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Ruf der Sehnsucht

Ruf der Sehnsucht

Titel: Ruf der Sehnsucht
Autoren: Karen Ranney
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und kam dann langsam auf sie zu.
    Als ihre Tochter etwas sagen wollte, kam Jeanne ihr zuvor. »Ich habe dir doch erzählt, dass meine Mutter starb, als ich noch ein Kind war.«
    Margaret nickte.
    »Sie hat mir ein Schmuckstück hinterlassen, das ich seitdem in Ehren halte.« Jeanne nahm die Kette mit dem Medaillon ab. Douglas hatte den verbogenen Anhänger reparieren lassen und ihr wiedergegeben, bevor sie an Bord der
Ian MacRae
gingen. »Es ist nicht besonders schön, aber es enthält ein Geheimnis unserer Familie – den Somerville-Rubin.« Sie öffnete das Medaillon und zeigte Margaret den Stein.
    »Es wäre einiges leichter für mich gewesen, wenn meine Mutter mir das Geheimnis offenbart hätte«, fuhr Jeanne fort, »aber sie hatte wohl ihre Gründe, es nicht zu tun.«
    »So wie Papa und Ihr Gründe hattet, mir Euer Geheimnis nicht zu offenbaren?«
    Verblüfft über die Scharfsinnigkeit des Kindes nickte Jeanne. »Wir wollten dir nicht weh tun. Glaubst du mir das?« Bevor Margaret antworten konnte, streifte sie dem Mädchen die Kette über.
    »Gehört das jetzt mir?«, fragte ihre Tochter und betrachtete das Medaillon eingehend.
    Jeanne nickte. »Ich kann dir nicht alles erklären, Margaret – ich kann dir nur sagen, dass ich dich immer geliebt habe.«
    »Wirklich?« Sie schien darüber nachzudenken. Schließlich fragte sie: »Gehört der Rubin auch mir?«
    Jeanne lächelte. »Ja.«
    Margaret seufzte schwer. »Das ist ein sehr schönes Geschenk, Miss du Marchand – aber eine Mutter ist ein noch viel schöneres.« Sie sah Jeanne scharf an. »Seid Ihr es auch ganz bestimmt?«
    Jeanne nickte.
    »Habe ich Geschwister?«
    »Noch nicht«, sagte Douglas, der sich leise von der Seite genähert hatte.
    Jeanne schaute zu ihm auf, und er erwiderte ihren Blick ernst. Und dann überraschte Margaret sie, indem sie ihr um den Hals fiel. Diesmal hielt Jeanne ihre Tränen nicht zurück.
    »Warum weinst du denn?«, fragte Margaret erschrocken und rückte von ihr ab.
    »Weil ich so glücklich bin.«
    Margaret sah zweifelnd zu ihrem Vater hoch, der lächelnd nickte. »Geh doch bitte zu Tante Mary und sage ihr, dass ich eine Nachricht nach Gilmuir senden muss.«
    Das Mädchen war sichtlich nicht begeistert, fortgeschickt zu werden, entschied sich aber nach kurzem Überlegen gegen ein Aufmucken. Doch bevor sie ging, stellte sie ihrer Mutter noch eine Frage. »Wirst du trotzdem weiter meine Gouvernante sein? Das käme mir irgendwie komisch vor.«
    Jeanne schüttelte leise lachend den Kopf, und Margaret ließ sie mit Douglas allein.
    Er drehte sich dem Meer zu und blickte mit verschränkten Armen zum Horizont. Als er sprach, tat er es so leise, dass Jeanne Mühe hatte, ihn zu verstehen.
    »Ich brauchte nur einen Lidschlag, um dich zu entdecken, eine Stunde, um mich in dich zu verlieben, eine Woche, um zu wissen, dass ich ohne dich nicht glücklich sein würde, und zehn Jahre, um zu begreifen, dass ich dich nie vergessen könnte.« Er wandte sich ihr zu. »Werde ich jetzt mein restliches Leben brauchen, um dich zu überzeugen, dass ich dich wirklich liebe?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich liebe dich von ganzem Herzen«, sagte er. »Aus tiefster Seele. Meine Gegenwart ist ebenso von dir erfüllt, wie es meine Vergangenheit war.«
    Er ließ die Arme sinken und stand vor ihr wie ein Sünder, der auf seine Bestrafung wartete. Aber er war Douglas, ihr junger Geliebter und lebenslanger Freund, der Mann, der ihre Gedanken beherrschte, der Vater ihres Kindes. Ihre einzige, große Liebe.
    »Willst du meine Frau werden, Jeanne? Willst du mit mir eine Zukunft aufbauen?«
    Sie wusste, dass sie seinen Ausdruck in diesem Moment nie vergessen würde, so wie sie den Sommer in Paris nie vergessen würde. Jetzt waren diese Erinnerungen nicht mehr von Gram und Verzweiflung überschattet, würden es nie wieder sein.
    Sie trat vor ihn hin, schlang die Arme um seinen Hals, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn zärtlich auf den Mund. »Ja«, sagte sie leise, »ich will deine Frau werden. Ich habe dich immer geliebt, auch wenn es mich oft traurig gemacht hat.«
    »Ich werde dafür sorgen, dass das nie mehr geschieht«, versprach er und drückte sie an sich.

Epilog
    D er Zeitpunkt für die Trauung war sorgfältig gewählt worden, um die farbigen Glasfenster optimal zur Geltung kommen zu lassen, und so fiel das Sonnenlicht durch goldene, scharlachrote, smaragdgrüne und indigoblaue Felder auf die Hochzeitsgesellschaft, den Altar und das
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