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Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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den Ball! Im Ernst, Herr Schwiegersohn,
    Ich hab’ Sein Rasen satt und dächt’, Er blieb’ davon.
    Mein Mädchen hab’ ich Ihm wahrhaftig nicht gegeben,
    Um so in Tag hinein von meinem Geld zu leben.
    Ich bin ein alter Mann, ich sehnte mich nach Ruh’,
    Ein Helfer fehlte mir: Nahm ich Ihn nicht dazu?
    Ein schöner Helfer wohl, mein Bisschen durchzubringen!
    Söller (summt ein Liedchen in den Bart) .
    Wirt .
    Ja, sing’ Er, sing’ Er nur, ich will Ihm auch was singen!
    Er ist ein Taugenichts, der voller Torheit steckt,
    Spielt, säuft und Tabak raucht und tolle Streiche heckt,
    Die ganze Nacht verschwärmt, den halben Tag im Bette;
    Es ist kein Fürst im Reich, der besser leben hätte.
    Da sitzt das Abenteuer mit weiten Ärmeln da,
    Der König Hasenfuß!
    Söller (trinkt) .
    Ihr Wohlergehn, Papa!
    Wirt .
    Ein saubres Wohlergehn! Das Fieber möchte’ ich kriegen.
    Sophie .
    Mein Vater, sei’n Sie gut!
    Söller (trinkt) .
    Mein Fiekchen, dein Vergnügen!
    Sophie .
    Vergnügen! Könnt’ ich euch nur einmal einig sehn!
    Wirt .
    Wenn er nicht anders wird, so kann das nie geschehn.
    Ich bin wahrhaftig längst des ew’gen Zankens müde,
    Doch wie er’s täglich treibt, da halt’ der Henker Friede!
    Er ist ein schlechter Mann, so kalt, so undankbar;
    Er sieht nicht, was er ist, er denkt nicht, was er war,
    Nicht an die Dürftigkeit, aus der ich ihn gerissen,
    An seine Schulden nicht, die ich doch zahlen müssen.
    Man sieht, es bessert doch nicht Elend, Reu’ noch Zeit;
    Einmal ein Lumpenhund, der bleibt’s in Ewigkeit.
    Sophie .
    Er ändert sich gewiss.
    Wirt .
    Muss er’s so lang verschieben?
    Sophie .
    Das ist nun Jugendart.
    Söller (trinkt) .
    Ja, Fiekchen, was wir lieben!
    Wirt .
    Zu einem Ohr hinein, zum andern flugs heraus!
    Er hört mich nicht einmal. Was bin ich denn im Haus?
    Ich hab’ schon zwanzig Jahr mit Ehren mich gehalten.
    Meint Er, was ich erwarb, damit woll’ Er nun schalten
    Und wollt’ es nach und nach verteilen? Nein, mein Freund,
    Das lass’ Er sich vergehn! So bös ist’s nicht gemeint!
    Mein Ruf hat lang gewährt und soll noch länger währen,
    Es kennt die ganze Welt den Wirt zum schwarzen Bären.
    Es ist kein dummer Bär, und konserviert sein Fell:
    Jetzt wird mein Haus gemalt, und dann heiß’ ich’s Hotel.
    Da regnet’s Kavaliers, da kommt das Geld mit Haufen;
    Doch da gilt’s, fleißig sein, und nicht, sich dumm zu saufen!
    Nach Mitternacht zu Bett und morgens auf bei Zeit,
    So heißt’s da!
    Söller .
    Bis dahin ist es noch ziemlich weit.
    Ging’s nur so seinen Gang, und wär’s nicht täglich schlimmer!
    Wer kommt denn viel zu uns? Da droben stehn die Zimmer.
    Wirt .
    Wer reist denn jetzt auch viel? Das ist nun so einmal,
    Und hat nicht Herr Alcest zwei Stuben und den Saal?
    Söller .
    Ja, ja, das ist schon was, das ist ein guter Kunde;
    Allein, Minuten sind erst sechzig eine Stunde.
    Und dann weiß Herr Alcest, warum er hier ist.
    Wirt .
    Wie?
    Söller .
    Ach, apropos, Papa. Man sagt mir heute früh,
    In Deutschland gäb’s ein Korps von braven jungen Leuten,
    Die für Amerika Sukkurs und Geld bereiten.
    Man sagt, es wären viel und hätten Mut genug,
    Und wie das Frühjahr käm’, so geh’ der ganze Zug.
    Wirt .
    Ja, ja, beim Glase Wein hört’ ich wohl manchen prahlen,
    Er ließe Haut und Haar für meine Provinzialen:
    Da lebt’ die Freiheit hoch, war jeder brav und kühn,
    Und wenn der Morgen kam, ging eben keiner hin.
    Söller .
    Ach, es gibt Kerls genug, bei denen’s immer sprudelt;
    Und wenn so einen denn die Liebe weidlich hudelt,
    So müsst’s romanenhaft, sogar erhaben stehn,
    So, mit dem Kopf voran, in alle Welt zu gehen.
    Wirt .
    Wenn einen nur die Lust von unsern Kunden triebe,
    Der auch hübsch artig wär’ und dann uns manchmal schriebe,
    Das wär’ doch noch ein Spaß!
    Söller .
    Es ist verteufelt weit.
    Wirt .
    Eh nun, was liegt daran? Der Brief läuft eine Zeit.
    Ich will doch gleich hinauf in kleinen Vorsaal gehen,
    Wie weit’s ist ohngefähr, auf meiner Karte sehen. (Ab.)
Zweiter Auftritt
    Söller . Sophie .
    Söller .
    Im Haus ist nichts so schlimm, die Zeitung macht es gut.
    Sophie .
    Ja, gib ihm immer nach!
    Söller .
    Ich hab’ kein schnelles Blut,
    Das ist sein Glück! Denn sonst – mich so zu kujonieren!
    Sophie .
    Ich bitt’ dich!
    Söller .
    Nein, man muss da die Geduld verlieren!
    Ich weiß das alles wohl, dass ich vor einem Jahr
    Ein lockrer Passagier und voller Schulden war –
    Sophie .
    Mein Guter, sei nicht
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