Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
Vom Netzwerk:
will noch mehr als das.
    Das Glück verwöhnet uns gar leicht durch seine Gaben,
    Man hat, soviel man braucht, und glaubt noch nichts zu haben.
    Die Lust, die jede Frau, die jedes Mädchen hat,
    Ich bin nicht hungrig drauf, doch bin ich auch nicht satt.
    Der Putz, der Ball! – Genug, ich bin ein Frauenzimmer.
    Söller .
    Eh nun, so geh doch mit; sag’ ich dir’s denn nicht immer?
    Sophie .
    Dass wie die Fastnachtslust auch unsre Wirtschaft sei:
    Die kurze Zeit geschwärmt, dann auf einmal vorbei?
    Viel lieber sitz’ ich hier allein zu ganzen Jahren!
    Wenn du nicht sparen willst, so muss die Frau wohl sparen.
    Mein Vater ist genug schon über mir erbost:
    Ich stille seinen Zorn und bin sein ganzer Trost.
    Nein, Herr! Ich helf’ Ihm nie mein eigen Geld verschwenden:
    Spar’ Er es erst an sich, um es an mich zu wenden!
    Söller .
    Mein Kind, für diesmal nur lass mich noch lustig sein,
    Und wenn die Messe kommt, so richten wir uns ein.
    Ein Kellner (tritt auf) .
    Herr Söller!
    Söller .
    He, was gibt’s?
    Kellner .
    Der Herr von Tirinette!
    Sophie .
    Der Spieler?
    Söller .
    Schick’ ihn fort! Dass ihn der Teufel hätte!
    Kellner .
    Er sagt, er muss Sie sehn.
    Sophie .
    Was will er denn bei dir?
    Sophie .
    Was will er denn bei dir?
    Söller .
    Ah, er verreist – (zum Kellner) Ich komm’! –
    (zu Sophie) und er empfiehlt sich mir.
    (Ab.)
Dritter Auftritt
    Sophie (allein) .
    Der mahnt ihn ganz gewiss! Er macht beim Spiele Schulden,
    Er bringt noch alles durch, und ich, ich muss es dulden.
    Dies ist nun alle Lust und mein geträumtes Glück!
    Solch eines Menschen Frau! Wie weit kamst du zurück!
    Wo ist sie hin, die Zeit, da sie zu ganzen Scharen
    Die süßten jungen Herrn zu deinen Füßen waren?
    Da jeder sein Geschick in deinen Blicken sah?
    Ich stand im Überfluss wie eine Göttin da;
    Aufmerksam rings umher die Diener meiner Grillen;
    Es war genug, mein Herz mit Eitelkeit zu füllen.
    Und ach! Ein Mädchen ist wahrhaftig übel dran!
    Ist man ein bisschen hübsch, gleich steht man jedem an,
    Da summt uns unser Kopf den ganzen Tag von Lobe!
    Und welches Mädchen hält wohl diese Feuerprobe?
    Ihr könnt so ehrlich tun, man glaubt euch gern aufs Wort,
    Ihr Männer! – Auf einmal führt euch der Henker fort.
    Wenn’s was zu naschen gibt, sind alle flugs beim Schmause;
    Doch macht ein Mädchen Ernst, so ist kein Mensch zu Hause.
    So geht’s mit unsern Herrn in dieser schlimmen Zeit;
    Es gehen zwanzig drauf, bis dass ein halber freit.
    Zwar fand ich mich zuletzt nicht eben ganz verlassen;
    Mit vierundzwanzigen ist nicht viel zu verpassen.
    Der Söller kam mir vor – Eh, und ich nahm ihn an;
    Es ist ein schlechter Mensch, allein es ist ein Mann.
    Da sitz’ ich nun und bin nicht besser als begraben.
    Anbeter könnt’ ich wohl noch in der Menge haben;
    Allein, was sollen sie? Man quälet, sind sie dumm,
    Zur Langeweile nur mit ihnen sich herum;
    Und einen klugen Freund ist es gefährlich lieben:
    Er wird die Klugheit bald zu euerm Schaden üben.
    Auch ohne Liebe war mir jeder Dienst verhasst –
    Und jetzt – mein armes Herz, warst du darauf gefasst?
    Alcest ist wieder hier. Ach, welche neue Plage!
    Ja vormals, war er da, da waren’s andre Tage!
    Wie liebt’ ich ihn! – Und noch! – Ich weiß nicht, was ich will!
    Ich weich’ ihm ängstlich aus, er ist nachdenkend, still,
    Ich fürchte mich vor ihm; die Furcht ist wohl gegründet.
    Ach, wüsst er, was mein Herz noch jetzt für ihn empfindet!
    Er kommt. Ich zittre schon. Die Brust ist mir so voll;
    Ich weiß nicht, was ich will, noch wen’ger, was ich soll.
Vierter Auftritt
    Sophie . Alcest .
    Alcest (angekleidet, ohne Hut und Degen) .
    Verzeihen Sie, Madam, wenn ich beschwerlich falle.
    Sophie .
    Sie scherzen, Herr Alcest! Dies Zimmer ist für alle.
    Alcest .
    Ich fühle; jetzt bin ich für Sie wie jedermann.
    Sophie .
    Ich seh’ nicht, wie Alcest darüber klagen kann.
    Alcest .
    Du siehst nicht, Grausame? Ich sollte das erleben?
    Sophie .
    Erlauben Sie, mein Herr! Ich muss mich weg begeben.
    Alcest .
    Wohin? Sophie? Wohin? – Du wendest dein Gesicht?
    Versagst mir deine Hand? Sophie, kennst du mich nicht?
    Sieh her! Es ist Alcest, der um Gehör dich bittet.
    Sophie .
    Weh mir! Wie ist mein Herz, mein armes Herz zerrüttet!
    Alcest .
    Bist du Sophie, so bleib!
    Sophie .
    Ich bitte, schonen Sie!
    Ich muss, ich muss hinweg!
    Alcest .
    Unzärtliche Sophie!
    Verlassen Sie mich, nur! – In diesem Augenblicke,
    Dacht’ ich, ist sie allein; du nahst dich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher