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Saftschubse - Lies, A: Saftschubse

Saftschubse - Lies, A: Saftschubse

Titel: Saftschubse - Lies, A: Saftschubse
Autoren: Annette Lies
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eigenen Interesse, Abstand zu den Tieren und ihren Hundeführern zu halten und keinen von beiden, auch nicht besänftigend, zu berühren.
    Ihre Skyline Rechtsabteilung
    Hendrik Grafe-Miller jun. LL.M. (Harvard), J.D.

5.
    »Nehmen die nicht im
Grunde jeden?«
    »Würden Sie bitte Ihr elektronisches Gerät zum Start ausstellen?«
    »Aber es ist ein iPod!«
    (MUC – TXL)
    Ich sitze auf einem Mittelplatz und beäuge interessiert den Steward, der jetzt die Gepäckfächer über den Köpfen der Passagiere schließt, na ja, »zuknallt« wäre wohl die treffendere Formulierung. Er hat sein tiefschwarzes Haar mit Pomade gestylt, und bestechend blaue Augen.
    Genau da werde ich hoffentlich auch bald stehen! Nur mit einem etwas gewinnenderen Lächeln auf den Lippen. Vermutlich sitzt er heute Abend bei einem Glas edlen Bordeauxs in einem zauberhaften Fischrestaurant in Nizza und trifft irgendwelche internationalen Freunde auf eine Dorade an » pommes de terre à la mediterranée «.
    Ich seufze neidisch, denn noch bin ich kein Engel der Lüfte. Vielmehr eine aufgeregte Bewerberin in einem cremefarbenen Business-Ensemble, die in einem Flugzeug Platz genommen hat, das unverschämt früh startet. Falls ich durchfalle, kann ich mich immer noch über diesen Gratisflug und eine kostenlose Kotztüte als Andenken freuen.
    Ich hole noch mal die Hundert wichtigsten Tipps … aus der Sitztasche hervor sowie die Wegbeschreibung von Skyline. Es wird ziemlich kompliziert werden, mich pünktlich vor Tor einundzwanzig auf dem Werksgelände einzufinden. Ein Gesamtplan des Frankfurter Flughafens, von dem ich nicht einmal sicher bin, wie herum ich ihn halten soll, ist mein einziger Wegweiser zum SFTC – dem Skyline Flight Training Center .
    »Auch zum Assessment-Center?«, fragt eine dünne Stimme neben mir.
    Am Fensterplatz sitzt ein junges blondes Mädchen mit apartem Pferdeschwanz und vollen Lippen, die man spontan als Blutsverwandte von Claudia Schiffer einsortieren muss. Um ihren Hals hängt eine blaue Keychain mit dem Logo eines 1991 gegründeteten Ablegers von Skyline, Horizon Express . (Ich bin wirklich vorbereitet!)
    »Hi, ich bin Sandra.«
    »Freut mich, Charlotte!« Ich reiche ihr die Hand, überglücklich, jemanden kennenzulernen, mit dem ich den beschwerlichen Weg zu Tor einundzwanzig meistern kann.
    »Ach, das Buch hab ich auch mal gekauft – für meine Bewerbung bei Horizon Express …« sagt sie mit kurzem Blick auf meine aufgeschlagene »Quick & efficient Small Talk-Checklist« .
    »Du bist also schon Stewardess und willst jetzt zu Skyline?«, frage ich voller Ehrfurcht.
    »Ja«, seufzt sie gelangweilt und mustert mich, als hätte ich infrage gestellt, dass sie eine humanoide Lebensform ist. Dramatisch schürzt sie ihre Lippen, mit denen sie viel Geld in einer Eis-Werbung verdienen könnte, und stößt hervor: »Logisch. Wegen Interkont.«
    Da ich keine sofortige Reaktion auf dieses Fremdwort zeige, formuliert sie gnädig eine ebenso undurchsichtige Zusatzinformation: » Horizon macht nur Kont.«
    Nach diesem eher ineffizienten Smalltalk wendet sie sich ab und betrachtet angestrengt die unter uns liegende Elbe.
    Ich kann mir in etwa zusammenreimen, dass »Interkont« für interkontinentalen Flugverkehr steht und sie folglich aktuell nur europaweit arbeitet.
    »Und du?«
    Ich bin überrascht, dass sie, gerade in dem Moment, als wir die Wolkendecke durchstoßen, auch ein wenig Interesse an mir zeigt. Ihr Blick erinnert dabei jedoch mehr an den Spionageversuch eines russischen Doppelagenten als an wohlwollende Neugier.
    »Im Moment bin ich noch in der Werbung.«
    »Ach cool, dann mach das doch weiter!«
    Will sie mich vor schlimmem Unheil bewahren oder nur eine Konkurrentin ausschalten?
    »Das ist nicht das Richtige für mich«, fasse ich kurz zusammen.
    »Na, das hier sicher auch nicht!« Sie lacht zynisch und lässt mich mit diesem pessimistischen Kommentar wieder allein.
    Ich finde, auch wenn man das Zeug zum Covergirl einer amerikanischen Hochglanzzeitschrift mit männlicher Zielgruppe und Hasenlogo hat, gibt einem das noch lange nicht das Recht, sich ein vorschnelles Urteil über die Berufswahl anderer Menschen zu bilden. Vor allem über solche, die diese Option nicht genießen.
    Der Steward kommt mit den Getränken auf uns zu.
    »Die Dame?«
    Sandras Kopf schnellt herum, und sie rattert: »Schwarztee mit Milch und Zucker und eine Cola light auf Eis und Zitrone« in einem Tempo herunter, das ich nur beim Vorspulen alter
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