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Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen

Titel: Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen
Autoren: Berte Bratt
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Seronera! Leben eine Woche im Zelt, machen Pirschfahrten mit Evaristus - denk an die Erdwölfe und die Servale -Heiko, ich schreie gleich vor Freude!“
    Heiko schrie nicht. Aber seine Augen strahlten, und er fing schon an, sich zu überlegen, wie man am besten und billigsten hinkäme -ob man vielleicht mit irgendeinem „Gruppenauto“ mitfahren durfte -oder ob ein Flug wohl erschwinglich wäre.
    Ich war so vollkommen durcheinander, daß ich nicht wußte, was ich tat! Ich nahm ein Bad und kämmte die Haare ganz automatisch, aber als ich mich zum Mittagessen anzog, mußte Heiko mich darauf aufmerksam machen, daß ich dabei war, in meine zerknitterte und unwahrscheinlich dreckige Safarihose zu steigen!
    Wie freute ich mich darauf, Frau Robinson dies zu erzählen! Sie würde es uns so richtig von Herzen gönnen.
    Das tat sie auch. Sie beglückwünschte uns aufrichtig und fragte gleich, wie wir diese „Verschnaufwoche“ verbringen wollten.
    „Wir machen eine verspätete Hochzeitsreise nach Seronera!“ sagte Heiko.
    „Wunderbar. Darf ich ein bißchen zu Ihrem Glück beitragen? Sie können für die Woche gern meinen Wagen haben.
    Sprechen Sie mit Francis, er fährt uns ja übermorgen zum Flughafen.“
    „Oh, Frau Robinson, ich heule gleich vor Freude!“
    Ich tat es auch. Ich mußte wirklich schnell zum Taschentuch greifen.
    „Gnädige Frau“, stammelte Heiko. „Wissen Sie eigentlich, was Sie für uns tun? Verstehen Sie selbst, wie glücklich Sie uns machen?“
    „Ich glaube schon“, sagte Frau Robinson mit ihrem hübschen, stillen kleinen Lächeln.
    Zwei Tage später rollten wir über das weite Flugfeld von Entebbe.
    Dort erwarteten uns neue Autos, neue Fahrer und ein neues Land.
    Ich hatte Angst gehabt, daß ich meine Arbeit hier nicht schaffen würde. Ich hatte Zoologie und Geographie gebüffelt, das stimmte schon - aber trotzdem! Wenn bloß unseren Leutchen nicht allzu verzwickte Fragen einfallen würden!
    Aber es ging besser, als ich dachte. Ich glaube, alle waren ein bißchen reisemüde. Das dauernde „Aus-dem-Koffer-Leben“ strengte an.
    Als wir am ersten Nachmittag in Entebbe in den herrlichen Botanischen Garten gingen, gab es kaum eine Frage zu beantworten. Wir erlebten übrigens etwas, was ich als eine große Sensation empfand: Hier im Garten lebten etliche Guerezas, diese unglaublich schönen schwarzen Schlankaffen mit ihren seidenweichen, weißen „Fransen“. Sie blieben in ihren Bäumen, sie schienen sogar die höchsten ausgesucht zu haben, aber mit dem Fernglas konnten wir sie sehr gut sehen und mit Teleobjektiv auch filmen und fotografieren.
    Dann holten wir, bildlich gesagt, tief Luft und begaben uns auf weite Fahrt. Mir wurde schwindlig, wenn ich das Programm studierte.
    „Ja“, sagte Frau Robinson, als ich ihr meinen Kummer mitteilte. „Eins habe ich gelernt: Man soll nicht allzuviel in eine solche ,Reise von der Stange’ einpacken. Lieber etwas länger in jedem Lodge und nicht unbedingt eine Rekordzahl an Kilometern fressen!“
    Aber jetzt mußten wir Kilometer fressen, ob wir es wollten oder nicht.
    Unsere erste Pause machten wir ganz genau auf der Äquatorlinie! Hier war ein recht lustiges „Äquatorzeichen“ errichtet. Ein großer senkrecht stehender Ring, bei dem die bedeutungsvolle Linie genau durch die Mitte lief. Ein S und ein N sagten uns, auf welcher Halbkugel wir uns befanden.
    Herr Braun revanchierte sich bei mir. Mit Rolfs Apparat machte er eine Aufnahme von Heiko und mir, als wir Händchen haltend durch den Ring gingen, Heiko auf der nördlichen Halbkugel und ich auf der südlichen.
    „Halt!“ rief Frau Robinson. „Stehenbleiben! Küßchen geben!“
    Lachend gehorchten wir. Frau Robinson knipste ein Foto, Herr Braun filmte. Es wurden überhaupt etliche hundert Meter Film verbraucht, alle ließen sich von allen fotografieren. Nun ja, schließlich steht man nicht jeden Tag mit den Fersen und den Zehen auf zwei verschiedenen Erdhälften.
    Es ging weiter. Wir hatten eine sehr weite Strecke vor uns. Die Sonne brannte auf uns und den endlosen Weg über die Sisal- und
    Papyrusplantagen. Ach, wenn wir bloß mehr Zeit gehabt hätten, wenn wir ab und zu eine Pause hätten machen können!
    Aber - wir fräßen eben Kilometer. Neun volle Stunden saßen wir im Auto, bevor wir das Ziel des Tages erreicht hatten: Mweya Lodge im Queen Elizabeth Nationalpark. Steifbeinig und müde wanderten wir zu unseren Appartements - die übrigens sehr schön, sauber, praktisch und geräumig waren
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