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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33
Autoren: Delacroix Claire
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verantwortlich war, einen Seitenblick zu. Anscheinend war sie ebenso durcheinander wie er, wie Hugues zu seiner Erleichterung bemerkte. Also stand er zumindest darin nicht allein.
    Zu seiner Bestürzung legte sie ihm aber trotzdem in einer überaus verschwörerischen Weise die Hand auf den Arm. „Das wisst Ihr auch mit all Eurer Logik nicht zu erklären“, flüsterte sie leicht stockend. Ehe Hugues darauf einzugehen vermochte, hörte er, wie der Mann am Portal sich entrüstet räusperte.
    „Morgen, zur Prim, am Osttor“, flüsterte sie und schwebte davon, ehe Hugues noch zustimmen oder einen Einwand erheben konnte.
    Erstaunlicherweise machte der Ehemann keinerlei Anstalten, auch Hugues nach draußen zu bitten, zumindest vorerst nicht. Stattdessen gingen die zwei rasch davon. Hugues lag nicht das Geringste daran, mitzuerleben, wie dieser Frau einmal ordentlich der Kopf gewaschen wurde, was sie zweifellos auch verdiente. Dennoch meldete sich, als er sich ermattet auf seinen Stuhl sinken ließ, sein schlechtes Gewissen.
    Er selbst trug ebenfalls ein gerüttelt Maß Schuld daran, dass die Dinge diese Wendung genommen hatten. Hätte er sich etwas mehr im Zaum gehalten, hätte der Kuss bei Weitem nicht so lange gedauert.
    Der Kuss … Gab es kein anderes Wort für das, was sich da soeben zugetragen hatte? Denn für diese Umarmung, für dieses Wechselbad aus Hochgefühl und nachfolgender Ernüchterung, für dieses Sehnen, es noch einmal auskosten zu dürfen – für all das war der Begriff schlichtweg zu oberflächlich.
    Sophie! Schon rätselte er darüber nach, wie ihm der Name wohl über die Lippen gleiten würde, sollte er ihn einmal aussprechen wollen. Abrupt verwarf er aber diesen leichtsinnigen Gedanken.
    Er raffte sich auf, fuhr sich verdrossen mit den Fingern durchs Haar und musste sich widerwillig eingestehen, dass er sie womöglich noch mehr in Schwierigkeiten bringen würde, falls er an diesem Abend noch vor ihrem Gemahl für sie eintrat. Es schien ihm das Beste, sich in seine Herbergskammer zurückzuziehen und die Sache auf sich beruhen zu lassen.
    Nachdem er die Kerzen ausgeblasen hatte, schlenderte er zwar zum Ausgang, mochte sich aber noch nicht recht dazu durchringen, diesen Ort zu verlassen. Auf einmal fielen ihm ihre Abschiedsworte ein. Angesichts ihrer Verheißung auf ein Wiedersehen erwachten schlagartig wieder seine Lebensgeister. Dann aber unterdrückte er seine aufflammende Leidenschaft. Eine solche Begegnung würde für sie alles nur noch erschweren, und das durfte er nicht zulassen, auch wenn seine niederen Gelüste das Gegenteil verlangten.
    „Und du siehst gefälligst zu, dass du heute Nacht ordentlich schläfst“, befahl er streng seinem Knappen, der am Kirchenportal wartete. „Wir brechen in aller Herrgottsfrühe auf und verlassen Bordeaux spätestens zum Laudes-Gebet.“ Dass der Junge angesichts der Aussicht auf arg verkürzte Nachtruhe ein langes Gesicht zog, kümmerte Hugues nicht weiter.
    „Aber Milord, das ist ja noch vor Sonnenaufgang!“, jammerte Luc, was ihm einen scharfen Blick seines Herrn eintrug. „Bedenkt doch – wenn wir erst zur Prim aufbrächen, würde der Morgen gerade dämmern, und trotzdem bliebe uns noch ein ganzer Reisetag.“
    „Es bleibt bei den Laudes, basta“, wiederholte Hugues energisch, und seine Brauen zogen sich verärgert zusammen. „Und stelle in Zukunft lieber nicht mit deinen Widerworten meine Geduld auf die Probe!“

2. KAPITEL
    Gaillard donnerte die Küchentür derart heftig hinter sich und seiner Tochter zu, dass Sophie erschrocken zusammenzuckte und über die Schulter sah. Die Brauen düster zusammengezogen, blickte ihr Vater so finster drein wie eine Gewitterwolke. Ihre Mutter Hélène sah überrascht von ihren ewigen Stopfarbeiten auf und ließ den Blick ihrer braunen Augen sorgenvoll zwischen Tochter und Ehegemahl hin und her wandern. Hastig floh Sophie an ihre Seite.
    „Von einem Walpurgiskind kann ja nichts Gutes kommen“, knurrte ihr Vater in Richtung seiner Ehefrau. Den ganzen Heimweg über hatte er so vor sich hingewettert, wenngleich Sophie aus seinem rätselhaften Geschimpfe nicht schlau wurde. „Das sagte ich dir bereits vor achtzehn Jahren. Aber du hast meinen Rat ja in den Wind geschlagen.“
    „Was hast du angestellt, Kind?“, fragte Hélène knapp.
    Sophie konnte nur mit den Schultern zucken. „Ich weiß es nicht.“
    „Sie weiß es nicht!“, brummte Gaillard sarkastisch. Er ließ sich am Tisch auf seinen Stammplatz
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