Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruf der Geister (German Edition)

Ruf der Geister (German Edition)

Titel: Ruf der Geister (German Edition)
Autoren: Tanja Bern
Vom Netzwerk:
zurück, dachte er seufzend. Nicht einmal zu den Geistern der Opfer wagte er einen erneuten Kontakt. Ina hatte sich dieser Aufgabe angenommen. Der Mörder war gefasst, die Seelen konnten gehen und ihren Frieden finden.
    Die Türklingel riss ihn aus seinen Überlegungen. „Das ist Julian!“
    Joshua öffnete dem Jungen die Tür und begrüßte ihn mit einer Umarmung.
    „Ich hab jetzt aber keine Blumen mitgebracht!“, sagte Julian. „Ich dachte, weil ihr ja nicht mehr im Krankenhaus seid.“
    „Ach, nun komm schon rein! Du brauchst keine Bl umen.“
    Julian beäugte Joshuas Gesicht und schüttelte den Kopf. „So bunt hab ich dich noch nie gesehen. Echt! Was macht ihr für Sachen ?“
    „So ist das bei der Kripo!“, rief Lea vom Sofa aus.
    Sie hatten Julian die Wahrheit großteils verschwiegen, nur erzählt, dass Joshua bei Ermittlungen ausgeholfen und dadurch einen Unfall gehabt hatte.
    Langsam erhob sich Lea und Joshua sah, wie sie das Gesicht ein wenig verzog. Ihre angebrochene Rippe schmerzte noch unangenehm. Sie ging in die Küche und hantierte mit dem Wasserkessel.
    „Wie ist es denn im Tierheim?“, wollte Joshua neugierig wissen.
    Mit einem geheimnisvollen Lä cheln senkte Julian den Blick. „Guck mal hier.“ Er kramte ein kleines Smartphone aus der Tasche und zeigte Joshua das Bild einer rot getigerten Babykatze.
    „Das ist unsere neue Mitbewohnerin. Sie haben die Kleine im Karton vorm Tierheim ausgesetzt und ich hab sie morgens gefunden. Es war so kalt in dieser Nacht! Die Arme hat total gezittert. Wir konnten uns einfach nicht mehr voneinander trennen.“
    „Und was sagen …“
    „Inge und Britta sind total vernarrt in die Kleine! Und die vom Heim waren froh, dass ich sie zu mir genommen hab. Das Katzenhaus ist eh so voll. Ist aber echt okay da. Die sind nett und es macht Spaß, bei den Katzen zu arbeiten.“
    „Du hast ein neues Handy“, bemerkte Joshua. Er hoffte, dass Julian es nicht gestohlen hatte.
    „Das hab ich von Britta! Die hat sich ein neues gekauft und ich durfte ihres haben. Das ist voll das coole Teil!“
    Joshua grinste zufrieden. „Du verstehst dich also gut mit ihnen?“
    „Da ist es echt super, Josh. Wirklich! Die beiden sind total nett.“ Er holte Luft, um etwas zu sagen, stockte aber. Verlegen senkte er die Augen. Nur langsam begegnete er wieder Joshuas Blick. „Danke, Josh“, flüsterte er.
    Jedes weitere Wort schien hier überflüssig und Joshua zog Julian nur in seine Arme.
    Mit Tee und Keksen kehrte Lea zurück. Julian starrte auf die Tassen und Lea lachte. Sie hielt sich schnaufend die Brust und konnte ihre Belustigung doch kaum kontrollieren.
    „Du solltest dein Gesicht sehen!“ Versteckt unter einem Handtuch holte sie eine 0,5 l Flasche Cola hervor und reichte sie ihm.
    „Mann, und ich dachte schon, ich muss jetzt fein Tee trinken!“, platzte es aus Julian heraus.
    Joshua grinste amüsiert und Lea biss sich auf die Lippe, um nicht erneut aufzulachen.
    „Mit ‘ner angebrochenen Rippe lacht es sich so schlecht“, erklärte Joshua.
    „Das auch noch. Und ich hab immer gedacht, auf der Straße lebt man gefährlich“, kommentierte Julian.
    Der Junge erzählte von seiner Arbeit im Tierheim und dass er plante, eine Ausbildung zum Tierpfleger zu machen. Das erste Mal erlebte Joshua ihn glücklich.
    Das Gespräch geriet für ihn ein wenig in den Hintergrund, als Joshua erneut an Mark dachte. Hätte er von Marks Problemen gewusst … vielleicht wäre es möglich gewesen, ihm zu helfen. Täglich bewahrte er Kinderseelen vor dem Zusammenbruch, leitete sie, stärkte sie, half ihnen ins Leben zurück. Und die gequälte Seele seines besten Freundes hatte er nicht gesehen?
    Vielleicht hast du sie gesehen und deshalb diesen Beruf ergriffen , flüsterte es tief in ihm. Vielleicht warst du einfach machtlos, weil er sich weigerte, den Schmerz einzugestehen.
    Joshua sah sich um. Niemand gab sich zu erkennen, aber er kannte diese Stimme! Er suchte nach der Erinn erung. Dann sah er wieder das Bild des so unscheinbaren Mannes, der die Seele des verstorbenen Mädchens, das Joshua auf den Treppenstufen gefunden hatte, mitnahm.
    Joshua blinzelte. War es so?
    Wenn ja, konnte er sich vielleicht doch auf sein Unterbewusstsein verlassen. Er hatte etwas unternommen! Auch wenn es Mark nicht mehr geholfen hatte.
    Du warst stets für ihn da! Vergiss das nicht!
    Ja, er hatte Mark geschützt und auch in vielen Dingen geleitet, doch er hätte mehr tun müssen, er hätte …
    Plötzlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher