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Ruf der Sehnsucht

Ruf der Sehnsucht

Titel: Ruf der Sehnsucht
Autoren: Karen Ranney
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ihr Gewicht von einem Bein aufs andere, wodurch das Boot ins Schwanken geriet.
    Er umfasste ihre Taille fester. »Willst du uns auf den Grund des Firth schicken, Jeanne?«, fragte er grinsend.
    »Dafür, dass du mich auslachst, würdest du es verdienen.«
    »Vielleicht. Verzeihst du mir?« Er neigte den Kopf, bis seine Stirn die ihre berührte. »Verzeihst du mir, Liebste?«
    Er küsste sie, und sie spürte ihn lächeln.
    Dann setzten sie sich hin, und er zog seinen Rock aus und warf ihn ihr zu. Sie faltete ihn ordentlich, legte ihn über ihren Schoß und strich den Stoff glatt, während Douglas zu rudern begann.
    Je näher sie kamen, umso imposanter erschien die
Ian MacRae.
Als Jeanne das erwähnte, erklärte ihr Douglas: »Sie ist das größte Schiff der MacRae-Flotte und wurde für den Handel mit China gebaut. Und sie ist das Heim von Hamish und Mary.«
    Er kletterte vor ihr die Strickleiter hinauf. Jeannes Kletterei gestaltete sich noch ungraziöser als ihre erste, doch als Douglas ihr an Bord half, war nicht einmal ein Anflug von Belustigung in seinem Gesicht zu erkennen. Entweder er hatte Mitleid mit ihr, oder er war ein Meister der Beherrschung.
    Ein paar Meter entfernt stand eine Frau in einem dunkelgrünen Kleid, das die roten Lichter in ihrem braunen Haar betonte. Die dunkelbraunen Augen und das Lächeln wirkten gleichermaßen freundlich, und ihre gefalteten Hände vermittelten Jeanne den Eindruck unendlicher Geduld.
    »Ich bin Mary MacRae«, sagte sie. »Ihr müsst Miss du Marchand sein.«
    Als Douglas den Arm um Jeannes Schulter legte, wurde Marys Lächeln strahlender.
    »Wo ist Margaret?«, fragte Jeanne mit zitternder Stimme.
    »Ich denke, Douglas sollte erst einmal allein mit ihr sprechen«, meinte Mary. »Ich habe einen wunderbaren Entspannungstee in meinem Arsenal. Würdet Ihr mich in die Kapitänskajüte begleiten?«
    Das Letzte, wonach Jeanne in diesem Moment der Sinn stand, war Tee, aber sie hatte offensichtlich keine Wahl. Mary nahm sie bei der Hand und führte sie über das Deck. Jeanne warf Douglas über die Schulter einen hilfesuchenden Blick zu, doch er nickte nur lächelnd, drehte sich um und schlug die entgegengesetzte Richtung ein. Erst jetzt bemerkte Jeanne die kleine Gestalt am Bug, die unverwandt aufs Meer hinausstarrte.
     
    Douglas wusste nicht, was er zuerst tun sollte – Margaret umarmen oder sie schelten. Er entschied sich für das Erste, hob sie hoch und herzte sie, doch sie erwiderte seine Umarmung nicht, sondern machte sich ganz steif.
    Er stellte sie wieder auf den Boden und blickte ernst auf sie hinunter.
    »Mireille Margaret MacRae«, sagte er in ungewohnt strengem Ton, »was in aller Welt ist dir nur eingefallen?«
    Ihre Abwehr fiel in sich zusammen. Mit zitternder Unterlippe antwortete sie: »Ich bin eine Diebin, Papa. Ich habe Geld aus deiner Kassette gestohlen und mir ein Kutschpferd genommen, um nach Leith zu kommen. Henry wollte mir nicht helfen, aber ich sagte ihm, wenn er mich nicht nach Gilmuir brächte, würde ich mich eben allein auf den Weg machen.«
    »Wo ist Henry jetzt?«, fragte Douglas. Es war ein ausführliches Gespräch mit seinem Angestellten fällig. Einerseits wusste er das Verantwortungsbewusstsein des Mannes zu schätzen, das es diesem verboten hatte, das Kind sich selbst zu überlassen, andererseits dachte er, Henry hätte eine andere Lösung für das Problem finden müssen.
    »Ich habe ihn nach Edinburgh zurückgeschickt – und ihm versprochen, dass ihm nichts geschehen würde.«
    »Ach ja?«
    »Ich habe ihm mein Wort gegeben, Papa, und du sagst doch immer, man muss sein Wort halten.«
    »Was hat Henry denn befürchtet?«
    »Dass du ihn entlässt. Aber er arbeitet wirklich gern für dich, Papa – und außerdem geht es seiner Frau nicht gut.«
    »Weißt du, was dir auf dem Weg nach Leith mitten in der Nacht alles hätte zustoßen können?«, wechselte Douglas das Thema.
    Margaret seufzte. »Das hat Henry mich auch gefragt. Er war richtig böse auf mich.« Sie schaute zerknirscht zu Douglas auf. »Es tut mir leid, Papa. Ich weiß, dass ich das nicht hätte tun dürfen, aber ich war so ärgerlich auf dich.«
    »Und jetzt bist du es nicht mehr?«
    »Ich weiß nicht. Tante Mary hat mir erklärt, dass du mich nur angelogen hast, weil du mich so lieb hast und mir Kummer ersparen wolltest. Aber du sagst doch immer, dass es keinen guten Grund für Lügen gibt.«
    Es war eine irritierende Erfahrung für ihn, mit seinen eigenen Waffen geschlagen zu
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