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Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen

Titel: Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen
Autoren: Berte Bratt
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reingetragen wurde. Da war unter anderem eine kleine Reisetasche mit den Initialen H. W.
    Das konnte doch unmöglich - na, da kam ja Frau Robinson, und ich konnte fragen. O ja, die Tasche gehöre ihr.
    „Aus meiner Mädchenzeit“, erklärte sie. „So alt ist das Ding. H. W. bedeutet Helene Weiß.“
    Wir hatten wie so oft englisch gesprochen, und automatisch dachte ich „weiß - white“ - und plötzlich blieb ich mit offenem Mund stehen.
    „Helene Weiß - auf englisch - Helen White - o ich Idiot! Ich vierfacher Megaidiot! Daß ich das nicht längst kapiert habe! Sie sind
    es!“
    „Ja, ich bin es, aber was meinen Sie?“
    „Sie sind Helen White! Sie sind der Mensch, dem ich es zu verdanken habe, daß ich afrikabesessen bin, daß ich meine ganze Existenz darauf eingerichtet habe, herzukommen! Sie sind der Mensch, dem ich das Schönste meines Lebens zu verdanken habe! Sie haben den Artikel geschrieben, vor vielen Jahren, ich fand ihn in einer uralten norwegischen Zeitschrift. Jetzt erst wird es mir klar, daß die Verfasserin Helen White hieß! Sie schrieb einen Artikel mit dem Titel ,Rettet das Tierparadies!’ Das stimmt doch, Sie waren es!“
    Frau Robinson lächelte. „Ja, das stimmt schon.“
    „O Frau White - ich meine Weiß - ich meine Robinson - Sie haben bestimmt noch mehr geschrieben! Bücher? Mehr Artikel? Kann man sie irgendwo kaufen? Auf englisch oder deutsch oder in norwegischer Übersetzung?“
    „Ich habe nicht viel mehr geschrieben. Ich habe mehr im Hintergrund gearbeitet. - Wenn es Sie so interessiert, kann ich Ihnen ja heut abend ein wenig erzählen. Jetzt gibt es Tee, und ich habe einen furchtbaren Durst!“
    Also tranken wir Tee, dann machte Heiko sich ein Stündchen frei, und wir sprangen ins Schwimmbecken. Wir hatten überhaupt einen herrlichen, erholsamen Nachmittag und gingen früh zu Bett. Ein anstrengender Tag lag vor uns.
    Als Frau Robinson und ich unter unsere Moskitonetze gekrochen waren, sagte ich:
    „Sie wollten mir noch etwas erzählen, Frau Robinson?“
    „Ach so, ja richtig. Sie fragten, ob ich mehr geschrieben habe. Nein, nicht viel. Ich habe es nie zu einem Buch gebracht. Nur ein paar Artikel.“
    „Waren Sie auch im englischen Fernsehen?“
    „Nein. Man hat mich allerdings darum gebeten, aber ich habe es abgelehnt. Ja ja, ich weiß, jetzt fragen Sie, warum. Einfach, weil ich zu alt bin. Meine Falten und mein Omagesicht eignen sich nicht für den Bildschirm. Und noch etwas, Sonja. Wenn ein Mann, am liebsten ein gutaussehender, redegewandter Mann sich für eine Sache einsetzt, wie in diesem Falle Naturschutz und Tierschutz, dann hört man auf ihn, Gott sei Dank. Aber wenn eine alte Frau dasselbe vorbringt, dann heißt es gleich, daß sie so eine sentimentale alte Tunte ist. Nein, protestieren Sie nicht, ich weiß, daß ich recht habe. Deswegen mache ich es anders. Ich verschaffe Stoff, sowohl Filme als auch Kommentare für Fernsehsendungen. Sie kommen auch gut an bei den Zuschauern. Die Kommentare werden von einem Mann mit einer sehr schönen Stimme vorgetragen, und die Filme sind immer gut - ich habe sie ja nicht selbst gedreht, das tun Leute, die es wirklich können.“
    Ich hatte noch eine ganze Reihe Fragen, aber zu indezent darf man nun auch nicht sein. Doch eine Frage mußte ich noch aussprechen, weil es um etwas ging, was mir ganz unbegreiflich war.
    „Frau Robinson, etwas begreife ich nicht. Sie sind regelmäßig hier in Ostafrika, Sie kennen sich gut aus.“
    „Ja, das stimmt. Ich habe meine ganze Afrikagarderobe in Nairobi, übrigens bei Francis’ Mutter. Sie kriegt einen Koffer voll schmutziger Sachen, bevor ich nach Europa fliege, und wenn ich wiederkomme, bringt Francis mir die Sachen gewaschen und gebügelt. Seine Mutter ist ein Goldstück. Und Francis pflegt meinen Wagen, der steht in einem Schuppen bei seinen Eltern.“
    „Ach - einen Wagen haben Sie auch hier? Ja, aber dann verstehe ich überhaupt nichts mehr!“
    „Sie meinen, warum ich an einer Sammelreise teilnehme?“
    „Ja, das war es, was ich fragen wollte.“
    „Ich hatte meine Reise dieses Jahr aufgegeben, weil ich im Frühjahr lange krank war und die Anstrengungen einer solchen Alleinreise nicht wagte. Dafür machte ich bei Verwandten in Deutschland Urlaub. Da erzählte mir ein Bekannter, Dr. Jürgens, daß er eine gebuchte Afrikareise doch nicht antreten könne, - na ja, dann habe ich mich ganz schnell entschlossen, habe seine Karte übernommen und dabei gedacht, es sei eigentlich
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