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Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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vertreiben.
    Eridon .
    Geliebtes Kind, geh!
    Amine .
    Geh! Hol’ deine Flöte her.
    Eridon .
    Du willst’s!
     
 * 
Sechster Auftritt
    Amine .
    Er scheint betrübt, und heimlich jauchzet er.
    An ihm wirst du umsonst die Zärtlichkeit verlieren.
    Dies Opfer, rührt’ es ihn? Es schien ihn kaum zu rühren;
    Er hielt’s für Schuldigkeit. Was willst du, armes Herz?
    Du murrst, drückst diese Brust. Verdient’ ich diesen Schmerz?
    Ja, wohl verdienst du ihn! Du siehst, dich zu betrüben,
    Hört er nicht auf, und doch hörst du nicht auf zu lieben.
    Ich trag’s nicht lange mehr. Still! Ha! Ich höre dort
    Schon die Musik. Es hüpft mein Herz, mein Fuß will fort.
    Ich will! Was drückt mir so die bange Brust zusammen!
    Wie ängstlich wird es mir! Es zehren heft’ge Flammen
    Am Herzen. Fort, zum Fest! Ach, er hält mich zurück!
    Armsel’ges Mädchen! Sieh, das ist der Liebe Glück!
    (Sie wirft sich auf einen Rasen und weint; da die andern auftreten, wischt sie sich die Augen und steht auf.)
    Weh mir, da kommen sie! Wie werden sie mich höhnen!
     
 * 
Siebenter Auftritt
    Amine . Egle . Lamon .
    Egle .
    Geschwind! Der Zug geht fort! Amine! Wie? In Tränen?
    Lamon (hebt die Kränze auf) .
    Die Kränze?
    Egle .
    Was ist das? Wer riss sie dir vom Haupt?
    Amine .
    Ich!
    Egle .
    Willst du denn nicht mit?
    Amine .
    Gern, wär’ es mir erlaubt.
    Egle .
    Wer hat dir denn was zu erlauben? Geh, und rede
    Nicht so geheimnisvoll! Sei gegen uns nicht blöde!
    Hat Eridon? –
    Amine .
    Ja! Er!
    Egle .
    Das hatt’ ich wohl gedacht.
    Du Närrin, dass dich nicht der Schaden klüger macht!
    Versprachst du ihm vielleicht, du wolltest bei ihm bleiben,
    Um diesen schönen Tag mit Seufzern zu vertreiben?
    Ich zweifle nicht, mein Kind, dass du ihm so gefällst.
    (Nach einigem Stillschweigen, indem sie Lamon einen Wink gibt.)
    Doch du siehst besser aus, wenn du den Kranz behältst.
    Komm, setz’ ihn auf! Und den, sieh! Den häng’ hier herüber!
    Nun bist du schön.
    (Amine steht mit niedergeschlagenen Augen und lässt Egle machen. Egle gibt Lamon ein Zeichen.)
    Doch ach, es läuft die Zeit vorüber;
    Ich muss zum Zug!
    Lamon .
    Jawohl! Dein Diener, gutes Kind.
    Amine (beklemmt) .
    Lebt wohl!
    Egle (im Weggehen) .
    Amine! Nun, gehst du nicht mit? Geschwind!
    (Amine sieht sie traurig an und schweigt.)
    Lamon (fasst Egle bei der Hand, sie fortzuführen) .
    Ach, lass sie doch nur gehn! Vor Bosheit möcht’ ich sterben:
    Da muss sie einem nun den schönen Tanz verderben!
    Den Tanz mit Rechts und Links, sie kann ihn ganz allein,
    Wie sich’s gehört; ich hofft’ auf sie, nun fällt’s ihr ein,
    Zu Haus zu bleiben! Komm, ich mag ihr nichts mehr sagen.
    Egle .
    Den Tanz versäumst du! Ja, du bist wohl zu beklagen.
    Er tanzt sich schön. Leb’ wohl!
    (Egle will Aminen küssen. Amine fällt ihr um den Hals und weint.)
    Amine .
    Ich kann’s nicht mehr ertragen.
    Egle .
    Du weinst?
    Amine .
    So weint mein Herz, und ängstlich drückt es mich.
    Ich möchte –! Eridon, ich glaub’, ich hasse dich.
    Egle .
    Er hätt’s verdient. Doch nein! Wer wird den Liebsten hassen?
    Du musst ihn lieben, doch dich nicht beherrschen lassen,
    Das sagt’ ich lange schon! Komm mit!
    Lamon .
    Zum Tanz, zum Fest!
    Amine .
    Und Eridon?
    Egle .
    Geh nur! Ich bleib’. Gib Acht, er lässt
    Sich fangen und geht mit. Sag’, würde dich’s nicht freuen?
    Amine .
    Unendlich!
    Lamon .
    Nun, so komm! Hörst du dort die Schalmeien?
    Die schöne Melodie?
    (Er fasst Aminen bei der Hand, singt und tanzt.)
    Egle (singt) .
    Und wenn euch der Liebste mit Eifersucht plagt,
    Sich über ein Nicken, ein Lächeln beklagt,
    Mit Falschheit euch necket, von Wankelmut spricht:
    Dann singet und tanzet, da hört ihr ihn nicht.
    (Lamon zieht im Tanz Aminen mit sich fort.)
    Amine (im Abgehen) .
    O bring’ ihn ja mit dir!
     
 * 
Achter Auftritt
    Egle . Hernach Eridon mit einer Flöte und Liedern.
    Egle .
    Schon gut! Wir wollen sehn! Schon lange wünscht’ ich mir
    Gelegenheit und Glück, den Schäfer zu bekehren.
    Heut wird mein Wunsch erfüllt; wart’ nur, ich will dich lehren!
    Dir zeigen, wer du bist; und wenn du dann sie plagst! –
    Er kommt! Hör’, Eridon!
    Eridon .
    Wo ist sie?
    Egle .
    Wie! Du fragst?
    Mit meinem Lamon dort, wo die Schalmeien blasen.
    Eridon (wirft die Flöte auf die Erde und zerreißt die Lieder) .
    Verfluchte Untreu’!
    Egle .
    Rasest du?
    Eridon .
    Sollt’ ich nicht rasen!
    Da reißt die Heuchlerin mit lächelndem Gesicht
    Die Kränze von dem
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