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Ruf der Sehnsucht

Ruf der Sehnsucht

Titel: Ruf der Sehnsucht
Autoren: Karen Ranney
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darüber zu grämen, war sie sich der Chance bewusst, die das Schicksal ihr gab. Mit ihrer großen Liebe und ihrer Tochter ein neues Leben beginnen zu dürfen war das kostbarste Geschenk, das sie sich vorstellen konnte.
    »Da!« Er streckte den Arm aus. »Das ist Gilmuir.«
    Jeanne war, als bliebe ihr Herz stehen. Im nächsten Moment begann es derart zu hämmern, dass sie am ganzen Leib zitterte.
    »Es sieht wie Vallans aus«, sagte sie mit schwacher Stimme. Die Übereinstimmung war frappierend. Die Farbe der Backsteine war dieselbe, die Architektur war dieselbe. Selbst die Türme glichen sich. Allerdings war Gilmuir viel größer und wesentlich eindrucksvoller als ihr altes Landschloss in Frankreich.
    Vallans war seit Jahrhunderten nicht mehr als Festung genutzt wurden, doch Gilmuir könnte diese Aufgabe sicherlich erfüllen, solange ein MacRae es wünschte. Auf der Spitze eines Kaps erbaut, schien das Castle wie ein riesiges Raubtier dazusitzen und wachsam aufs Meer hinauszublicken.
    »Was für ein faszinierender Ort«, sagte Jeanne. »Kein Wunder, dass Margaret so gerne hier ist.«
    »Du weißt das?«
    Sie nickte. »Gilmuir ist eines ihrer Lieblingsthemen. Und natürlich Cameron.«
    »Cameron?«
    Jeanne schaute zu ihm auf und sah Misstrauen in seinem Blick. »Das soll Margaret dir lieber selbst erzählen«, meinte sie lächelnd.
    Direkt vor ihnen ragte ein großes Gebäude ins Wasser hinaus.
    Als Jeanne darauf deutete, erklärte Douglas ihr: »Das gehört zu Alisdairs Schiffbauunternehmen. Weitere Gebäude sind über das Tal verstreut, wo das Holz behandelt wird und Teile der Schiffe gebaut werden. Aber der Zusammenbau wird dort vorgenommen, die Erprobung in der Bucht. Die zeige ich dir irgendwann – und die geheime Treppe auch.«
    »Eine geheime Treppe?«
    »Du klingst genauso gespannt wie Margaret«, neckte er sie. »Du wirst staunen, wenn du Ionis’ Höhle siehst.«
    »Wer ist Ionis?«
    »Vor Hunderten von Jahren wurde ein Mann auf dieses Kap verbannt. In einer Höhle, die wir nach ihm benannt haben, befindet sich sein Lebenswerk – Porträts der Frau, die er liebte.«
    »Was ist aus ihm geworden?«
    »Ob seiner Büßerjahre machte man ihn zum Heiligen, und das Kap war von da an ein Wallfahrtsort – bis der erste MacRae den Felsen in Besitz nahm.«
    Jeanne betrachtete Douglas, einen der Nachfahren des Clangründers, und konnte sich durchaus vorstellen, dass auch er eine Dynastie gründete und zu deren Schutz einen Ort wie Gilmuir schuf.
    Das Schiff verlangsamte die Fahrt, und hinter der nächsten Biegung des Firth lag, majestätisch wie ein Schwan, die
Ian MacRae,
das schwimmende Heim von Hamish und Mary.
    Als sie ankerten, begann Jeanne zu zittern und schlang fest die Arme um sich.
    »Dort ist Meggie«, sagte Douglas sanft, obwohl er ihr das natürlich längst erklärt hatte.
    Sie nickte und hoffte inständig, dass er sie nicht hier zurücklassen würde. Ihr Gebet wurde erhört. Als das Beiboot zu Wasser gelassen und die Strickleiter entrollt war, drehte Douglas sich Jeanne zu. »Ich gehe als Erster und halte dann die Leiter für dich.«
    Als er ein Bein über die Reling schwang, hob Jeanne die Hand, um ihn aufzuhalten. Er schaute sie fragend an.
    Sie beugte sich zu ihm vor und küsste ihn, ohne sich um die amüsierten Blicke der Seeleute zu scheren. »Sei vorsichtig«, flüsterte sie flehend. »Ich wüsste nicht, was ich tun würde, wenn dir etwas zustieße.«
    »Ich weiß es«, erwiderte er lächelnd. »Du würdest weiterleben. Du bist die stärkste Frau, die ich kenne.«
    Er nahm ihre Hand, drehte sie um und drückte einen Kuss darauf. »Du bist mir ebenso teuer, Jeanne.«
    Nachdem sie ihm noch einen Kuss auf den Weg mitgegeben hatte, schwang er auch das zweite Bein über die Reling. Jeanne verfolgte seinen Abstieg. Es sah ganz einfach aus, doch kurz darauf musste sie feststellen, dass dieser Eindruck getäuscht hatte. Sie ruderte bei jeder Sprosse aufs Neue hilflos mit den Füßen, bis sie endlich Halt fand, der Strick war so dick, dass sie ihn nicht richtig umgreifen konnte und zweimal abrutschte, und jedes Mal schrie sie unwillkürlich auf.
    Unendlich dankbar, schon ein gutes Stück vor dem Ende der Leiter Douglas’ Hände um ihre Taille zu spüren, ließ sie sich ins Boot hinunterheben.
    »Wenn wir drüben an Bord gehen, steht dir das Gleiche noch mal bevor«, sagte er, und sie hörte seiner Stimme an, dass er lächelte.
    Sie drehte sich ihm zu, schlang die Arme um seinen Hals und verlagerte
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