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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke
Autoren: Heinrich Heine
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Kaiser wohl über mein Grab,
    Viel Schwerter klirren und blitzen;
    Dann steig ich gewaffnet hervor aus dem Grab –
    Den Kaiser, den Kaiser zu schützen!«
    7.
Die Botschaft
    Mein Knecht! steh auf und sattle schnell,
    Und wirf dich auf dein Roß,
    Und jage rasch durch Wald und Feld
    Nach König Duncans Schloß.
    Dort schleiche in den Stall, und wart,
    Bis dich der Stallbub schaut.
    Den forsch mir aus: »Sprich, welche ist
    Von Duncans Töchtern Braut?«
    Und spricht der Bub: »Die Braune ist’s«,
    So bring mir schnell die Mär.
    Doch spricht der Bub: »Die Blonde ist’s«,
    So eilt das nicht so sehr.
    Dann geh zum Meister Seiler hin,
    Und kauf mir einen Strick,
    Und reite langsam, sprich kein Wort,
    Und bring mir den zurück.
    8.
Die Heimführung
    Ich geh nicht allein, mein feines Lieb,
    Du mußt mit mir wandern
    Nach der lieben, alten, schaurigen Klause,
    In dem trüben, kalten, traurigen Hause,
    Wo meine Mutter am Eingang kau’rt
    Und auf des Sohnes Heimkehr lau’rt.
    »Laß ab von mir, du finstrer Mann!
    Wer hat dich gerufen?
    Dein Odem glüht, deine Hand ist Eis,
    Dein Auge sprüht, deine Wang’ ist weiß; –
    Ich aber will mich lustig freun
    An Rosenduft und Sonnenschein.«
    Laß duften die Rosen, laß scheinen die Sonn’,
    Mein süßes Liebchen!
    Wirf um den weiten weißwallenden Schleier,
    Und greif in die Saiten der schallenden Leier,
    Und singe ein Hochzeitslied dabei;
    Der Nachtwind pfeift die Melodei.
    9.
Don Ramiro
    »Doña Clara! Doña Clara!
    Heißgeliebte langer Jahre!
    Hast beschlossen mein Verderben,
    Und beschlossen ohn’ Erbarmen.
    Doña Clara! Doña Clara!
    Ist doch süß die Lebensgabe!
    Aber unten ist es grausig,
    In dem dunkeln, kalten Grabe.
    Doña Clara! Freu dich, morgen
    Wird Fernando, am Altare,
    Dich als Eh’gemahl begrüßen –
    Wirst du mich zur Hochzeit laden?«
    »Don Ramiro! Don Ramiro!
    Deine Worte treffen bitter,
    Bittrer als der Spruch der Sterne,
    Die da spotten meines Willens.
    Don Ramiro! Don Ramiro!
    Rüttle ab den dumpfen Trübsinn;
    Mädchen gibt es viel auf Erden,
    Aber uns hat Gott geschieden.
    Don Ramiro, der du mutig
    Soviel Mohren überwunden,
    Überwinde nun dich selber –
    Komm auf meine Hochzeit morgen.«
    »Doña Clara! Doña Clara!
    Ja, ich schwör es, ja, ich komme!
    Will mit dir den Reihen tanzen; –
    Gute Nacht, ich komme morgen.«
    »Gute Nacht!« – Das Fenster klirrte.
    Seufzend stand Ramiro unten,
    Stand noch lange wie versteinert;
    Endlich schwand er fort im Dunkeln. –
    Endlich auch, nach langem Ringen,
    Muß die Nacht dem Tage weichen;
    Wie ein bunter Blumengarten
    Liegt Toledo ausgebreitet.
    Prachtgebäude und Paläste
    Schimmern hell im Glanz der Sonne;
    Und der Kirchen hohe Kuppeln
    Leuchten stattlich wie vergoldet.
    Summend, wie ein Schwarm von Bienen,
    Klingt der Glocken Festgeläute,
    Lieblich steigen Betgesänge
    Aus den frommen Gotteshäusern.
    Aber dorten, siehe! siehe!
    Dorten aus der Marktkapelle,
    Im Gewimmel und Gewoge,
    Strömt des Volkes bunte Menge.
    Blanke Ritter, schmucke Frauen,
    Hofgesinde, festlich blinkend,
    Und die hellen Glocken läuten,
    Und die Orgel rauscht dazwischen.
    Doch, mit Ehrfurcht ausgewichen,
    In des Volkes Mitte wandelt
    Das geschmückte junge Eh’paar,
    Doña Clara, Don Fernando.
    Bis an Bräutigams Palasttor
    Wälzet sich das Volksgewühle;
    Dort beginnt die Hochzeitfeier,
    Prunkhaft und nach alter Sitte.
    Ritterspiel und frohe Tafel
    Wechseln unter lautem Jubel;
    Rauschend schnell entfliehn die Stunden,
    Bis die Nacht herabgesunken.
    Und zum Tanze sich versammeln
    In dem Saal die Hochzeitgäste;
    In dem Glanz der Lichter funkeln
    Ihre bunten Prachtgewänder.
    Auf erhobne Stühle ließen
    Braut und Bräutigam sich nieder,
    Doña Clara, Don Fernando.
    Und sie tauschen süße Reden.
    Und im Saale wogen heiter
    Die geschmückten Menschenwellen,
    Und die lauten Pauken wirbeln,
    Und es schmettern die Drommeten.
    »Doch warum, o schöne Herrin,
    Sind gerichtet deine Blicke
    Dorthin nach der Saalesecke?«
    So verwundert sprach der Ritter.
    »Siehst du denn nicht, Don Fernando,
    Dort den Mann im schwarzen Mantel?«
    Und der Ritter lächelt freundlich:
    »Ach! das ist ja nur ein Schatten.«
    Doch es nähert sich der Schatten,
    Und es war ein Mann im Mantel;
    Und Ramiro schnell erkennend,
    Grüßt ihn Clara, glutbefangen.
    Und der Tanz hat schon begonnen,
    Munter drehen sich die Tänzer
    In des Walzers wilden Kreisen,
    Und der Boden dröhnt und bebet.
    »Wahrlich gerne, Don Ramiro,
    Will ich dir zum Tanze
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