Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sag niemals nie

Sag niemals nie

Titel: Sag niemals nie
Autoren: Cecily von Ziegesar
Vom Netzwerk:
verschwand hinter einem horizontalen Wolkenband. Das Wasser glänzte
grün und war so durchsichtig wie Glas. Aaron kehrte mit dem Bier zurück und
küsste Vanessa auf die Wange. »Du siehst hübsch aus«, sagte er leise.
    Dan fragte sich, ob er Vanessa
je gesagt hatte, dass sie hübsch aussah - aber jetzt war es zu spät für Reue.
    »Das hast du ja fein
hingekriegt, Alter. Ich hab gehört, die Band hat dich endgültig
rausgeschmissen?«, rief eine vertraute Nervstimme. Chuck Bass wankte vom Bug
der Jacht aus auf Dan zu. Er sah betrunken und leicht seekrank aus und hatte
einen merkwürdigen hellblauen Matrosenanzug aus Leinen an, dessen Hose bis zu
den Knien hochgekrempelt war. Sein weißes Äffchen klammerte sich an seiner
Schulter fest, als hätte es Todesangst, ins Wasser zu fallen.
    Der widerliche Chuck war es
nicht wert, dass man sich über ihn ärgerte. Außerdem war Dan im Grunde überglücklich,
wieder ein normaler Typ zu sein und kein angehender Rockstar. Er hielt seinem
Klassenkameraden die Hand hin und lächelte kühl. »Danke, Mann.«
    »Die Raves sind doch sowieso so
was von out«, verkündete Aaron. »Ich gebe denen noch ein Album und dann sind
sie weg vom Fenster.«
    »Ganz genau!« Chuck schüttelte
Dans Hand so herzlich, als wären sie seit jeher beste Freunde. »Wo zieht es
dich im Herbst denn hin, mein Sohn?«
    Sohn?
    Die Raves wohnten alle in New
York, und Dan hatte gehört, dass Chuck auf einer Militärakademie irgendwo im
Norden New Jerseys studieren würde. Spontan entschied er, dass es ihm gut tun
würde, möglichst weit weg zu gehen.
    »Aufs Evergreen College«,
verkündete er, als wäre das längst beschlossene Sache. »Das ist in
Washington... im Bundesstaat Washington. An der Westküste.«
    »Cool.« Chuck gähnte,
anscheinend schon gelangweilt von der Unterhaltung. »Hat einer von euch Serena
gesehen? Ich hab gehört, dass sie es sich jetzt von einem fünf-
undachtzigjährigen Greis besorgen lässt, der in Yale eine große Nummer ist.
Boah, was für eine Nutte.«
    Vanessa schnaubte angewidert,
überließ die Jungs sich selbst und machte sich auf die Suche nach Blair und
Serena. Sie brauchte jetzt passend zu ihrem barbierosa T-Shirt ein bisschen
Girlytalk.
    Die meisten ihrer Klassenkameradinnen
hatten sich in den Bug zurückgezogen, wo sie sich an der Reling festhielten,
mit halbem Ohr der Musik zuhörten und versuchten, nicht in die schaumigen
Wellen des Long Island Sounds zu kotzen. Die Sonne brannte jetzt weniger stark
und der
    Wind hatte plötzlich zugelegt.
Ein paar der Mädchen hatten sich in Pashmina-Schals gehüllt oder blau-goldene
Sweatshirts mit Charlotte- Aufdruck übergezogen, die sie sich von der Besatzung
geliehen hatten, aber die meisten Passagiere waren zu angeheitert, um die Kälte
zu spüren. Hinter ihnen wippte und schimmerte Manhattan wie eine silberne
Miniaturskyline in einem gläsernen Briefbeschwerer von Tiffany.
    Serena und Blair saßen
nebeneinander an den Mast gelehnt auf einem Kissen mit dünnen blauen und
goldenen Streifen und teilten sich ein Heineken. »Ich kann es echt noch gar
nicht glauben, dass wir bald mit der Schule fertig sind«, seufzte Serena und
legte den Kopf auf Blairs Schulter.
    »Ich bin heilfroh!«, sagte
Blair völlig ungerührt. »Und ich würde mich noch mehr freuen, wenn ich endlich
wüsste, wo ich studiere.«
    Serena richtete sich auf.
Sollte sie Blair jetzt sagen, dass sie beschlossen hatte, nach Yale zu gehen?
Andererseits war eine Jacht dafür vielleicht nicht der richtige Ort - sie
hatte keine Lust, über Bord geworfen zu werden.
    Vanessa kam angeschlendert,
setzte sich zu ihnen und legte den Kopf in Blairs Schoß. »Hört auf, über andere
Leute zu lästern!«, schimpfte sie und schloss träge die Augen.
    »Du hast fast kein Lipgloss
mehr drauf«, bemerkte Blair. Sie zog ihr »Juicy Tube« von Lancöme aus der
Tasche ihres Earl-Jeansrocks und verteilte behutsam etwas davon auf Vanessas
Lippen.
    »Danke, Mom«, murmelte Vanessa,
ohne die Augen zu öffnen.
    Serena lachte und ließ den Kopf nach hinten an den
Mast fallen. Es war schon merkwürdig - je näher der Schulabschluss rückte,
desto mehr der eigenartig geformten Puzzleteile, die ursprünglich nirgendwohin
zu passen schienen, fügten sich wundersamerweise doch noch ins Bild. Vielleicht
würden sie und Blair beide nach Yale gehen und dort sogar zusammenwohnen. Sie
würden Brautjungfern bei Vanessas und Aarons Hochzeit sein, zwei Brüder kennen
lernen, sie heiraten, nebeneinander
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher