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Sag niemals STIRB

Sag niemals STIRB

Titel: Sag niemals STIRB
Autoren: Tess Gerritsen
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Hände von mir!“
    „Sie bluten!“
    „Was?“ Sie folgte seinem Blick und entdeckte einen schockierend roten Fleck auf ihrem Ärmel. Tropfen platschten auf die Steinplatten.
    Sie schwankte benommen und setzte sich direkt neben ihm platt auf den Boden. Durch einen wattigen Nebel hindurch fühlte sie, wie ihr Kopf zwischen ihre Knie gedrückt wurde, und hörte, wie ihr Ärmel aufgerissen wurde. Hände betasteten sanft ihren Arm.
    „Ganz ruhig“, murmelte er. „Es ist nicht schlimm.Sie müssen ein wenig genäht werden. Atmen Sie ganz langsam.“
    „Nehmen Sie Ihre Hände von mir“, murmelte sie, aber sobald sie den Kopf etwas anhob, verschwamm die Terrasse.
    Mittlerweile war der Hotelmanager eingetroffen, ein Engländer in einem makellosen Anzug. Die Kellner deuteten anklagend auf Guy. Der Manager schnalzte mit der Zunge und schüttelte den Kopf, während er den Schaden betrachtete.
    „Das ist schrecklich“, murmelte er. „Ein solches Verhalten ist nicht zu dulden. Nicht auf meiner Terrasse. Sind Sie ein Gast? Sie sind es nicht.“ Er wandte sich an einen der Kellner. „Rufen Sie die Polizei. Ich wünsche, dass dieser Mann festgenommen wird.“
    „Seid ihr alle blind?“, brüllte Guy. „Hat denn keiner von euch gesehen, dass er versucht hat, sie zu töten?“
    „Was? Was? Wer?“
    Guy wühlte in dem zerbrochenen Geschirr herum und fischte ein Messer heraus. „Nicht die übliche Art Ihres Bestecks“, sagte er und hielt die tödlich aussehende Waffe hoch. Der Griff bestand aus Elfenbein mit Perlmutteinlage. Die Klinge war rasiermesserscharf. „Das ist ein Wurfmesser.“
    „Oh, welch ein Unsinn“, stieß der Engländer hervor.
    „Sehen Sie sich ihren Arm an!“
    Der Manager lenkte den Blick zu Willys blutgetränktem Ärmel. Entsetzt taumelte er einen Schritt zurück. „Gütiger Himmel! Ich … ich rufe einen Arzt.“
    „Machen Sie sich keine Mühe.“ Guy hob Willy auf seine Arme. „Es geht schneller, wenn ich sie direkt ins Krankenhaus bringe.“
    Als er sie über die Terrasse trug, klagte sie: „Das ist beschämend. Mir geht es gut. Setzen Sie mich ab!“
    „Dann werden Sie ohnmächtig.“
    „Ich war noch nie in meinem Leben ohnmächtig!“
    „Jetzt ist kein guter Zeitpunkt, um damit anzufangen.“ Er schaffte sie in ein wartendes Taxi, wo sie sich auf dem Rücksitz wie ein verletztes Tier zusammenrollte.
    Der Arzt in der Notaufnahme glaubte nicht an Betäubungsmittel. Willy glaubte nicht an Schreien. Während die gebogene Nadel immer wieder in ihren Arm stach, biss sie die Zähne zusammen und wünschte sich, der irre Amerikaner würde ihre Hand halten. Hätte sie doch bloß nicht auf hart gemacht und ihn in den Warteraum geschickt! Und sie kannte noch immer nicht seinen Namen!
    Der Arzt, der vermutlich sadistische Neigungen besaß, führte einen letzten Stich aus, verknotete den Faden und schnitt ihn ab. „Sehen Sie?“, sagte er höflich. „Das war doch gar nicht so schlimm.“
    Ihr war danach, ihm die Faust in die Zähne zu schlagen und zu sagen: Sehen Sie? Das war auch nicht so schlimm.
    Er verband die Wunde, versetzte ihr einen fröhlichen Klaps – natürlich auf ihren verletzten Arm – und schickte sie in den Warteraum hinaus.
    Er war noch immer da, sah mit seinen blauen Flecken und Risswunden wie ein Stadtstreicher aus, der von der Straße hereingekommen war, blickte ihr jedoch besorgt entgegen. „Wie geht’s Ihrem Arm?“
    Sie berührte vorsichtig ihre Schulter. „Hält man in diesem Land nichts von Schmerzmitteln?“
    „Nur für Schwächlinge, was Sie offenbar nicht sind.“
    Draußen dampfte die Nacht. Es gab keine Taxis, weshalb sie ein Tuk-Tuk mieteten, eine von einem Motorroller angetriebene Rikscha, die von einem zahnlosen Thai gefahren wurde.
    „Sie haben mir Ihren Namen noch nicht genannt!“, rief sie über dem Dröhnen des Motors.
    „Ich dachte, er würde Sie nicht interessieren.“
    „Ist das mein Stichwort, um auf die Knie zu sinken und um eine Vorstellung zu bitten?“
    Grinsend streckte er die Hand aus. „Guy Barnard. Erfahre ich jetzt, wofür Willy die Abkürzung ist?“
    Sie schüttelte seine Hand. „Wilone.“
    „Ungewöhnlich. Hübsch.“
    „Abgesehen von Wilhelmina kommt so eine Tochter William Maitland junior am nähesten.“
    Er gab keinen Kommentar ab, aber sie sah ein sonderbares Flackern in seinen Augen, einen plötzlich interessierten Blick. Sie fragte sich warum. Das Tuk-Tuk ratterte an einem Klong entlang, einem Kanal, dessen stehendes Wasser
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