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Ruf der Geister (German Edition)

Ruf der Geister (German Edition)

Titel: Ruf der Geister (German Edition)
Autoren: Tanja Bern
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wie ein feuriger Pfeil durch seinen Arm. Er zuckte erschrocken zusammen und keuchte auf.
    „Alles in Ordnung?“ Ein Mann vom Rettungsdienst legte ihm eine Decke um die Schultern.
    Joshua schüttelte nur den Kopf.
    „Kommen Sie, wir müssen aus dem Torhaus raus. Es ist einsturzgefährdet und die Schüsse haben die Sache nicht besser gemacht.“
    Mark wurde auf einer Liege abtransportiert. Leas und Joshuas Blicke begegneten sich kurz, dann wurde sie hinausbegleitet.
    Als Joshua aus dem Gebäude kam, beobachtete er, wie der Rettungswagen mit Mark fortfuhr. Er bemerkte kaum, wie jemand vorsichtig seinen Arm untersuchte. Er hieß den Schmerz willkommen. Alles erschien ihm besser, als diese Leere, die begann, sich in ihm auszubreiten.
    „Ihr Arm ist gebrochen“, erklärte man ihm.
    „Ja ...“
    „Wie ist Ihr Name?“
    Joshua nahm alles nur noch wie durch Watte wahr. „Joshua Benning“, sagte er teilnahmslos.
    Man führte ihn zu einem weiteren Krankenwagen, in dem schon Lea saß. Sie suchte seinen Blick, er fühlte es. Dennoch konnte er ihr in diesem Moment nicht in die Augen schauen.
    „Herr Benning?“
    Mark war ein Mörder und hätte fast die Frau erschossen, die er liebte. Sein bester Freund starb …
    „Herr Benning!“
    Wieso hatte er Marks Not nicht bemerkt? Wie hatte sein Unterbewusstsein so hartnäckig verhindern können, dass Mark aufgehalten wurde?!
    „Olaf, komm mal! Er ist nicht mehr ansprechbar!“
    „Reagiert er nicht mehr?“
    „Nein.“
    Leas Stimme drang nun zu ihm durch, trotzdem konnte er nicht antworten. Eis umschloss seinen Körper, er konnte sich nicht bewegen. Finsternis umhüllte ihn und er sah immer wieder, wie Nadja Marks Stofftier in den Kanal warf.
     
    *
     
    Joshua wurde von Erichs Stimme geweckt. Leise unterhielt sich der Kommissar mit Robert Dornfeldt. Ihre gedämpfte Unterhaltung beruhigte ihn. Mühsam richtete er sich etwas auf.
    „War ich weggetreten?“, fragte er heiser.
    Erich brach das Gespräch ab und setzte sich zu ihm. Erst da gewahrte Joshua, dass er sich im Krankenhaus befand. Sein linker Arm lag in einer Schiene und sein Gesicht schmerzte bei jeder Bewegung.
    Er versuchte sich zu erinnern, was nach dem Kampf mit Mark geschehen war, konnte aber nur Fragmente e rhaschen.
    „Ja, fast vier Stunden, aber ich glaube, sie haben dir auch was zur Beruhigung gegeben.“
    Erich musterte ihn besorgt und Joshua erwiderte seinen Blick.
    „Was ist mit Lea?!“
    „Ihr geht es gut. Sie hatte noch ihre schusssichere Weste an. Eine Rippe ist angebrochen und sie hat starke Prellungen, aber es ist nichts Schlimmes.“
    Erleichtert atmete Joshua auf. Die Erinnerungen an die Geschehnisse im Torhaus spukten wie Geister in seinen Gedanken. Er wandte den Kopf zur Seite.
    „Ich hab es nicht gewusst, Erich“, flüsterte er.
    „Ich weiß, Junge.“
    „Ist er …?“
    Erich wusste um die enge Bindung der beiden Freunde. Joshua sah, dass er nervös mit einem Feuerzeug herumspielte.
    „Die Ärzte haben ihn operiert, aber er hat sehr viel Blut verloren. Es ist ungewiss, ob er überlebt.“
    „Weiß seine Familie Bescheid?“
    „Sie sind hier, ich habe sie befragt und ihnen die Situation erklärt.“ Der Kommissar runzelte die Stirn. „Du hast am Telefon gesagt, dass seine Schwester das Trauma ausgelöst hat, nicht wahr?“
    „Ja, da bin ich sicher. Ich kann dir das später alles ausführlich erzählen.“ Plötzlich durchfuhr ihn ein schreckl icher Gedanke. „Hast du sie zu ihm gelassen?!“
    Erich schüttelte den Kopf. „Nur seinen Vater.“
    „Das ist gut. Kann ich vielleicht zu ihm?“
    Der Kommissar half ihm aus dem Bett. „Ja. Hier, zieh das an.“
    Er reichte Joshua einen Morgenmantel, der vermutlich von der Klinik stammte. Der Kommissar führte ihn durch helle Krankenhausgänge zur Intensivstation. Ohne einen Kommentar zeigte er den Schwestern seinen Ausweis. Sie ließen sie passieren.
    Seine Beine wollten Joshua kaum gehorchen, als er Mark bewegungslos und an Geräte angeschlossen in den weißen Laken liegen sah. Sein Atem ging schwer und unregelmäßig.
    Joshua setzte sich auf die Bettkante. Langsam drehte Mark ihm den Kopf zu.
    „Josh?“
    „Ich bin hier, Mark.“
    „Was … isʼ denn … passiert? Hatten wir … einen Unfall?“
    Joshua blinzelte und verdrängte dann die Geschehnisse. Hier lag sein bester Freund im Sterben. Jeden anderen Gedanken konnte er später zulassen.
    „Ja.“
    Marks Hand suchte Joshuas und er reichte sie ihm, hielt sie fest umschlungen.
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