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Saat des Himmels

Saat des Himmels

Titel: Saat des Himmels
Autoren: Alexander Kröger
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gebunden zu werden, verkrochen. Doch wir
finden sie!“
    Yoshuas getreue Begleiter erstarrten zu Salzsäulen, als ihr
Meister, aus der Dunkelheit kommend, in den Kreis des
Feuerscheins trat. Sie warfen sich demütig in den Staub.
„Herr, vergib uns Zweiflern“, rief einer.
    Und ein anderer: „Er ist der wahre Messias, der Sohn des
Allmächtigen, wie die Prophezeiung sagt. Und auferstanden
von den Toten, wird er in sein Reich eingehen.“
    Patros, der Fischer, fragte verzagt: „Wirst du uns nun
verlassen, Meister?“
„Mein Leib wird euch verlassen“, erwiderte Yoshua mit
Pathos. „Mein Geist aber und mein Wort bleiben, und ihr,
meine Getreuen, seid dazu auserwählt, dieses Wort
unentwegt weiterzutragen, es gegen alle Unbill und Gewalt
zu schützen und auszubreiten. Euer und des ganzen Volkes
Glaube wird auf dieser Welt Frieden machen, allezeit
Frohsinn und Zufriedenheit. Er wird Berge versetzen!
Verzagt nicht in schweren Tagen, in Zeiten der Verfolgung
und Not. Seht immer auf das Licht, das euer Tun begleitet,
ihm vorauseilt. Die Seligkeit ist euer!“ Yoshua trat langsam
aus den Schein des Feuers zurück in die Dunkelheit.
„Gehen wir, Herr“, sagte er leise.
AmUlzo nahm ihn bei der Hand und führte ihn zum
Gleiter. Dort erwartete sie eine Überraschung: Von
AusGarmi zum Treffpunkt gebracht, standen Miriam und
Jussup, die Eltern des Yoshua, an der Maschine.
Sie umarmten sich wortlos, Tränen rollten über ihre
Gesichter, und es schien, als wollten sie nicht mehr
voneinander lassen.
Doch dann löste sich Jussup. „Geh in Frieden, mein
Sohn“, sagte er mit bewegter Stimme. „Wir sehen uns dort,
wo du nun hingehst.“
„Geh in Frieden, mein Sohn Yoshua“, rief Miriam unter
Tränen.
„Lebt wohl“, flüsterte Yoshua, und er entschwand in den
Tentakeln von AusGarmi, die ihn in den Gleiter hob.
Epilog
    „O, dass mir dieses noch vergönnt ist. Ich danke dir, o Herr!
Lass dich umarmen, Adnan, mein Sohn!“ Und der Alte fiel
dem jungen Mann um den Hals, der soeben, ein Bündel
über der Schulter, die lehmgestampfte kleine Terrasse vor
dem kleinen Haus am Fluss betreten hatte.
    „Du kannst sehen, Vater Ibrahim?“, fragte überrascht der
mit Adnan Angesprochene. „Das ist eine Freude!“
„Ja“, ein träumerischer Ausdruck trat in das Gesicht des
Alten, „ein Wunder ist an mir geschehen. Der Messias
selbst ist zu mir gekommen, und ich bin wieder sehend
geworden.“
„Der Messias! Leibhaftig? Ich habe viel von ihm gehört,
von seinen Wundern, und ich lebe nach seiner Lehre. Wie
sah er aus, der Messias?“, fragte der junge Mann
wissbegierig drängend.
Ibrahim lächelte. „Wie soll er ausgesehen haben. So wie
du, wie ein Menschensohn. Er sprach wie ein solcher, ging
so… Aber was er sprach! Die Leute hingen an seinen
Lippen, schlürften von ihm des Allmächtigen Wort.
Abertausende folgen seiner Lehre, erahnen nun den Hauch
der Glückseligkeit, hoffen auf das Reich des Herrn auch auf
Erden. Aber woher des Wegs kommst du? Du machst mich
glücklich!“
„Ich bin ruhelos gewandert, bis ins Land, das sie India
nennen. Aber selbst bis dorthin ist die Kunde von eurem
Messias gedrungen, Kunde von zu Hause. Da habe ich den
Heimweg begonnen. Hier bin ich, und hier bleibe ich!“
„Du bleibst!“ In das Gesicht des Alten war Farbe
gestiegen, es schien, als habe es sich um Jahre verjüngt.
„Du wirst hungrig sein.“ Er reichte dem Jungen eine Schale
mit Schafsmilch. „Ruh dich aus, mein Adnan.“
    „Bist du zufrieden, AmUlzo?“, fragte VonEtali.
„Ja, ich bin es. Er wird als Adnan, als kluger, fröhlicher
Mensch sein Leben leben. Ibrahim wird glücklich sein über
den Sohn, von dessen Existenz er bislang nichts wusste,
von dem er nun glaubt, dass er aus der Ferne zurückgekehrt
ist. Unsere Mnemographen sind Kunstwerke!“
„Es ist eine gute Lösung, wenngleich der Umgang mit der
Identität der Beteiligten…“, setzte AusGarmi fort. „Aber
das meine ich nicht. Du wolltest anderes!“
„Was ich wollte, sollte für alle oder viele von uns sein,
nicht für uns drei.“
„Es wäre ohnehin falsch gewesen“, sagte VonEtali sanft,
als denke sie laut.
„Ja – er hat mich eines Besseren belehrt. Und er hat für
seinesgleichen erreicht, was ich anfangs auch für uns
erwünscht habe.“
„Ob aber diese visuelle Obrigkeit samt ihren irdischen
Dienern, die sie nun akzeptieren, ihnen mit ihren Regeln
und ihrer Strenge eine sein wird, wie wir eine hätten sein
können?“
„Du stellst schwere
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