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Russisches Abendmahl

Russisches Abendmahl

Titel: Russisches Abendmahl
Autoren: Brent Ghelfi
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eimerweise russisches Blut vergossen wurde und in roten Rinnsalen in die Moskwa floss.
    »Touristen.« Er spuckt das Wort förmlich aus. »Sie knipsen ihre Fotos. Trinken und essen, bis sie so fett sind, dass sie kaum noch laufen können. Und sie bewundern diese Mauern. So russisch, sagen sie. So historisch. So schön.«
    Er lässt den Arm fallen und schnaubt verächtlich. »Was für Dummköpfe. Dieser Ort ist der Tod, ob hinter den Mauern oder davor. Invasoren, Patrioten - sie alle sterben elendig. Nichts ändert sich. Aber heute, in dieser nichtigen Zeit, ist das Blut weggewaschen und die Herden sehen Kunst.«
    Er kratzt sich zwischen den Beinen. Stochert sich mit den Fingernägeln derselben Hand in den Zähnen herum. Macht mit der anderen Hand eine Geste in Richtung der Touristen, mit der er die ganze Welt einzunehmen scheint.
    »Diese Leute mit ihrem Geld und ihrem unbekümmerten Leben. Denen immer warm ist. Sie sehen sich die Bilder an und reden über Kunst, um zu zeigen, wie klug sie sind. Um sich wichtig zu fühlen. Die, die es bezahlen können, kaufen, was sie kriegen. Je mehr sie bezahlen, desto wichtiger fühlen sie sich. Dann pissen sie vor ihren Freunden auf die Bilder.« Er spreizt seine dicken Schenkel, greift sich in den Schritt und schwenkt hin und her, wie jemand, der im hohen Bogen Urin verspritzt und dabei sein Territorium markiert. »Siehst du, was ich habe? Siehst du, was ich für einen tollen Geschmack habe?«
    Er setzt sich zurück auf seinen Stuhl. Sein Blick durchbohrt mich wie ein Laserstrahl. » Das ist es, was wir verkaufen, Volk. Nicht Leinwand und Farbe.«
    Ein Geräusch wie ein voll beladener Güterzug, der über eine Brücke poltert, kommt von irgendwo tief aus seiner Brust. Er lacht, aber seine grauen Augen glimmen vor Verachtung.
    »Kunst?« fragt er. »Für sie ist es Kunst.«

59
    Ich lege den kurzen Weg vom Metropol-Hotel zum Loft so langsam wie möglich zurück. Ich vermisse Valja jetzt schon, und ich sehne mich nach Leda, wie ich es vom ersten Augenblick an getan habe. Ich habe Angst vor der Nacht. Die Toten werden mich in meinen Träumen verfolgen. Das tun sie immer. Die Schuldigen wie die Unschuldigen, merkwürdigerweise, jeder von ihnen ein Steinhaufen in der Landschaft meiner Erinnerung, Symbole für Dinge, die ich verloren habe, und solche, die ich nie wirklich besessen habe. Jetzt werde ich ihnen allein gegenübertreten müssen.
    Was also verstehe ich von Kunst? Kunst ist wie der doppelgesichtige Diplomat auf dem Friedhof des Neujungfrauenklosters - manches davon kann man sehen, anderes nur fühlen. Männer wie Maxim und der General sehen die Farben und die Formen und den Marktwert, aber nicht die Bedeutung. Andere sind in der Lage, die Sprache der großartigsten Künstler zu verstehen, jener wenigen, die die Sterblichkeit überwinden, deren Genie es uns erlaubt, den Herzschlag des Menschseins zu spüren - und vielleicht etwas von dem Guten zu berühren, das in unseren Herzen wohnt.

Danksagung
    Ich bin meiner Mutter Jan dankbar dafür, dass sie mir die Liebe zum Lesen geschenkt hat. Ich kann mir kein wichtigeres Geschenk vorstellen.
    Vielen Dank an Lisa Ghelfi, Al Ghelfi, Lee Ludden, Adam Tuton, Scott Isham und Patrick Clark, die mich ermutigt und durch die verschiedenen Fassungen des Manuskripts begleitet haben. Keith Gazda, Bob Ghelfi, M. D., Gregg Ghelfi, J. D. Ghelfi, Keefer Meranto und Jessica Barranco für unschätzbare Informationen. Paul Thayer, der mir half, das Originalmanuskript in Form zu bringen und mir eine Menge nötiger Unterstützung gab.
    Sehr danken möchte ich allen, die mich in Russland durch gute wie durch schlechte Gegenden geführt haben. Besonderen Dank an »Galina«, die mir einige der geheimen Orte in der Eremitage und anderswo zugänglich gemacht hat.
    Danke an meinen Agenten Scott Hoffman, der von Anfang an an Volk geglaubt, seine Entwicklung vorangetrieben und ihn zu der richtigen Person gebracht hat - Sarah Knight, meiner Lektorin.
    Ich danke dir, Sarah, dafür, wie du dich für dieses Buch eingesetzt, seinen Fortschritt behütet und es bereichert hast - und dafür, mich die eine oder andere unserer semantischen Auseinandersetzungen gewinnen zu lassen. Wie hast du es nur geschafft, schon bei unserem ersten Gespräch den besten Satz des Buches entdeckt zu haben?
    Valentina Troufanowa hat mir unermüdlich das Russland gezeigt, das sie liebt. In vielerlei Hinsicht verkörpert sie ihr großartiges Land. Es steckt viel von ihr in Valja, Volk und
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