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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke
Autoren: Heinrich Heine
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Grab so früh –
    Wohlan, im Grab ist Ruh’!«
    Die Stimme sprach dazu:
    »Im Grab ist Ruh’!«
    Dem Reitersmann eine Träne rollt
    Von der Wange kummervoll:
    »Und ist nur im Grabe die Ruhe für mich –
    So ist mir im Grabe wohl.«
    Die Stimm’ erwidert hohl:
    »Im Grabe wohl!«
    3.
Zwei Brüder
    Oben auf der Bergesspitze
    Liegt das Schloß in Nacht gehüllt,
    Doch im Tale leuchten Blitze,
    Helle Schwerter klirren wild.
    Das sind Brüder, die dort fechten
    Grimmen Zweikampf, wutentbrannt.
    Sprich, warum die Brüder rechten
    Mit dem Schwerte in der Hand?
    Gräfin Lauras Augenfunken
    Zündeten den Brüderstreit.
    Beide glühen liebestrunken
    Für die adlig holde Maid.
    Welchem aber von den beiden
    Wendet sich ihr Herze zu?
    Kein Ergrübeln kann’s entscheiden –
    Schwert heraus, entscheide du!
    Und sie fechten kühn verwegen,
    Hieb’ auf Hiebe niederkracht’s.
    Hütet euch, ihr wilden Degen,
    Böses Blendwerk schleicht des Nachts.
    Wehe! Wehe! blut’ge Brüder!
    Wehe! Wehe! blut’ges Tal!
    Beide Kämpfer stürzen nieder,
    Einer in des andern Stahl. –
    Viel Jahrhunderte verwehen,
    Viel Geschlechter deckt das Grab;
    Traurig von des Berges Höhen
    Schaut das öde Schloß herab.
    Aber nachts, im Talesgrunde,
    Wandelt’s heimlich, wunderbar;
    Wenn da kommt die zwölfte Stunde,
    Kämpfet dort das Brüderpaar.
    4.
Der arme Peter
1.
    Der Hans und die Grete tanzen herum,
    Und jauchzen vor lauter Freude.
    Der Peter steht so still und stumm,
    Und ist so blaß wie Kreide.
    Der Hans und die Grete sind Bräut’gam und Braut,
    Und blitzen im Hochzeitgeschmeide.
    Der arme Peter die Nägel kaut
    Und geht im Werkeltagskleide.
    Der Peter spricht leise vor sich her,
    Und schaut betrübet auf beide:
    »Ach! wenn ich nicht gar zu vernünftig wär,
    Ich täte mir was zuleide.«
    2.
    »In meiner Brust, da sitzt ein Weh,
    Das will die Brust zersprengen;
    Und wo ich steh, und wo ich geh,
    Will’s mich von hinnen drängen.
    Es treibt mich nach der Liebsten Näh’,
    Als könnt’s die Grete heilen;
    Doch wenn ich der ins Auge seh,
    Muß ich von hinnen eilen.
    Ich steig hinauf des Berges Höh’,
    Dort ist man doch alleine;
    Und wenn ich still dort oben steh,
    Dann steh ich still und weine.«
    3.
    Der arme Peter wankt vorbei,
    Gar langsam, leichenblaß und scheu.
    Es bleiben fast, wenn sie ihn sehn,
    Die Leute auf der Straße stehn.
    Die Mädchen flüstern sich ins Ohr:
    »Der stieg wohl aus dem Grab hervor.«
    Ach nein, ihr lieben Jungfräulein,
    Der legt sich erst ins Grab hinein.
    Er hat verloren seinen Schatz,
    Drum ist das Grab der beste Platz,
    Wo er am besten liegen mag,
    Und schlafen bis zum Jüngsten Tag.
    5.
Lied des Gefangenen
    Als meine Großmutter die Liese behext,
    Da wollten die Leut’ sie verbrennen.
    Schon hatte der Amtmann viel Dinte verkleckst,
    Doch wollte sie nicht bekennen.
    Und als man sie in den Kessel schob,
    Da schrie sie Mord und Wehe;
    Und als sich der schwarze Qualm erhob,
    Da flog sie als Rab’ in die Höhe.
    Mein schwarzes, gefiedertes Großmütterlein!
    O komm mich im Turme besuchen!
    Komm, fliege geschwind durchs Gitter herein,
    Und bringe mir Käse und Kuchen.
    Mein schwarzes, gefiedertes Großmütterlein!
    O möchtest du nur sorgen,
    Daß die Muhme nicht auspickt die Augen mein,
    Wenn ich luftig schwebe morgen.
    6.
Die Grenadiere
    Nach Frankreich zogen zwei Grenadier’,
    Die waren in Rußland gefangen.
    Und als sie kamen ins deutsche Quartier,
    Sie ließen die Köpfe hangen.
    Da hörten sie beide die traurige Mär:
    Daß Frankreich verlorengegangen,
    Besiegt und zerschlagen das große Heer –
    Und der Kaiser, der Kaiser gefangen.
    Da weinten zusammen die Grenadier’
    Wohl ob der kläglichen Kunde.
    Der eine sprach: »Wie weh wird mir,
    Wie brennt meine alte Wunde!«
    Der andre sprach: »Das Lied ist aus,
    Auch ich möcht mit dir sterben,
    Doch hab ich Weib und Kind zu Haus,
    Die ohne mich verderben.«
    »Was schert mich Weib, was schert mich Kind,
    Ich trage weit beßres Verlangen;
    Laß sie betteln gehn, wenn sie hungrig sind –
    Mein Kaiser, mein Kaiser gefangen!
    Gewähr mir, Bruder, eine Bitt’:
    Wenn ich jetzt sterben werde,
    So nimm meine Leiche nach Frankreich mit,
    Begrab mich in Frankreichs Erde.
    Das Ehrenkreuz am roten Band
    Sollst du aufs Herz mir legen;
    Die Flinte gib mir in die Hand,
    Und gürt mir um den Degen.
    So will ich liegen und horchen still,
    Wie eine Schildwach’, im Grabe,
    Bis einst ich höre Kanonengebrüll
    Und wiehernder Rosse Getrabe.
    Dann reitet mein
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