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Saat des Himmels

Saat des Himmels

Titel: Saat des Himmels
Autoren: Alexander Kröger
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und
lass es dich nicht verdrießen.“ Mit einem
bezeichnenden Blick auf AmUlzos Umfeld verabschiedete
sie sich.
AusGarmi warf noch einen Blick auf Yoshua, der mit
geschlossenen Augen, an die grobe Steinmauer gelehnt, auf
seiner Schütte saß, schlief oder meditierte. „Ich wünsche dir
Glück, AmUlzo. Ich glaube, es wird problematisch.“ Sie
glitt hinweg.
Wenig später meldete sich AusGarmi fernmündlich beim
Gefährten und unterrichtete ihn, was Kreuzigung bedeutete.
„Das sind keine Zivilisierten, sondern Ungeheuer“,
kommentierte AmUlzo. „Aber Yoshua werden wir natürlich
nicht töten lassen, weder so, noch anders.“ Und er löste
seine Halterung, glitt sacht zu Boden, näherte sich
behutsam dem Künder und richtete den Mnemographen auf
ihn.
    Wenig später betraten zwei Wachmänner Yoshuas Verließ.
Einer von ihnen, ein Chargierter, warf dem Delinquenten
einen purpurroten Umhang über und rief höhnisch: „Es geht
los, mein König. Und da dich auf deinem letzten Weg zwei
Verbrecher begleiten werden, solltest du dich – als König! –
von ihnen schon abheben.“
    Er packte Yoshua grob am Oberarm und stieß ihn aus dem
Raum. Im Gang nahmen ihn die beiden anderen Soldaten in
die Mitte, und sie strebten der Treppe zu, die zum Ausgang
führte.
    AmUlzo folgte. „Hoffentlich“, dachte er, „gehen sie mit
ihm nicht allzu brutal um.“
Im Hof des Palastes erwarteten die kleine Gruppe eine
Eskorte von mindestens dreißig Kriegern und zwei
zerlumpte Gestalten, deren Rücken zwei schwere
Holzkreuze krümmten. Ein drittes lag auf dem Boden;
darauf wies der Kommandierende und befahl Yoshua, es
aufzunehmen.
An den Gittern des noch geschlossenen Tores drängte sich
die Meute; und sie heulte frenetisch auf, als Yoshua sich
mit Mühe das Kreuz auflud und nunmehr, ebenfalls mit
gekrümmtem Rücken, das Weitere erwartete.
Die Soldaten bildeten zwei Reihen, dazwischen postierten
sie die drei Verurteilten. Lachend und abermals höhnend
achteten sie darauf, dass dem König die Mitte zukam.
Als das Tor geöffnet wurde, hatten die Eskortierenden
Mühe, den Mob von Yoshua fern zu halten.
Mit Stöcken versuchte man, über die Köpfe der Soldaten
hinweg, Yoshua zu schlagen, zu stoßen, ihn zu verletzen.
Im Wesentlichen wehrten die Krieger diese Angriffe ab,
indem sie die Gasse zwischen ihren Reihen verbreiterten.
Die Weite des Platzes vor dem Palast ließ dies zu.
Johlend begleitete auf beiden Seiten der Mob die langsam
Schreitenden.
Der Weg führte an einem dornigen Strauch vorbei.
Ein Soldat hieb eine Ranke ab, bog sie zu einem Kreis,
fluchte erbärmlich, weil er sich in die Finger gestochen
hatte, dann drängte er zu Yoshua und drückte diesem den
Kranz unter dem Jubel der Menge aufs Haupt.
„Ein König muss schließlich eine Krone haben“, schrie er
selbstgefällig und lachte lauthals. Man krakeelte Beifall.
Gefahrvoller wurde für Yoshua der Gang, als man in die
schmale Gasse einbog, die bergan zur Hinrichtungsstätte
führte.
Die Menge drückte von beiden Seiten die Eskorte an die
Kreuzträger heran, zwängte sich mit in die Gasse hinein,
und trotz eigener Bedrängnis versuchten etliche, gegen
Yoshua tätlich zu werden.
AmUlzo war in das Beiboot gestiegen, mit dem ihm
VonEtali entgegengekommen war, als er das Gefängnis
verließ. Nunmehr schwebten sie über den Köpfen, und ab
und an, wenn einer aus der Meute zu einem Schlag
ausholte, der womöglich zu einer ernsthafteren Verletzung
geführt hätte, ließ VonEtali einen Betäubungsstrahl
hinuntersausen, den außer dem Betroffenen keiner sah noch
verspürte. Dieser jedoch sackte zusammen, wurde, wenn er
Glück hatte, in einen Hauseingang gestoßen, wenn nicht…
Angesichts dieses blinden, dummen Hasses, dieser
Brutalität, die von dieser johlenden Meute ausgingen, war
VonEtali das Schicksal des Betäubten höchst gleichgültig.
So gut es ging und sie gegen den Lärm ankam

selbstverständlich musste der Hörkontakt zur Außenwelt in
dieser Situation erhalten bleiben – warf VonEtali AmUlzo
schädliche, unverständliche Tatenlosigkeit vor. „Warum,
um alles in der Welt, greifen wir nicht ein!“
Trotz des Ernstes der Lage lächelte AmUlzo. „Du
verkennst Yoshua – seinen Intellekt, seinen Weitblick. Ich
brauchte ihm den Märtyrer-Gedanken gar nicht nahe zu
bringen, er hatte ihn selbst. Stell’ dir vor, er war fest
entschlossen, tatsächlich in den Tod zu gehen, mich – na,
als seinen wundertätigen, scheinbar allmächtigen
Gesprächspartner –
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