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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke
Autoren: Heinrich Heine
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den Schlaf gebracht.
    Ach, sputet Euch, Meister Zimmermann,
    Damit ich balde schlafen kann!
    5.
    Schöne Wiege meiner Leiden,
    Schönes Grabmal meiner Ruh’,
    Schöne Stadt, wir müssen scheiden –
    Lebe wohl! ruf ich dir zu.
    Lebe wohl, du heil’ge Schwelle,
    Wo da wandelt Liebchen traut;
    Lebe wohl, du heil’ge Stelle,
    Wo ich sie zuerst geschaut.
    Hätt ich dich doch nie gesehen,
    Schöne Herzenskönigin!
    Nimmer wär es dann geschehen,
    Daß ich jetzt so elend bin.
    Nie wollt ich dein Herze rühren,
    Liebe hab ich nie erfleht;
    Nur ein stilles Leben führen
    Wollt ich, wo dein Odem weht.
    Doch du drängst mich selbst von hinnen,
    Bittre Worte spricht dein Mund;
    Wahnsinn wühlt in meinen Sinnen,
    Und mein Herz ist krank und wund.
    Und die Glieder matt und träge
    Schlepp ich fort am Wanderstab,
    Bis mein müdes Haupt ich lege
    Ferne in ein kühles Grab.
    6.
    Warte, warte, wilder Schiffsmann,
    Gleich folg ich zum Hafen dir;
    Von zwei Jungfraun nehm ich Abschied,
    Von Europa und von ihr.
    Blutquell, rinn aus meinen Augen,
    Blutquell, brich aus meinem Leib,
    Daß ich mit dem heißen Blute
    Meine Schmerzen niederschreib.
    Ei, mein Lieb, warum just heute
    Schauderst du, mein Blut zu sehn?
    Sahst mich bleich und herzeblutend
    Lange Jahre vor dir stehn!
    Kennst du noch das alte Liedchen
    Von der Schlang’ im Paradies,
    Die durch schlimme Apfelgabe
    Unsern Ahn ins Elend stieß?
    Alles Unheil brachten Äpfel!
    Eva bracht damit den Tod,
    Eris brachte Trojas Flammen,
    Du brachtst beides, Flamm’ und Tod.
    7.
    Berg’ und Burgen schaun herunter
    In den spiegelhellen Rhein,
    Und mein Schiffchen segelt munter,
    Rings umglänzt von Sonnenschein.
    Ruhig seh ich zu dem Spiele
    Goldner Wellen, kraus bewegt;
    Still erwachen die Gefühle,
    Die ich tief im Busen hegt.
    Freundlich grüßend und verheißend
    Lockt hinab des Stromes Pracht;
    Doch ich kenn ihn, oben gleißend,
    Birgt sein Innres Tod und Nacht.
    Oben Lust, im Busen Tücken,
    Strom, du bist der Liebsten Bild!
    Die kann auch so freundlich nicken,
    Lächelt auch so fromm und mild.
    8.
    Anfangs wollt ich fast verzagen,
    Und ich glaubt, ich trüg es nie;
    Und ich hab es doch getragen –
    Aber fragt mich nur nicht, wie?
    9.
    Mit Rosen, Zypressen und Flittergold
    Möcht ich verzieren, lieblich und hold,
    Dies Buch wie einen Totenschrein,
    Und sargen meine Lieder hinein.
    O könnt ich die Liebe sargen hinzu!
    Am Grabe der Liebe wächst Blümlein der Ruh’,
    Da blüht es hervor, da pflückt man es ab –
    Doch mir blüht’s nur, wenn ich selber im Grab.
    Hier sind nun die Lieder, die einst so wild,
    Wie ein Lavastrom, der dem Ätna entquillt,
    Hervorgestürzt aus dem tiefsten Gemüt,
    Und rings viel blitzende Funken versprüht!
    Nun liegen sie stumm und Toten gleich,
    Nun starren sie kalt und nebelbleich.
    Doch aufs neu die alte Glut sie belebt,
    Wenn der Liebe Geist einst über sie schwebt.
    Und es wird mir im Herzen viel Ahnung laut:
    Der Liebe Geist einst über sie taut;
    Einst kommt dies Buch in deine Hand,
    Du süßes Lieb im fernen Land.
    Dann löst sich des Liedes Zauberbann,
    Die blassen Buchstaben schaun dich an,
    Sie schauen dir flehend ins schöne Aug’,
    Und flüstern mit Wehmut und Liebeshauch.
Romanzen
    ~
    1. Der Traurige
    2. Die Bergstimme
    3. Zwei Brüder
    4. Der arme Peter
    5. Lied des Gefangenen
    6. Die Grenadiere
    7. Die Botschaft
    8. Die Heimführung
    9. Don Ramiro
    10. Belsazar
    11. Die Minnesänger
    12. Die Fensterschau
    13. Der wunde Ritter
    14. Wasserfahrt
    15. Das Liedchen von der Reue
    16. An eine Sängerin
    17. Das Lied von den Dukaten
    18. Gespräch auf der Paderborner Heide
    19. Lebensgruß
    20. Wahrhaftig
    ~
    1.
Der Traurige
    Allen tut es weh im Herzen,
    Die den bleichen Knaben sehn,
    Dem die Leiden, dem die Schmerzen
    Aufs Gesicht geschrieben stehn.
    Mitleidvolle Lüfte fächeln
    Kühlung seiner heißen Stirn;
    Labung möcht ins Herz ihm lächeln
    Manche sonst so spröde Dirn’.
    Aus dem wilden Lärm der Städter
    Flüchtet er sich nach dem Wald.
    Lustig rauschen dort die Blätter,
    Lust’ger Vogelsang erschallt.
    Doch der Sang verstummet balde,
    Traurig rauschet Baum und Blatt,
    Wenn der Traurige dem Walde
    Langsam sich genähert hat.
    2.
Die Bergstimme
    Ein Reiter durch das Bergtal zieht,
    Im traurig stillen Trab:
    »Ach! zieh ich jetzt wohl in Liebchens Arm,
    Oder zieh ich ins dunkle Grab?«
    Die Bergstimm’ Antwort gab:
    »Ins dunkle Grab!«
    Und weiter reitet der Reitersmann,
    Und seufzet schwer dazu:
    »So zieh ich denn hin ins
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