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Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)

Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)
Autoren: Tanya Carpenter
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Bei den Lycanern galt Corelus’ Wort, der mit der Ashera einen Friedenspakt geschlossen hatte. Vielleicht machte ich mir wirklich zu viele Sorgen. Doch ein nagender Zweifel blieb.

Des Fürsten Wahl
     
    I n der großen Halle herrschte Unruhe. Die Anwesenden standen in Gruppen zusammen, flüsterten, mutmaßten, aus welchem Grund man sie hierher beordert hatte. Einige wirkten verunsichert, andere musterten die Umstehenden mit Argwohn oder Abscheu. Eloin fühlte sich nicht wohl. Er war das freie Leben im Wald gewohnt. Der Reichtum aus Marmor, Gold und allerhand weiterem Luxus war nichts für ihn. In menschlicher Kleidung kam er sich fremd vor, unter Lycanern, die nicht seinem Rudel angehörten. Viele aus der königlichen Blutlinie waren hier, ihnen gegenüber kam er sich wertlos und unterlegen vor. Schließlich war er nur ein Mischling, in dem sich die adlige Linie seiner Mutter nicht einmal zeigte. Er hatte hier nichts verloren.
    Lysandra, seine Gefährtin, legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. „Wenn Corelus dich ruft, hast du ebenso viel recht, hier zu sein wie jeder andere“, sprach sie ihm Mut zu.
    Eloin seufzte, wünschte sich etwas von Lysandras Ruhe und Zuversicht.
    „Sieh dich doch um. Fast jeder entstammt der königlichen Familie.“
    „Aber nicht alle. Und davon abgesehen fließt auch in dir adliges Blut.“
    Sie drückte seine Hand und lächelte.
    Alle Köpfe wandten sich der Treppe zu, als Corelus’ Butler herunterkam. Seine Miene war bedrückt, zeigte jedoch keinerlei Anzeichen von Unwohlsein inmitten so vieler Werwölfe. „Corelus bittet seine Gäste nun zu sich. Er bedauert, sie im Bett liegend empfangen zu müssen, doch leider ist er noch immer sehr geschwächt.“
    Eloin wurde bang ums Herz. Stand es so schlecht um ihren Fürsten? Wenn er starb, wie sollte es dann weitergehen? Er hielt die Lycaner seit vielen Jahrhunderten zusammen. Eine lange Zeitspanne, ein langes Leben. Er stand für Frieden und Einheit mit den anderen PSI-Gattungen und den Menschen.
    Eloins Blick ging in die Runde, blieb an Domeniko hängen, dem Ältesten in der Königslinie und somit erstem Anwärter auf Corelus’ Nachfolge. Seine Verachtung für die Menschen war bekannt. Wenn er die Führung übernehmen sollte … Daran wollte er besser nicht denken.
    Anelu war jünger, führte aber ebenfalls Königsblut aus beiden Elternlinien. Als Corelus’ Neffe konnte auch er die Fürstenwürde beanspruchen. Da er bei seinem Onkel aufgewachsen und in die Schule gegangen war, würde seine Herrschaft den Frieden weiterhin garantieren. Die meisten erwarteten, dass Corelus’ Wahl auf ihn fiel, was Domeniko wohl oder übel schlucken musste. Immerhin war der junge Erbfürst seit Langem die rechte Hand seines Onkels und mit allen Abläufen vertraut, die Rang und Titel mit sich brachten.
    Und dann war da noch Xerxia. Ein Halbblut wie Eloin, doch sie zeigte zumindest äußerlich die königlichen Merkmale. Sie pflegte mit einigen Menschen Freundschaft, ob dies jedoch eine generelle Sympathie garantierte, wusste Eloin nicht.
    Sinnlos, sich den Kopf zu zermartern. Er konnte die Reihe beliebig fortsetzen. Heute Abend war alles anwesend, was zumindest auf einer Seite reines Adelsblut in den Adern führte. Somit kamen sie theoretisch alle für die Nachfolge infrage. Er zweifelte nicht, dass Corelus sie zu diesem Zweck hierher beordert hatte. Egal, ob sein Ende nahte oder ihn seine Krankheit nur daran erinnerte, dass er nicht unsterblich war. Es wäre längst an der Zeit gewesen, die Nachfolge zu bestätigen, um einen Erbfolgestreit zu verhindern. Ihm graute nur davor, falls ihr Fürst die falsche Wahl traf.
    Eloin hielt sich am Ende der Prozession, welche die Stufen zum oberen Stock und Corelus’ Schlafgemach erklomm. Lysandra wich nicht von seiner Seite. Seine Gefährtin spürte stets, was ihn bewegte. Er war froh, sie mitgenommen zu haben.
    Der Lycanerfürst lag in seinem Bett, gestützt von Kissen und gezeichnet von schwerer Krankheit. Worunter genau er litt, wusste niemand, doch wie sehr ihm sein Leiden zusetzte, war nicht zu übersehen. Sein Brustkorb hob und senkte sich langsam, die Atmung strengte ihn an. Seine Lefzen blähten sich dabei. Die gelborangefarbenen Augen blickten zwar immer noch wachsam, doch lagen sie tief in den Höhlen. Das Fell wirkte struppig und im Raum lag der unverkennbar erdige Geruch von Verfall, gemischt mit dem beißenden Aroma der Medikamente, die seine Qual lindern sollten.
    Ein leises Knurren drang
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