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Ruth

Ruth

Titel: Ruth
Autoren: Frank G. Slaughter
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Volkes
anbetrifft, so soll Gottes Strafe über mein Haupt kommen, wenn Er meine
Handlungen nicht billigt. Du bist derjenige, der in Gefahr ist, zu sündigen,
Boas“, fügte er, ein wenig verärgert über die Unvernunft seines Freundes,
hinzu.
    Boas riß seinen Kopf herum.
Seine Augen sprühten vor Zorn. „Wie?“ fragte er.
    „Du bist der Führer Israels,
fähig, Vater neuer Führer für die Zukunft zu sein. Wenn du dich nun von allen
Frauen abwendest, wirst du keine Söhne haben, und deine Familie wird
aussterben.“
    Boas starrte ihn kalt an:
„Geschwätz!“
    „Es ist kein Geschwätz. Du bist
nicht mehr der starke und gütige Freund unserer Kindheit und Jugend, sondern
ein verbitterter Mann, von Haß erfüllt.“
    „Wer hat dir diese Worte in den
Mund gelegt?“ fragte Boas „War es diese Moabiterin? Du sagst, Moab wird dich
nicht verändern, aber du hast dich schon verändert. Durch einen flüchtigen
Blick auf ein hübsches Gesicht.“
    Er wandte sich jäh ab und ging
ein paar Schritte weiter. Dann kam er rasch zurück und packte den Jüngeren bei
den Schultern. „Wir waren wie Brüder, Machlon“, brachte er mit erstickter
Stimme hervor. „Und ich will nicht, daß wir im Zorn auseinandergehen. Möge Gott
dich und die Deinen beschützen, denn diese Geschichte wird uns nur Kummer
bereiten.“
     
     
     

6
     
     
    Als sich die kleine Karawane
durch die Einöde der Wüsten- und Steinlandschaft kämpfte, die das Tote Meer und
den Jordan von den fruchtbaren Tälern Moabs trennte, erkannte Machlon, daß
Prinz Hedak auch sein Versprechen, sie ungehindert passieren zu lassen,
gehalten hatte.
    Dann und wann kamen sie an
einer Oase vorbei und konnten dort mit dem moabitischen Geld Nahrung kaufen, um
den schwachen Lebensfunken Elimelechs zu erhalten und die notwendigsten
Bedürfnisse der anderen zu stillen. Auch hier, wie in Juda, bewies Noëmi, die
Mutter, ihre Stärke und Ausdauer. Sie schlief wenig, denn Elimelech benötigte
fast zu jeder Stunde ihre Pflege. Ihre Zunge war oft so trocken vor Durst, daß
sie nicht sprechen konnte, denn sie gab vor, Wasser zu sich zu nehmen, trank
aber nicht, damit sich der Wasserschlauch nicht gar so rasch leeren würde. Und
immer war ihre Stimme voll Zuversicht, um die anderen zum Durchhalten zu
ermutigen.
    So, wie einst die Frauen
Israels auf den sandigen Pfaden gegangen waren, die Schafe vor sich her
trieben, ihre Kleinen führten oder trugen während jener langen, vierzig Jahre
dauernden Reise von Ägypten nach Kanaan, zum großen Teil durch ebendiese wilden
Einöden, so trieb und führte Noëmi ihre kleine Herde, immer im Gedanken an die
grünen Felder und reifen Früchte vor ihnen, die ihrem Mann, dem Vater ihrer
Kinder, vielleicht neues Leben schenken konnten.
    Hedak konnte ihnen zwar
sicheres Geleit gewähren und ihnen dadurch den Weg erleichtern, aber er hatte
keinen Einfluß auf die Hitze, den Sand und den Durst. Auch konnte er die
frostigen Nächte nicht erwärmen, die die Gelenke steif und den Körper krank
machten, nicht die Qual einer reibenden abgetragenen Ledersandale lindern oder
die Mückenschwärme über den Oasen vertreiben.
    Sie trugen das Elend des Lebens
mit sich in der Gestalt Elimelechs, der, von Schmerzen gequält, täglich
schwächer wurde. Und neues Unglück kam über sie, als das Maultier, das den
Wasserschlauch trug, stolperte und sich ein Bein brach. Es fiel auf den
steinigen Pfad und schlug vor Schmerzen um sich. Dabei wurde der Wasserschlauch
zerrissen, bevor Machlon hinzueilen und ihn abnehmen konnte. Viel kostbares
Wasser ging verloren. Nachdem sie den Schlauch endlich geborgen hatten, konnten
sie das verletzte Tier nur wortlos anstarren, bis Machlon den Dolch aus seinem
Gürtel zog, um ihm den Hals zu durchschneiden und es von seinen Qualen zu
erlösen.
    Müde nähten sie den
Wasserschlauch, so gut es ging, und legten ihn einem anderen Maultier auf. Die
Lasten, die das getötete Maultier getragen hatte, wurden auf die Rücken der
übrigen verteilt, obwohl diese beinahe darunter zusammenbrachen. Aber sie
konnten ihre Schmiedewerkzeuge nicht einfach wegwerfen, ohne die es für sie in
Moab kein Überleben und für die Moabiter keinen Grund geben würde, sie
willkommen zu heißen.
    Wieder setzte sich die kleine
Gruppe in Bewegung. Aber als Machlon zurückblickte und das tote Maultier neben
dem Pfad liegen sah, schickte er die anderen voraus und ging zurück, um über
das Tier ein Hügelgrab aus Steinen zu errichten. Denn es war nicht richtig,
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