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Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen

Titel: Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen
Autoren: Berte Bratt
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diesmal das Richtige, einmal ganz ohne Verantwortung fahren zu können, keine Anstrengungen auf sich nehmen zu müssen, sich einfach nur so mittreiben zu lassen. Und ich wollte doch so sehr gern wieder hierher. Wissen Sie, Sonja, wenn man alt ist, wird es einem immer mehr bewußt, daß man die Zeit nutzen muß. Die Jahre rasen nur so dahin, eines Tages ist es Schluß - ja, und ich wollte doch noch einmal nach Afrika, bevor.“
    „Um Gottes willen, Frau Robinson, Sie sollen doch noch viele Afrikareisen machen!“
    „Das kann man nicht wissen, Kind. Es kann eines Tages plötzlich vorbei sein.“
    „Es kann genauso gut uns jungen Menschen was passieren!“ „Natürlich. Aber es ist doch ein erheblicher Unterschied. Ihr Jungen könnt bald sterben. Wir Alten müssen bald sterben.“
    Sie sagte es ruhig, ohne eine Spur von Bitterkeit. Sie stellte eine natürliche Tatsache fest.
    „Übrigens“, sprach sie nach einem Weilchen weiter, „ich hatte noch einen Grund, an einer solchen Sammelreise teilzunehmen. Ich bin an einem Reiseunternehmen in London finanziell beteiligt, das auch diese Afrikareisen in sein Programm aufnehmen wird. Ich möchte feststellen, wie alles abläuft, worauf zu achten wäre und was geändert werden könnte. Aber, mein liebes Kind, es ist spät, wir müssen schlafen. Good night, Sonja!“
    Ich lächelte unter meinem Moskitonetz.
    „Lala salama, mylady.“
    „Warum mylady?“
    „Weil Francis Sie so anredete, und Sie baten ihn, das „mylady“ wegzulassen. Eigentlich sind Sie doch Lady Robinson, nicht wahr?“ „Sssch, das behalten Sie aber für sich.“
    „Wie Sie wünschen. Lala salama, Helen White!“
    Was war das für eine Hetzerei!
    Koffer packen, abfahren, Ankunft, Pirschfahrt, Kofferpacken, abfahren, Ankunft, Pirschfahrt - so ging es Tag für Tag. Kaum hatten wir uns für ein neues Hotel, einen neuen Naturpark richtig begeistert, wurden wir von Uhr, Kalender und Programm weitergepeitscht.
    Wie gern hätte ich mehr Zeit in dem entzückenden Manyarapark verbracht! Da sahen wir zum ersten Mal Elefanten in großen Mengen, auch Elefantenkinder in allen Größen, unter anderen ein Elefantenbaby, das ich am liebsten mitgenommen hätte, so klein und niedlich und possierlich war es!
    Weiter, weiter. „Wir müssen vor 18 Uhr in Amboseli sein, sonst läßt man uns nicht rein“, erklärte Francis.
    Große Termitenhügel, felsenhart gebaut und mit „Untermietern“: Aus einem Hügel steckten zwei allerliebste Zwergmangusten ihre kleinen Köpfchen heraus. Dort ein anderer Hügel, ganz glattgeschliffen. Das besorgten die Zebras dadurch, daß sie sich immer dran rieben. Eine kurze Pause unten am See, wo Pelikane, Störche und eine Menge anderer Vogelarten ihre Nester hatten. Dann wieder einsteigen, schnell, schnell, die Zeit vergeht, vor 18 Uhr müssen wir. und so weiter.
    Dann wurden uns doch noch zehn Minuten bewilligt. Denn da standen wir plötzlich der ganz großen Manyara-Attrak-tion gegenüber: den Baumlöwen!
    Sie räkelten sich faul und uninteressiert in der Gabelung zweier großer Bäume. Sie sahen uns gleichgültig aus der Höhe an. Vielleicht hatten sie diese ewigen Autos mit den glotzenden Zweibeinern richtig satt. Was man natürlich verstehen konnte. Wenn sie etwas mehr von den Menschen gelernt hätten, hätten sie uns bestimmt eine große Pranke entgegengestreckt und hätten geknurrt: „One Shilling please!“
    Der kameralose Herr Braun verhielt sich heut ganz merkwürdig ruhig. Gestern hatte er unaufhörlich gemault und geschimpft, heut
    saß er in seiner Ecke mit dem Fernglas vor den Augen und sagte nichts. Ab und zu holte er seine Minikamera aus der Hosentasche und machte ein Foto. Sonst beobachtete er alles, was es zu beobachten gab.
    Nanu, war es mein einmaliger Mann, der im Laufe der Nacht dieses Wunder vollbracht hatte?
    Ich bekam vorläufig keine Gelegenheit zu fragen. Denn jetzt ging es unerbittlich zurück zum Hotel, wo die ganze Kofferreihe mit den „Tellus-Touren“-Anhängern schon vor dem Haus stand. Gepäck rein, Lunchpakete ausgehändigt, und schon waren wir unterwegs!
    Am späten Nachmittag kamen wir zum Grenzübergang. Wieder Papiere ausfüllen, wieder Stempel in die Pässe - weiter, weiter, wir müssen vor achtzehn Uhr.! Da fuhren wir wieder, und der rote Staub wirbelte wie eine dicke Wolke um uns und hinter uns. Und wir waren wieder in Kenya. Wann würden wir wohl das nächstemal nach Tanzania kommen? Am liebsten hätte ich sofort umgedreht und wäre zurück nach
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