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Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)

Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)
Autoren: Tanya Carpenter
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er lediglich einen Moment innezuhalten, um zu wissen, wohin er sich wenden musste. Es dauerte nicht lange, bis er auch die ersten Geräusche vernahm. Die anderen Lycaner hörten es ebenfalls, wurden unruhig. Keiner von ihnen war freiwillig mitgekommen. Alle kannten sie die Geschichten, die sich um die Waheelas und den gefürchteten Amarok rankten. Doch Domeniko zu widersprechen wäre ihnen nicht gut bekommen. Ihn fürchteten sie noch mehr, wie er zufrieden feststellte. Vermutlich hatten sie gehofft, dass es nur Mythen waren, und wurden nun eines Besseren belehrt. Er konnte ihren Angstschweiß riechen. Stärker als das Aroma der Urwölfe. Was für jämmerliche Feiglinge. Wenn er seine engsten Vertrauten nicht für andere Aufgaben gebraucht hätte, wäre es besser gewesen, sie mitzunehmen. Diejenigen, die sich ebenso wenig fürchteten wie er.
    Aber es spielte keine Rolle, ihr Eindringen war ohnehin längst bemerkt worden. Die Ohren und Nasen der Geisterwölfe waren noch besser als die seines Volkes. Darum war er hier. Und wegen ihrer Kraft.
    Der Weg führte durch ein Labyrinth tiefer in den Fels und stetig nach unten. Die Temperatur stieg im Vergleich zur winterlichen Atmosphäre draußen an, was er auf die Bewohner dieses Ortes zurückführte. So froren sie jedenfalls nicht länger.
    An den Wänden sah er Spuren ihrer Krallen und Zähne. Er schluckte. Wer solche Furchen im Gestein zurückließ, verfügte über unglaubliche Kräfte und riesige Fänge und Klauen. Aber hatte er nicht gerade das erhofft? Darauf gebaut, dass es so war? Wie sonst sollten sie die Aufgabe erfüllen, zu der seine Leute nicht fähig waren?
    Er erlaubte sich nicht, in die Unruhe der anderen einzufallen. Wenn er Furcht zeigte, konnte er sein Ansinnen gleich vergessen. Der Amarok würde ihn zerfetzen und verschlingen. Er musste ihm entschlossen und stolz entgegentreten. Nur dann hatte er eine Chance, dass sich der Alphawolf mit seinem Rudel ihm beugte. Kraft und Größe waren nicht immer ausschlaggebend. List und Tücke halfen oft, eine scheinbare Unterlegenheit in Sieg zu verwandeln.
    Seine Entschlossenheit geriet ins Wanken, als sie eine größere Höhle betraten, in der die Geruchsdichte eine betäubende Intensität erreichte – der Schlafplatz des Rudels. Ihm stockte der Atem. So riesig hatte er sich diese Wölfe nicht vorgestellt. Obwohl sie lagen, schätzte er die meisten auf eine Schulterhöhe von anderthalb bis zwei Metern, ihre Rumpflänge sogar über drei. Die Hinterbeine waren kürzer als die Vorderbeine und der Körper an sich ein einziges Muskelpaket. Er konnte nur hoffen, dass der Amarok nicht wirklich die doppelte Masse der Waheelas aufwies.
    Das angstvolle Winseln seiner Begleiter alarmierte die schlafende Gesellschaft. Sekundenschnell waren die Tiere auf den Beinen, wirkten mit gesträubtem Fell und gebleckten Zähnen noch bedrohlicher, als sie es ohnehin taten. Fauliger Atem schlug ihm entgegen, ihr Knurren legte sich als monotoner Klangteppich über den Raum, doch sie griffen nicht an. Warum, lag einen Herzschlag später auf der Hand, als sich ein riesiger Schatten aus dem Hintergrund hervorschälte und mit steifen Schritten auf ihn zukam. Der Amarok!
    „Still!“, donnerte seine Stimme, dass der Berg erzitterte und Gesteinsbrocken von der Decke rieselten. Das Rudel gehorchte sofort und zog sich zurück.
    Es verwunderte ihn, dass der Riesenwolf sprechen konnte. Davon hatten selbst ihre Legenden nichts erzählt. Das machte die Sache einfacher – oder auch nicht. Zumindest blieb so die Hoffnung, dass er den Amarok mit Worten überzeugen konnte, statt ihn im Kampf zu besiegen, denn seine bisherige Überzeugung, mit ein paar geschickten und hinterhältigen Finten diesen Gegner zu übertölpeln, schwand angesichts seiner Größe. Die Unterlegenheit war zu deutlich und mit keiner Niedertracht wettzumachen.
    Er atmete tief durch und trat einen Schritt auf das Tier zu. Im Gegensatz zu den Waheelas mit ihrem graubraunen Fell war der Amarok silbrig und eine schwarze Zeichnung zierte ihn vom Schädel bis zur Rute. Dieser dunklere Bereich war steil aufgestellt, um seine Übermacht zu unterstreichen. Damit erreichten seine Schultern die Höhe einer Straßenlaterne. Mit seinen Pranken hätte er einen PKW zerquetschen können. Dass die Inuit dieses Wesen fürchteten, war verständlich. Diese Furcht durfte er aber nicht teilen, durfte sich nicht die Kehle davon zuschnüren lassen. Dennoch klang seine Stimme rau und schwach im Vergleich zu
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