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Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye

Titel: Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye
Autoren: Joy Fielding
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zum Zeugenstand. Und zum erstenmal ließ sie in sich einen Gedanken aufsteigen, der von ihr konsequent unterdrückt worden war, seit sie Victor verlassen hatte – daß am Ende er Sieger bleiben könne. Weniger was die Scheidungsklage als solche betraf; es war ihr ziemlich gleichgültig, wer hierbei als schuldiger Teil gelten würde (schließlich war es ja eine Tatsache, daß sie Ehebruch begangen hatte). Doch während der behäbige und weiche südliche Dialekt aus Victors Mund an ihr Ohr drang, schien urplötzlich dies eine mögliche Realität zu werden: daß sie ihre Kinder verlieren könne – das einzige, was sie in den letzten sorgenvollen Jahren sozusagen über Wasser gehalten hatte, und gewissermaßen auch bei Verstand.
    Bei Verstand?
    Victor schien da anderer Meinung. »Und dann war sie natürlich so oft krank.«
    »Krank?«
    »Nun ja – sie schien eine Erkältung nach der anderen zu haben, und wenn es keine Erkältung war, dann war es die Grippe. Tagelang lag sie im Bett.«
    »Und wer kümmerte sich um die Kinder?«
    »Mrs. Adilman von nebenan. Sie ist Witwe, und sie schaute bei uns herein.«
    »Hat Mrs. Cressy einen Arzt aufgesucht?«
    Victors Lächeln war eine säuberliche Mischung aus Ironie und Bedauern. »Anfangs konsultierte sie unseren alten Hausarzt, Dr. Mitchelson. Als der sich dann ins Privatleben zurückzog, konsultierte sie fortan nur noch ihren Gynäkologen, Dr.
Harris. Bis sie dann Dr. Segal traf. Plötzlich wurde er der Hausarzt.«
    »Dr. Melvin Segal?«
    »Er behandelte Ihre Frau?«
    »Und meine Kinder.«
    »Sie hatten keinen Spezialisten – keinen Kinderarzt?«
    Zum erstenmal an diesem Vormittag klang aus Victors Stimme so etwas wie Zorn. Es war überaus wirksam. »An sich hatten wir einen ausgezeichneten Kinderarzt. Den besten. Dr. Wellington, Paul Wellington. Aber Donna bestand darauf – und sie war in diesem Punkt absolut unnachgiebig -, daß Sharon und Adam von Dr. Segal untersucht wurden.«
    »Gab sie dafür irgendeine Erklärung?« Wieder die Ursachen, die Gründe.
    »Nun, jedenfalls keine befriedigende.«
    Der Rechtsanwalt legte eine Pause ein. Er glich einem Wanderer, der eine Weggabelung erreicht hatte und sich nunmehr entscheiden mußte. Sollte er jenen Pfad wählen, bei dem er sich auf Donnas eheliche Untreue kaprizierte? Oder war es ratsamer, sich auf Donnas absonderliches Verhalten zu stützen? Augenscheinlich entschied er sich für das letztere – und war offenbar der Meinung, gegebenenfalls später auf den anderen Pfad ausweichen zu können.
    »Etwas später würde ich gern wieder auf Dr. Segal zurückkommen«, fuhr Mr. Gerber fort, während er seine Stirn glättete und seine Lippen zu absonderlichen Formen stülpte. »Doch jetzt möchte ich, daß Sie sich auf jene Handlungen Ihrer Frau konzentrieren, die Ihnen merkwürdig vorkamen. Können Sie uns einige weitere Beispiele nennen?«
    Victor blickte zu Donna, senkte sodann den Kopf. »Nun«, begann er zögernd, »unmittelbar nach Sharons Geburt gab es eine Zeit, wo sie ihr eigenes Aussehen haßte und sich entschloß, ihr Haar umzufärben.«

    »Nach allem, was ich über Frauen weiß, ist das nicht gerade ungewöhnlich«, sagte Mr. Gerber und ließ ein leises, herablassendes Kichern hören. Victor war klug genug, nicht miteinzustimmen. Er ließ die präzise berechnete Unterbrechung seines Anwalts über sich ergehen und fuhr dann in seinem Bericht fort, wobei er zum Ende hin das Tempo immer mehr beschleunigte. »In der Tat«, stimmte er zunächst einmal zu, »wäre es im Grunde keineswegs ungewöhnlich gewesen, und anfangs dachte ich mir auch gar nichts dabei – außer daß mir ihr Haar immer lang und natürlich am besten gefallen hatte, und das wußte sie auch.« Pause. Wirken lassen. Absichtlich hatte sie etwas geändert, obschon sie wußte, daß der ursprüngliche Zustand bevorzugt wurde. »Zuerst färbte sie nur ein paar Strähnen, so daß es noch immer braun war, mit – wie soll ich sagen – ein paar blonden Glanzlichtern darin. Das sah gar nicht übel aus, aber nach ungefähr einer Woche entschloß sie sich zu einer weiteren Änderung. Plötzlich war sie fast völlig blond, mit wenigen braunen Strähnen. Als nächstes entschied sie, daß langes Haar ganz blond vielleicht wirkungsvoller wäre; also färbte sie es fast weißblond. Aber dann beklagte sie sich darüber, daß es von der Sonne eine gelbliche Farbe bekomme. Also war die nächste Phase Rotblond, bis sie sich absolut für Rot entschied.« Er hielt inne, um
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