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Russische Volksmaerchen

Russische Volksmaerchen

Titel: Russische Volksmaerchen
Autoren: Anton Dietrich
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Wolfrosse schon so weit fortgeritten, daß er bereits die Hälfte von der Stadt bis zu seinem Zelte zurückgelegt hatte, ehe sie ihn einholten. Als er sah, daß sie ihn erreichten, drehte er sich um gegen sie auf seinem Wolfrosse und wurde ergrimmt, da er auf dem Felde eine solche Menge Ritter erblickte. Und sie fingen an sich zu schlagen und Ljubim Zarewitsch erlegte nicht so viele mit seinem Schwerte, als sein Roß niedertrat, und er erschlug beinah alle kleine Ritterlein. Und Ljubim Zarewitsch erblickte einen einzelnen Ritter, der gegen ihn auf einem weißen Rosse ansprengte, und Ljubim Zarewitsch erschlug auch ihn, dessen Kopf war wie ein Bierkessel, und nachdem Ljubim Zarewitsch alle erschlagen hatte, nahm er das weiße Roß und setzte sich darauf, den Wolf aber ließ er ausruhen. Nachdem sie ausgeruht hatten, begaben sie sich zu ihrem Zelte.
    Die schöne Prinzeß, welche sah, daß er allein eine solche Menge bezwungen hatte, ließ ein noch größeres Heer sammeln und schickte es ab. Sie selbst begab sich wieder ins Erkerzimmer.
    Aber Ljubim Zarewitsch kam an sein Zelt; da verwandelte sich der Wolf in Menschengestalt und wurde ein tüchtiger Ritter, als man es sich nicht denken, nicht vorstellen, nur im Märchen erzählen kann. Als das Heer der schönen Zarewna anzurücken begann, setzte sich Ljubim Zarewitsch mit seinem Gefährten, dem Wolfritter, zu Rosse und erwartete ihre Ankunft. Da aber das Heer der schönen Zarewna zahllos war, so befahl Ljubim Zarewitsch dem Wolfe, auf dem linken Flügel zu sein, er selbst begab sich auf den rechten, und sie machten sich fertig: dann stürzten sie sich auf die Krieger der Zarewna und begannen sie zu erschlagen, wie man Heu mäht, und so schlugen sie alle nieder, daß auf dieser Stelle nur zwei übrig blieben: der Wolf und Ljubim Zarewitsch. Nach diesem so gewaltigen Siege sprach der tapfere Wolf zu Ljubim Zarewitsch: »Sieh, da kommt jetzt die schöne Zarewna selbst und wird dich bitten, sie zur Frau zu nehmen: nun ist nichts mehr von ihr zu fürchten. Ich habe mein Vergehen durch meine Tapferkeit und meinen Beistand gesühnt, und so entlaß mich nun in mein Reich.« – Ljubim Zarewitsch dankte ihm für seine Dienste und Rathschläge, entließ ihn und nahm Abschied.
    Als sie Abschied genommen hatten, verschwand der Wolf. Ljubim Zarewitsch sah, daß die schöne Prinzeß zu ihm kam, und Ljubim Zarewitsch freute sich und ging ihr entgegen, nahm sie bei den weißen Händen, küßte sie auf den Zuckermund, drückte sie an das stürmische Herz und sprach zu ihr die holden Worte: »Wenn ich dich nicht liebte, meine schöne und theuere Zarewna, so wäre ich jezt nicht mehr hier und hätte abreisen können; aber ich wußte, daß deine Macht nichts vermöge, und an deinem Heere habe ich es dir bewiesen.« Da begann die schöne Zarewna folgende Rede. »Ach du berühmter Ritter: Du hast meine ganze Macht überwunden und berühmte starke Degen, auf welchen meine ganze Hoffnung stand, und bei mir in der Stadt ist es öde. Deßhalb will ich zu dir gehen, damit du mir ein Schützer seist und mein Reich nicht untergehe.«
    Darauf entgegnete ihr Ljubim Zarewitsch: »Mit Freuden nehme ich dich zur Gemahlin, und ich werde dir ein Schützer sein und dein Reich und deine Stadt nicht zu Grunde gehen lassen.«
    So mit einander sprechend gingen sie in das Zelt und fingen dort an zu schmausen und sich zu liebkosen. Den folgenden Tag standen sie frühe auf, setzten sich zu Rosse und reisten ab nach dem Reiche Elidar's. Auf dem Wege sprach Ljubim Zarewitsch: »Ach du schöne Zarewna, ich hatte zwei ältere Brüder, und nun muß ich ihren Staub aufsuchen, denn sie zogen vor mir aus und wollten dich gewinnen; aber hier auf der unwegsamen Straße sind sie getödtet worden, und wo sie liegen, weiß ich nicht; doch da ich von dir lebendiges und todtes Wasser genommen habe, so will ich sie wieder herstellen; sie können in keiner großen Entfernung vom Wege sein, und so reise du gerade zur Säule mit den Inschriften; dort mache Halt und erwarte uns. Wir werden nicht zögern, zu dir zu kommen.«
    Als dies Ljubim Zarewitsch gesagt hatte, trennte er sich von seiner schönen Zarewna, um den Staub seiner Brüder zu suchen, und er fand sie hinter Gesträuchen und besprengte sie mit todtem Wasser; da wuchsen sie zusammen; dann besprengte er sie mit lebendigem Wasser, und sie wurden lebendig und standen auf den Füßen, und Aksof und Hut Zarewitsch sprachen: »Ach! wie wir lange geschlafen haben.«
    Darauf gab
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