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Russische Volksmaerchen

Russische Volksmaerchen

Titel: Russische Volksmaerchen
Autoren: Anton Dietrich
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ihnen Ljubim Zarewitsch zur Antwort: »Ihr würdet noch lange schlafen, wenn ich nicht wäre!« Er erzählte ihnen nun alle seine Abenteuer, wie er den Wolf besiegte, wie er die schöne Zarewna gewann und lebendiges und todtes Wasser für sie mitgebracht. Darauf begaben sie sich alle nach jenem Zelte, wo sie die schöne Zarewna erwartete. Und als sie kamen und sich versammelten, waren alle überaus froh und fingen an zu schmausen.
    Als Ljubim Zarewitsch mit der schönen Prinzeß in die Schlafkammer gegangen war, sprach Aksof Zarewitsch zu Hut Zarewitsch arglistig: »Warum gehen wir zu unserm Vater Elidar und zu unserer Mutter Militissa? und was sagen wir zu ihnen? Unser jüngster Bruder wird sich brüsten, daß er die schöne Prinzeß gewann und seine Brüder vom Tode erweckte; wird es nicht schimpflich für uns sein, mit ihnen zu leben? Ist es nicht besser, ihn bei Zeiten zu ermorden?« – Darauf sagte Hut Zarewitsch ebenfalls: »Es wird schimpflich für uns sein, mit ihnen zu leben, und besser ist es, wir tödten ihn jetzt.« – Als sie so zusammen gesprochen hatten, nahmen sie das Schlachtschwert und zerhauten Ljubim Zarewitsch in kleine Stücke und zerstreuten sie im Winde. Zur schönen Zarewna aber sprachen sie drohend, wenn sie Jemandem dieses Geheimnis verriethe, so würde ihr dasselbe widerfahren. Bei der Theilung fiel dem Hut das lebendige und todte Wasser, und dem Aksof Zarewitsch die schöne Zarewna zu.
    So reisten sie zu ihrem Vater Elidar, und als sie auf die verbotenen zarischen Wiesen gekommen waren und ihre Zelte aufgeschlagen hatten, schickte der Zar Elidar seinen Boten ab, zu erfragen, wer auf seinen verbotenen Wiesen Zelte aufschlüge? Und als der Bote auf die grünen Wiesen kam, fing er an zu fragen: »Warum seid ihr Leute gekommen und von wannen?« – Darauf gab ihm Hut Zarewitsch zur Antwort: »Aksof und Hut Zarewitsch sind mit einer schönen Prinzeß gekommen, und melden unserem Vater, daß wir lebendiges und todtes Wasser mit uns gebracht haben.«
    Als der Abgesendete an den Hof kam und dem Zaren meldete, seine Söhne seien gekommen mit einer erbeuteten schönen Zarewna, so fragte der Zar den Boten: »Sind alle drei Söhne gekommen?« Aber der Abgesendete antwortete ihm: »Nur die beiden ältesten, der jüngste ist nicht bei ihnen.« – Dennoch war der Zar über diese Kunde sehr erfreut, ging zur Zarin, seiner Gemahlin, und sagte ihr, daß die ältesten beiden Söhne mit einer schönen Zarewna gekommen seien.
    Und Zar Elidar machte sich auf mit der Zarin Militissa, seinen Söhnen entgegen zu gehen, und sie begegneten ihnen auf der Straße, und freuten sich überaus und küßten und umarmten sie. Als sie in das Zarenschloß kamen, fingen sie an zu schmausen, und sie schmausten sieben Tage und sieben Nächte, und sie begannen auf die Hochzeit zu denken, Vorbereitungen zu treffen und Gäste zu laden, Bojaren, gewaltige Degen und berühmte Ritter.
    Der geflügelte Wolf, welcher wußte, daß sie ihren Bruder Ljubim Zarewitsch getödtet hatten, lief nach lebendigem und todtem Wasser, brachte es herbei, vereinigte alle Theile des Ljubim Zarewitsch und besprengte sie mit dem todten Wasser, da wuchsen alle Theile zusammen, und als er ihn mit dem lebendigen Wasser besprengte, stand der gute Jüngling auf, als wäre nichts mit ihm vorgefallen, und sagte: »Ach! wie lange ich geschlafen habe!«
    Darauf antwortete ihm der Wolf: »Du hättest ewig geschlafen, wenn ich nicht wäre.« Und nun erzählte er ihm, was die Brüder mit ihm vorgenommen. Und darauf verwandelte sich der Wolf in ein Roß und sagte zu Ljubim Zarewitsch: »Eile zu ihnen; du mußt morgen ankommen. Dein Bruder Aksof Zarewitsch wird deine schöne Prinzeß heirathen.« Und so setzte sich Ljubim Zarewitsch auf; das Wolfroß lief auf steilen Bergen, wie auf dem freien Felde, und Ljubim Zarewitsch kam in die Stadt seines Vaters und entließ sein Wolfroß. Er selbst ging auf den Markt und kaufte ein Hackebret. Dann setzte er sich auf die Straße bei einem Hause auf den Erdwall,wo die schöne Zarewna vorüber in die Kirche geführt werden mußte. Als sie die schöne Zarewna in die Kirche geleiteten, fing Ljubim Zarewitsch an, auf dem Hackebret seine Jugendbegebenheiten zu spielen und mit seiner feinen Stimme dazu zu singen. Sobald sich der Wagen, worin die schöne Zarewna saß, nahete, begann er von seinen Brüdern zu singen und auf dem Hackebret zu spielen, wie sie ihn zerhauen und ihren Vater betrogen hatten. Da ließ die schöne Prinzeß
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