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Saftschubse - Lies, A: Saftschubse

Saftschubse - Lies, A: Saftschubse

Titel: Saftschubse - Lies, A: Saftschubse
Autoren: Annette Lies
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Bibi-Blocksberg -Kassetten für möglich gehalten habe.
    »Was gibt’s denn?«, frage ich dagegen schüchtern, als ich an der Reihe bin.
    »TAO, Kaffee, Tee, Wasser mit, ohne, Bier, Rot, Weiß, Cola, Sprite«, rattert der Steward in demselben ansehnlichen Tempo herunter.
    »Kaffee schwarz und einen Orangensaft, bitte«, sage ich kleinlaut und bemühe mich um Tempo.
    Während »D. Sissing«, wie auf seinem goldenen Namensschild in geschwungener Schrift zu lesen ist, lächelnd unsere Getränke mixt, überlege ich, was TAO heißen könnte. Möglicherweise ist es ein neues Reisenden-Trend-Getränk mit Guarana und linksdrehenden Tomatenstückchen? Immerhin verfügt Skyline offenbar über ein erstaunliches Getränke-Portfolio.
    Überraschend hält Sandra ihren Becher hoch und prostet mir zu. »Auf heute!«, sagt sie, und wir stoßen an.
    Als wir landen, weiß ich, dass dies bereits ihre zweite Bewerbung ist. Was im Übrigen in keinster Weise ihr Verschulden, sondern das der »frigiden Psychologin« in der Auswahlkommission ist, die junge Frauen bekanntermaßen hasst. Kurz vor dem Aussteigen untersuche ich meine Bluse unauffällig auf etwaige Kaffeespuren.
    Zwanzig Minuten später stehen wir vor Tor einundzwanzig. Ich wünschte, ich hätte mehr Selbstvertrauen gehabt und sie ein wenig in die Schranken verwiesen. Ich hätte mich ja nicht gleich derart enthusiastisch in eine Freundschaft mit Pessimismus-Barbie stürzen müssen, die ich jetzt ganz gerne wieder aus meinem Bekanntenkreis streichen würde.
    Noch im Terminal hat Sandra zu alter Form zurückgefunden und streut seither im Zehn-Sekunden-Takt Sätze ein wie: »An deiner Stelle würde ich mir das echt nochmal überlegen, ob du dir das antun willst.«
    Endlich stehen wir, zusammen mit gut zwanzig anderen weiblichen und männlichen Wangenknochen-Schönheiten, im ersten Stock eines langweilig aussehenden Bürogebäudes, dessen Flair gerade mal durch einen Raucherbereich und einen kombinierten Kaffee- und Süßigkeitenautomat unter dem verführerischen Begriff Snack-Insel gewahrt wird.
    Eine zierliche Frau mit Kurzhaarschnitt und Lesebrille betritt in Begleitung zweier Damen den Raum.
    »Guten Morgen! Schön, dass Sie alle da sind und es so pünktlich geschafft haben!«, sagt sie in die Runde. »Mein Name ist Dr. Körner und das sind meine zwei Kolleginnen Frau Wilhelm und Frau Heindl – wir sind heute Ihre Auswahlkommission.«
    Der Großteil der Truppe lässt schnell mehrere Tüten Fruchtgummimischung in It-Bags verschwinden oder entsorgt sie unauffällig auf Fensterbänke, während die Psychologinnen den Ablauf des Tages erläutern und beginnen, sich Notizen auf Klemmbretter zu machen.
    Ich versuche, eine Pose einzunehmen, die Offenheit, Selbstbewusstsein, die Bereitschaft zuzuhören und Kritikfähigkeit signalisiert und ein wenig vom längst vergangenen Glanz der Pan Am wiederaufleben lassen soll. Dummerweise stehe ich dabei unter einem Lüftungsschacht, der meinen artigen Seitenscheitel unvorteilhaft umföhnt.
    Es folgt eine Vorstellungsrunde, in der ich erfahre, dass die Bewerberin rechts von mir zusammen mit ihren Eltern ein Hotel auf Mauritius leitet, von wo aus sie extra angereist ist. Und das Double von Markus Schenkenberg zu meiner Linken sehnt sich danach, seine Modelkarriere auf solide finanzielle Füße zu stellen beziehungsweise den Flügeln anzuvertrauen, haha.
    Andere fliegen seit Jahren für andere Airlines, aber wollten schon immer zu Skyline wechseln. Wegen der guten Arbeitsbedingungen und des Interkont-Bereichs, versteht sich.
    Frau Dr. Hartmann teilt uns in Arbeitsgruppen ein. Pessimismus-Barbie kommt gottlob in Gruppe Caracas , während ich Bestandteil der Gruppe Lissabon bin, was Sandra aus irgendeinem Grund lautstark bedauert. Ich finde mich zwischen einem Ex-AIDA-Animateur, einem Gewinner von Schlag den Raab und einigen Helfern des Wiederaufbaus nach Hurrican Katrina wieder, die ihren Abschluss als Gebärdendolmetscher nebenher während ihrer Hotelfachausbildung in der Schweiz gemacht haben.
    Dann geht es an ein Bastelspiel, bei dem sich Sandra bei den Mitgliedern von Caracas, Lissabon, Nishnij Novgorod und Novosibirsk gleichermaßen unbeliebt macht, weil es nur einen Klebestift für alle gibt, den sie erst wieder herausrückt, als sie komplett fertig ist.
    »Man darf sich nicht rumschubsen lassen – von wegen Führungsqualitäten und so«, zischt sie mir zu, als ich sie höflich um die Schere bitte. »Du bist viel zu devot!«, analysiert sie,
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