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Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen

Titel: Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen
Autoren: Berte Bratt
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Seronera gefahren, ohne Reisegesellschaft, nur mit Heiko - ach, wie schön wäre das gewesen!
    Schön war aber auch der Amboseli-Nationalpark! Erstens war es ein Zeltlager so wie Seronera, und ich habe nun mal eine Schwäche dafür, im Zelt zu schlafen. Irgendwie habe ich dann das Gefühl, einen engeren Kontakt mit der Natur zu haben, wenn nur eine dünne Zeltwand mich von der schwarzen Nacht, von Löwen, Leoparden und Hyänen trennt. Gleichzeitig - das gebe ich zu - ist es mir eine Beruhigung, daß das Zelt sehr solide Reißverschlüsse hat!
    Wieder Zeltverteilung, Eintragung, Gepäckkontrolle, Fragen beantworten - endlich, endlich konnten Heiko und ich uns ins Zelt zurückziehen, wo wir um das Erstbenutzungsrecht der Waschschüsseln knobelten. Wir waren so schmutzig, daß wir gar nicht in den Spiegel schauen wollten!
    „So“, sagte Heiko. „Nun kriegst du deinen Gutenachtkuß von gestern und den Gutenmorgenkuß von heute früh. Ich war ja keine Sekunde allein mit dir. Ach was, es macht gar nichts, daß du schmutzig bist, ich bin es ja auch! Und nun erzähl mir, wie es dir und Frau Robinson ergangen ist!“
    „Wunderbar!“ versicherte ich, während ich eine saubere Bluse aus dem Koffer rauskramte. Es war die letzte, heut abend mußte ich unbedingt waschen. „Und du, was für Wunder hast du mit dem Quälgeist vollbracht? Er ist ja heut recht manierlich gewesen!“
    „Ach, der! Er maulte gestern abend eine halbe Stunde und grämte sich halbtot über seine Kamera, bis ich ihm klarmachte, daß er jetzt eine Gelegenheit hatte, die er wahrnehmen sollte, nämlich die Tiere wirklich zu betrachten, sich ganz einfach zu freuen, ohne hektisch an Blende und Entfernung zu denken! Vielleicht hat meine Predigt gewirkt, ich weiß nicht.“
    „Doch, tatsächlich, sie hat! Denn, wie gesagt, er war heut wirklich manierlich. Eins begreife ich allerdings nicht, warum er eigentlich diese Reise mitmacht. Wo er doch kaum den Unterschied zwischen einer Thomsomgazelle und einer Elenantilope kennt!“
    „Das kann ich dir sagen. Er macht es, ,um einen ganz tollen Film zu drehen’, wie er mir wörtlich anvertraute. Komisch, nicht wahr? Filmen und fotografieren ist natürlich was Schönes, sehr schön sogar, aber wenn man in jedem Tier, jedem Sonnenuntergang, jeder Aussicht nur ein Filmmotiv sieht, wenn der Kilimandscharo nichts weiter ist als.“
    „Kilimandscharo!“ rief ich. „Mensch, den habe ich vergessen! Den werden wir ja von hier sehen können!“
    „Das werden wir, vorausgesetzt, daß er sein Haupt nicht schamhaft in eine Wolkendecke hüllt. Halt die Daumen, daß wir morgen schönes Wetter kriegen!“
    „Ich komme ja gar nicht aus dem Daumendrücken raus“, seufzte ich. „Sie sind schon ganz blau und gelb. Hier, nimm den Waschlappen und wasch mir den Rücken!“
    „Zu Befehl, gnädige Frau. Dann erzähl mir endlich über dich und Frau Robinson. Die Frau interessiert mich. Sie ist ein reizender Mensch.“
    Heiko nahm das Frottiertuch und rieb meinen Rücken trocken, und ich erzählte.
    „Mensch!“ rief er, als ich von meiner Entdeckung erzählt hatte. „Sie ist Helen White! Das hätte ich mir beinahe denken müssen. Ist das nicht unglaublich, Sonnie, daß wir die Dame kennengelernt haben, der du zu verdanken hast.“
    „Kennengelernt? Ich habe die ganze Nacht mit ihr verbracht! Das wirst du nie erleben! Ätsch!“
    Ich wachte durch ein leises Geräusch auf. Wie spät war es wohl? Es war noch dunkel, aber die Leuchtzeiger meiner Uhr zeigten auf halb sieben. Ach so, dann war es wohl der Steward, der das Teetablett auf den Tisch vor dem Zelt gestellt hatte.
    Ach was, mir war gar nicht nach Tee. Heiko auch nicht, er schlief noch. Also kroch ich tiefer unter die Decke, um noch zehn Minuten
    zu dösen.
    Noch ein Geräusch, aber - nanu, was war denn das auf dem Zeltdach? Als ob jemand da liefe - ein Eichhörnchen oder so.
    Ich schlüpfte aus dem Bett und machte unsere Reißverschlußtür auf. Und konnte kaum ein lautes Lachen zurückhalten. Denn da, auf unserem Tisch, saß eine Meerkatze und füllte den Mund mit Zuckerstücken, auf dem Nachbartisch saß eine zweite, ein Stück weiter weg trafen sich zwei Tierchen und stritten sich um den Zucker. Da lief ein größeres Tier über ein Zeltdach - das war vielleicht eine Bande!
    Von einem Zelt kam ein lautes Schreien.
    „Hilfe, Hilfe - mein Film - er hat meinen Film geklaut!“
    Ich rannte rüber zu der hilfeschreienden Dame und sah grade, wie eine Meerkatze mit der
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