Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Titel: Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)
Autoren: Meredith Duran
Vom Netzwerk:
»Allerdings«, fuhr Ana fröhlich fort, »wie könnte sie auch nicht? Schließlich hat sie schon auf Papas Knien Keilschriften gelesen. Und sie geht jeden Nachmittag in die British Library, um Arabisch zu lernen.«
    Diese Übertreibung schien den alten Mann überaus zu freuen. »Natürlich. Ich bin ein großer Bewunderer von Mr Boyces Arbeit.« Er streckte Antonia die Hand hin. »Verzeihen Sie meine Unhöflichkeit. Ich bin Moreland, Earl of Moreland.«
    Antonia nahm seine Hand und sank in den schönsten Knicks, den sie mit ihrem Schleppenrock und in Anbetracht der Zuschauer, die keinen halben Meter entfernt standen, hinbekam. »Wie gut, dass Sie nicht der Earl of Lessland sind; ich fürchte, das wäre für Ihre geneigten Freunde höchst betrüblich.«
    Der Earl lachte, und Lydia rang sich ein höfliches Lächeln ab. Ein kurzer Blick auf den Eindringling, Sanburne, lenkte sie jedoch ab. Er drängelte sich gerade zu ihnen durch, und erst aus der Nähe war zu erkennen, wie nachlässig er wirklich gekleidet war. Seine offen stehenden Manschetten flatterten und auf seiner lavendelblauen Weste prangte ein Weinfleck.
    Das Lächeln, mit dem er sie bedachte, ließ auf ein unmittelbar bevorstehendes Blutvergießen schließen.
    »Das hat bestimmt noch nie jemand zu Ihnen gesagt«, sagte Ana gerade, und ein kokettes kleines Lächeln umspielte ihre Lippen.
    »Wahrer Witz verträgt endlose Wiederholung«, antwortete der Earl galant und wandte sich an Lydia, die, von einer bösen Vorahnung wachgerüttelt, einen Knicks machte. Er deutete auf den Stein zu ihren Füßen. »Ist das tatsächlich eine Fälschung?«
    Oh, jetzt gab es kein Entrinnen mehr. Leg dir ein Rückgrat aus Stahl zu. »Zweifellos«, bestätigte sie, ohne nach unten zu blicken, da es ihr unklug erschien, den Blick von Sanburne zu lösen, der sich jetzt zu ihnen gesellt hatte.
    »Eine gute Fälschung?«, fragte Sanburne. Seine Augen waren schrecklich blutunterlaufen.
    »Überhaupt nicht«, sagte sie. »Sogar ziemlich schlecht.«
    »Begründung?«
    Sie holte Luft. Sein stechender Blick war wirklich Respekt einflößend. »Ich … «
    »Sie müssen das Benehmen meines Sohnes entschuldigen«, unterbrach der Earl sie und warf dem Mann einen bösen Blick zu, der so reuelos wie Luzifer eine Augenbraue hochzog.
    Während sie die überraschende Neuigkeit verdaute, dass die beiden verwandt waren, verspürte Lydia einen noch schärferen Stachel des Unbehagens. Die Familie Durham war berühmt-berüchtigt: die Schwester eine Mörderin, versteckt gehalten in einer Nervenheilanstalt auf dem Lande, und der Sohn, wie sie sich jetzt erinnerte, ein zügelloser Salonlöwe, der die Hautevolee unterhielt, indem er seinen Vater an diversen öffentlichen Schauplätzen düpierte.
    Gütiger Himmel! Es schien, als sei sie in einen bösen Familienstreit geraten. Und mit jedem weiteren Wort verstrickte sie sich nur noch mehr darin. »Vielleicht sollten Sie noch einen der Gentlemen zurate ziehen.« Ihr Rückgrat war eben doch nicht aus Stahl. Das war eine alberne Redensart, die jemand erfunden hatte, der nicht wusste, wie es sich anfühlte, wenn einem das Rückgrat gebrochen wurde. »Das ist nicht mein Spezialgebiet. Dazu in einem Saal mit so vielen angesehenen Wissenschaftlern … «
    »Genau«, pflichtete der Sohn des Earls ihr bei.
    »Unsinn«, blaffte der Earl. »Soweit ich es sehe, sind Sie die Einzige hier, die über genügend gesunden Menschenverstand verfügt, um einen zweiten Blick darauf zu werfen, ohne gleich in diesen … diesen Chor aus Hallelujas auszubrechen. Heraus damit, Mädchen. Woher Ihr Urteil?«
    Antonia drückte leise lachend ihren Arm. »Ach, sag es ihnen doch, Lydia.« Zu Lydias Unbehagen ruhte ihr Blick auf dem bedrohlich finsteren Gesicht des verlorenen Sohnes.
    Ihr schien, dass sie am schnellsten wieder aus der Sache herauskäme, wenn sie sich durchmogelte. Sie legte die Hand auf Anas, um sich durch die Berührung ihrer Schwester beruhigen zu lassen. »Es gibt zahlreiche Gründe, die mich an der Authentizität dieses Stückes zweifeln lassen«, sagte sie langsam. Jetzt warf sie doch einen längeren Blick darauf, und zu ihrer Erleichterung schien ihre Intuition wohlbegründet gewesen zu sein. »Ja. Es versucht einer Grabstele der Ersten Zwischenzeit in etwa zu entsprechen, aber auf einer solchen Darstellung würde man Bierkrüge erwarten. Stattdessen haben wir hier etwas, das an Salbengefäße erinnert. Und das ist nicht … « Sie warf Sanburne einen flüchtigen Blick
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher