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Rywig 09 - Ich zähl die Tage im Kalender

Titel: Rywig 09 - Ich zähl die Tage im Kalender
Autoren: Berte Bratt
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Flamme, die sie eigentlich totglaubte, fing an zu lodern, jetzt brennt sie lichterloh, und die beiden heiraten in drei Wochen! Ich könnte sie mit meinen eigenen Händen erdrosseln. Was natürlich Quatsch ist. Ich mag den Mann sehr gern, und ich gönne ihnen so herzlich ihr Glück.
    Aber in drei Wochen werden also Bicky und ich allein hier rumsitzen und Trübsal blasen. Ich habe nicht einmal meine Donnerstagsmädchen, die sind fertige Ärztinnen und verheiratet - ja, Anke auch, sie hat einen Kollegen in München geheiratet, wußtest Du das? - Also, ich fühle mich so ziemlich knockout und dachte mit Schrecken daran, ganz allein in diesem, eigentlich zu großen Haus zu sitzen, bis mir ganz plötzlich eine Idee kam - noch einen Augenblick, Sentalein, gleich kommst Du ins Bild.
    Also - jetzt muß ich mich kurz fassen, sonst komme ich gar nicht zur Sache - meine Schwiegertochter (von der ich herzlich grüßen soll, sie spricht oft von Dir) hat seit einigen Monaten ein französisches Au-pair-Mädchen. Ein recht nettes, fröhliches kleines Wesen, ich habe sie ja öfters getroffen und mag sie sehr gern. Nun ist eigentlich ihre Zeit auf dem Gut um, sie sollte wohl nach dem Plan zurück nach Frankreich, aber sie will nicht! Sie hat verraten, daß sie so gern in Deutschland studieren möchte, und zwar hat sie den Wunschtraum, Dolmetscherin zu werden. Mit anderen Worten, vorläufig, jedenfalls ein Jahr, meine Muttersprache besser zu lernen als sie es jetzt kann, obwohl sie schon ganz gut damit zurechtkommt (daß sie manchmal „eine albe Liter Milch“ sagt, oder meinen Enkel Hartmut „Artmüt“ nennt, ist ja unwesentlich).
    Nun, dann ist meiner genialen Schwiegertochter der Gedanke gekommen, die kleine Denise könnte doch eigentlich bei mir wohnen, dann wäre ich nicht allein im Haus, und ich würde keinen Wucherpreis für eins meiner vielen Zimmer verlangen. Denise hat etwas Geld zusammengespart, mit alleräußerster Vorsicht wird es für ein paar Semester reichen.
    Natürlich habe ich zugesagt. Es ist ja wunderbar, daß ich einem jungen, lernfreudigen Mädchen dadurch helfen kann, daß ich ihm ein Dach überm Kopf verschaffe, und dafür sorge, daß sie jeden Tag satt wird.
    Und dann kam mir, mitten in der Nacht, ein so guter Gedanke,
    daß ich nun alles stehen und liegen lasse und diesen Brief schreibe.
    Warum nur ein Mädchen? Ich habe doch so viel Raum, und ich habe so viel Zeit, und ich liebe es, junge Menschen um mich zu haben, und es sind bestimmt viele Mädchen, die knapp bei Kasse sind und sich durch die Studienzeit durchkämpfen und auf furchtbar viel verzichten müssen. Ich kann glatt drei Mädchen aufnehmen, und ich möchte es tun!
    Noch etwas: Ich hätte so gern drei Mädchen verschiedener Nationalität. Du kennst ja dieses Steckenpferd bei mir: junge Menschen aus verschiedenen Ländern zusammenzubringen, ihnen zu helfen, quer über Landesgrenzen und Sprachschwierigkeiten sich menschlich näherzukommen, Freundschaft zu schließen, den künstlichen Haß, der von Kriegen und doofen Politikern erzeugt wird, zu vergessen, Respekt vor der Lebenseinstellung, der Religion und der Rasse anderer Menschen zu bekommen.
    So, und nun kommt es endlich.
    Sentachen, kennst Du zufällig irgendein junges norwegisches Mädchen, das vorhat, zu studieren, das gern in Kiel studieren möchte, dem es finanziell nicht allzu rosig geht - mit anderen Worten: Kennst Du eine junge Norwegerin, die Hilfe braucht, um durch die Studienzeit durchzukommen?
    Natürlich stelle ich ein paar Bedingungen: Es muß ein ehrlicher Mensch sein, also keiner, der mein Silber klaut oder so was. Es soll jemand sein, der wirklich arbeiten will, jemand, dem viel daran liegt, studieren zu können. Und dann muß es ein Mädchen sein, das nicht in Ohnmacht fällt, falls Bicky ihr auf den Schoß springt, und keine Zustände kriegt, weil das liebe Tier während der Mahlzeiten neben meinem Stuhl steht und seine Zuteilung bekommt.
    Wenn dann das Mädchen auch etwas Humor hätte, wäre es schön, aber das ist natürlich keine Bedingung.
    So ein Mädchen kriegt dann bei mir ein nettes Zimmer, ein gutes Bett, einen brauchbaren Arbeitstisch, Wäsche, Heizung, Badegelegenheit und drei solide Mahlzeiten pro Tag. Es wird nicht immer „Donnerstagsessen“ geben, so wie Du es kennst, es wird nichts mit Mokkaeis, Omelette Surprise, teuren Steaks und solchen Sachen. Es wird ein gutes, nahrhaftes, mit Liebe gekochtes Alltagsessen geben. Dafür zahlt jedes Mädchen pro Monat
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