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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33
Autoren: Delacroix Claire
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Wahrheit ist. Also müsst doch auch Ihr es in Eurem fühlen.“
    „Auf das Herz sollte man lieber nicht setzen“, betonte Hugues energisch, heilfroh darüber, dass die Diskussion nunmehr in vertraute Bahnen geriet. „Bestenfalls ist es ein wankelmütiger Ratgeber.“
    „Es ist doch die einzige Stimme, auf die man sich verlassen kann“, konterte sie entgeistert. „Denn das Herz allein spricht die Wahrheit.“
    Darüber konnte Hugues nur den Kopf schütteln. Sich auf das Herz und seine Torheiten verlassen? Diesen Weg einzuschlagen, lief auf pure Dummheit hinaus und zog nichts als Ungemach nach sich. Einerlei, wie hartnäckig diese gertenschlanke Blonde auf ihrer Meinung beharren mochte – sie würde ihn keinesfalls eines Besseren belehren.
    „Es ist der Verstand, auf den man sich verlassen muss. Auf nichts anderes“, betonte er. „Denn nur das Denkvermögen gewährt uns Einsicht in die tiefere Wahrheit.“
    Bei seinen Worten blinzelte sie fassungslos. „Mein Herz spricht mir von einer größeren Wahrheit zwischen uns“, entgegnete sie beinahe ehrfürchtig im Flüsterton.
    Hugues aber wehrte erneut kopfschüttelnd ab, entschlossen, ihr ein für alle Mal diese Flausen auszutreiben. „Das Herz ist ein leichtfertiger Schwindler. Ihr tätet gut daran, auf seine Hirngespinste nicht einzugehen“, gab er zurück, ohne seinen Triumph auskosten zu können. Denn im Handumdrehen überwand sie den noch verbliebenen Abstand zwischen ihnen und lehnte sich mit einer Zutraulichkeit, die ihn zutiefst erschreckte, an seine Brust.
    In ihren Augen bemerkte er ein entschlossenes Funkeln, während ihm gleichzeitig ihr Duft in die Nase stieg – ein Geruch nach Sonne, vermischt mit einem süßen Hauch. Er stutzte nur einen Moment, musste jedoch zu seinem Leidwesen erkennen, dass sie sein kurzes Zögern sofort zu ihren Zwecken nutzte.
    „Eure Logik ist es vielmehr, die Lügengeschichten erfindet, werter Herr Ritter, denn dies ist eine Wahrheit, die sich nicht leugnen lässt“, flüsterte sie, indem sie sich noch näher an ihn schmiegte. Hugues war so gebannt von der Verheißung, die in ihren Worten schwang, dass er sich nicht von ihr loszureißen vermochte.
    Als er dann endlich begriff, auf was sie es anlegte, gelang es ihm noch mit knapper Not, das Gesicht abzuwenden, sodass ihre Lippen auf seinem Mundwinkel landeten. Ihre sanfte Berührung, der Ansturm ihres Duftes, all das wäre ihm um ein Haar zum Verhängnis geworden. Er wollte das aufdringliche Wesen schon von sich stoßen, doch stattdessen schlossen sich seine Finger besitzergreifend um ihre Oberarme, so machtvoll war die Kraft, die von ihr ausging.
    Er fühlte sich an seine geliebten Weiden von Pontesse erinnert, die so rank und biegsam und doch unglaublich kräftig waren. Und ehe er wusste, wie ihm geschah, wandte er ihr das Gesicht zu und gab sich ganz ihrem Kuss hin.
    Dass er sich ihr zugewandt hatte, entlockte ihr einen leisen Laut der Genugtuung. Ihrem feurigen Ungestüm hatte Hugues nichts entgegenzusetzen, im Gegenteil: sein eigenes Verlangen flammte hell lodernd auf. Fast war ihm, als wolle sie ihn mit Haut und Haaren verschlingen, und Hugues reagierte auf ihre Lockungen, indem er sie heftig an sich zog. Sie war keineswegs eine von jenen verzärtelten Hofdamen, die sich zuerst nach allen Regeln der Liebeskunst hofieren ließen, um ihrem Verehrer am Ende doch die erwartete Gunst zu versagen. Nein, dieses Weib hier würde genau jener Verheißung, die schon das Feuer in Hugues Lenden entzündete, gerecht werden und einen Bewerber bestimmt nicht vertrösten.
    Er musste auch nicht befürchten, sie womöglich zu grob anzufassen, denn sie war nicht so verweichlicht wie die Hofdamen zu Paris, die sich nur mit Sticken die Zeit vertrieben. Ein Bild stieg in ihm auf, wie sie sich ihm in herrlicher Nacktheit darbot. Wider besseres Wissen ließ er es zu, dass seine Hände dieser Vorstellung folgten, denn seine Rechte glitt hinunter zum Schwung ihrer Taille, während sich die Linke um das feste Rund des Hinterteils legte, wodurch er sie unmerklich näher an sich zog.
    „Sophie!“, rief da eine barsche Männerstimme vom Kirchenportal her. Erschrocken ließ Hugues die Frau los. Ein Blick hinüber bestätigte ihm, dass es der Ehegemahl war, der wohl sein Weib holen wollte. Nur mühsam konnte Hugues ein Stöhnen unterdrücken.
    Was hast du dir bloß dabei gedacht? Allerdings hatte er in seiner augenblicklichen Verfassung gar nichts gedacht. Er warf dem Frauenzimmer, das dafür
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