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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert
Autoren: Low Robert
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zögerte lange genug, um mir zu zeigen, dass ich recht hatte und er ein Gefolgsmann meines alten Feindes war, den wir vor längerer Zeit bereits besiegt zu haben glaubten; aber wir hatten uns zu früh gefreut. Dann zielte ich mit dem rechten Fuß zwischen seine Beine und wollte zutreten, aber er war schneller und schlug energisch mit der flachen Klinge auf mein Knie, dann zielte die Spitze wieder auf mich.
    Er hätte mich zu gern umgebracht, aber wir wussten beide, dass Starkad mich lebend haben wollte. Er wollte sich an seinem Erfolg weiden und mir das gestohlene Runenschwert unter die Nase halten, mit dem sein Kumpan soeben am Ende der Gasse verschwunden war. Der Falstermann wollte nun tatsächlich auch von mir ablassen und machte Anstalten zu gehen, wobei er vermutlich eine Bemerkung gemacht hätte, dass ich noch mal Glück gehabt hätte und er mich beim nächsten Mal aufschlitzen werde wie einen Fisch. Stattdessen jedoch vernahm ich lediglich ein paar unartikulierte Laute, denn unter seinem rechten Ohr erschien plötzlich das Heft eines Messers, dessen Klinge in seinem Hals steckte.
    Eine Hand zog es wieder heraus, so gleichgültig, als zupfe sie einen lästigen Dorn aus dem Fleisch. Das Blut strömte und spritzte nach allen Seiten, und der Däne sackte zusammen wie ein leerer Wasserschlauch.
    Ich riss die Augen auf, um zu sehen, wer statt seiner jetzt im Laternenlicht der Gasse stand: ein großer Mann mit kahlrasiertem Kopf – kahl bis auf zwei mit Silberband umflochtene Zöpfe über jedem Ohr. Er trug die karierte Hose der Iren, eine griechische Tunika mit Umhang und hatte ein langes Messer in der Hand. Zwischen seine Augen war ein Wirbel tätowiert, von dem ich wusste, dass es der Œgishjálmr war, der Helm des Schreckens, ein Runenzeichen, das, zusammen mit den richtigen Zauberworten, die Feinde vor Angst schreiend in die Flucht schlagen sollte.
    Ich wünschte er könnte den Zauber abstellen, denn auf mich hatte er durchaus die gewünschte Wirkung.
    » Ich hörte, wie er dich Schweinefurz nannte«, sagte er in gutem Ostnordisch, und seine Augen und Zähne blitzten im Dämmerlicht. » Also schloss ich, dass er dir nicht gerade wohlgesinnt war. Und da du Orm der Händler bist, der eine Mannschaft, aber kein Schiff hat, und ich Radoslaw Schtschuka, der ein Schiff, aber keine Mannschaft hat, dachte ich, dass ich dich dringender brauche als er.«
    Wir packten uns am Handgelenk, und er half mir auf, wobei ich sah, dass sein nackter Unterarm mehrere wulstige weiße Narben trug. Ich sah den toten Dänen an, während Radoslaw sich hinunterbeugte und dessen Beutel durchsuchte. Er fand ein paar Münzen, die er einsteckte, den Sax nahm er auch an sich. Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich eigentlich jetzt tot in dieser Gasse liegen sollte, und meine Knie zitterten so stark, dass ich mich an die Mauer lehnen musste. Ich sah zu dem großen Mann auf – zweifellos ein Slawe – der seinem Arm gerade mit dem Sax einen neuen Schnitt zufügte. Jetzt wurde mir klar, was die Narben bedeuteten.
    Er sah meinen Blick und grinste. » Einen für jeden, den du umbringst. Das ist dort, wo ich herkomme, bei meinem Stamm so Sitte«, erklärte er. Dann half er mir, den Dänen in seinen Umhang zu wickeln und in einem dunklen Teil der Gasse abzulegen. Ich zitterte immer noch, aber nicht, weil ich nur knapp davongekommen war – ich wusste, dass der Däne seines Wegs gegangen wäre und mich lebend im Dreck liegengelassen hätte –, sondern weil mir bewusst wurde, was ich verloren hatte. Ich hätte vor Scham heulen können.
    » Wer waren die?«, fragte mein Retter, der seine frische Wunde verband.
    Ich zögerte; aber da er die Mauer mit dem Blut des Mannes getränkt hatte, hielt ich es für richtig, dass er es wusste. » Ein Krieger von Starkad, der ein Mann von König Blauzahn ist und unbedingt etwas haben wollte, was mir gehört.«
    Für Choniates, fiel mir plötzlich ein, den griechischen Kaufmann, der das Runenschwert begehrte, seit er es gesehen hatte. Es war mir klar, dass der Grieche Starkad beauftragt hatte und über den Tod meines Verfolgers nicht gerade erfreut sein würde. Es gab strenge Gesetze in der Großen Stadt, und ein toter Däne in einer dunklen Gasse würde bald zu Starkad und somit zu Choniates führen.
    Radoslaw zuckte mit den Schultern und grinste. Wir sahen nach allen Seiten, um sicherzugehen, dass niemand uns gesehen hatte, dann traten wir aus der Gasse heraus und gingen ohne Eile davon, wie zwei alte Freunde, die
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