen blieb und seine Umgebung musterte. Der Mann schien entdeckt zu haben, wonach er suchte, und strebte der Terrasse zu. Nur zwei Tische waren besetzt. An einem saßen Italiener, am anderen Willy Jane Maitland. Am Rand der Terrasse blieb der Thai stehen und fasste unter sein Jackett.
    In einem Reflex tat Guy ein paar Schritte vorwärts. Noch bevor seine Augen die Gefahr registrierten, reagierte sein Körper bereits. Etwas schimmerte in der Hand des Mannes, ein Gegenstand, der das blutrote Leuchten des Sonnenuntergangs einfing. Erst in diesem Moment konnte Guy verstandesmäßig begreifen, wovor sein Instinkt ihn bereits gewarnt hatte.
    „Willy!“, schrie er. „Achtung!“
    Dann warf er sich auf den Mörder.

2. KAPITEL
    Als der Schrei eines Mannes ertönte, senkte Willy ihre Speisekarte und drehte sich um. Zu ihrem Erstaunen sah sie, dass es der verrückte Amerikaner war, der Stühle umwarf, während er an einem Kellner vorbeischnellte und sich auf einen anderen Mann warf, einen gut gekleideten Thai. Die beiden Körper prallten zusammen. Im selben Moment hörte sie etwas durch die Luft zischen und fühlte einen unerwarteten Schmerz in ihrem Arm. Sie sprang von ihrem Stuhl auf, als die beiden Männer in ihrer Nähe auf dem Boden aufschlugen.
    Am nächsten Tisch schnellten auch die Italiener hoch, gestikulierten und riefen. Die Körper auf dem Boden rollten weiter und weiter, warfen Tische um, ließen Zuckerschalen auf der Steinterrasse zerschellen. Willy war total verwirrt. Was ging da vor sich? Warum kämpfte dieser Idiot gegen einen thailändischen Geschäftsmann?
    Beide Männer kamen schwankend hoch. Der Thai trat zu. Seine Ferse knallte hart in den Bauch seines Gegners. Der Amerikaner krümmte sich, stöhnte und prallte mit seinem Rücken gegen die Mauer der Terrasse.
    Der Thai verschwand.
    Die Italiener waren bereits hysterisch.
    Willy kämpfte sich zwischen umgestürzten Stühlen und zerschlagenem Geschirr zu dem Mann vor. Ein Bluterguss von der Größe eines Golfballs schwoll bereits auf seiner Wange an. Blut sickerte alarmierend von seiner eingerissenen Lippe. „Sind Sie in Ordnung?“, schrie sie.
    Er fasste sich an die Wange und zuckte zusammen. „Ich habe höchstwahrscheinlich schon schlimmer ausgesehen.“
    Sie warf einen Blick auf die umgestürzten Stühle und Tische.
    „Sehen Sie sich das an! Hoffentlich haben Sie eine gute Begründung für … Was machen Sie da?“, fragte sie, als er plötzlich ihren Arm packte. „Nehmen Sie Ihre
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