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Rückkehr nach Wedenbruck

Rückkehr nach Wedenbruck

Titel: Rückkehr nach Wedenbruck
Autoren: Tina Caspari
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Hauptsache.“
    Da Bettina nichts sagte und sie nur weiter fragend ansah, fügte Bille nach einer Weile hinzu: „Okay, du weißt ja, dass Simon mir damals vorschlug, wir sollten sofort heiraten. Wohl in der Hoffnung, er könne mich damit hier behalten. Ich hab erst mal totale Panik gekriegt. Heiraten! Jetzt schon, wo ich doch noch gar nichts von der Welt gesehen habe! Im Gegensatz zu ihm, der schließlich dauernd von einem Land zum nächsten gondelt, zu seinen tollen Turnieren. Natürlich war Simon ziemlich sauer über meine Abfuhr. Ich bin auch ganz schön auf ihn losgegangen. Die ersten zwei Monate danach hat er sich überhaupt nicht bei mir gemeldet, um mir nicht auf den Geist zu gehen, wie er mir durch Daddy ausrichten ließ. Aber dann hat er angefangen nachzudenken. Und allmählich ist ihm klar geworden, dass ich Recht hatte. Er hat mir einen langen Brief geschrieben, und kurz darauf hat er mich in Amerika besucht. Da haben wir uns dann ausgesprochen - und das war’s. Zufrieden?“
    „Vollkommen. Und jetzt werdet ihr warten, bis Simon mit dem Studium fertig ist?“, erkundigte sich Bettina.
    „Darüber haben wir gar nicht geredet.“ Bille lachte. „Ehrlich gesagt haben wir uns von da an nur mit der Gegenwart beschäftigt. Wir hatten ’ne Menge nachzuholen.“
    „Kann ich mir denken.“
    „Warum fragst du?“
    Diesmal wich Bettina aus. „Ach, nur so.“
    „Habt ihr etwa Heiratspläne - Tom und du?“ Bille sah die Freundin über den Rand ihres Bechers hinweg an.
    „Na ja, manchmal spricht man eben darüber. So ganz locker und unverbindlich ...“
    „Aha.“
    „Gar nicht ,aha‘! Irgendwie muss man ja auch mal seine Zukunft planen.“ Bettina stellte gereizt ihren Becher ab und ging zum Fenster. „Immerhin ist Tom bald mit seiner Ausbildung fertig. Und da wir zusammenbleiben wollen, na ja ...“, kam es etwas kläglich vom Fenster her. „Ich muss mir eben auch überlegen, wo’s für mich in Zukunft langgeht. Tom hat auf einmal die Idee, erst für ein paar Jahre ins Ausland zu gehen. Er will mal ganz was anderes ausprobieren!“, fügte sie niedergeschlagen hinzu.
    „Aber doch keine andere Partnerin!“ Bille stand auf und trat zu ihr. Liebevoll legte sie der Freundin den Arm um die Schultern. „Mensch, Bettina, jemand mit deinen Begabungen steht die ganze Welt offen! Und ihr liebt euch! Also werdet ihr schon einen Weg finden, der für euch beide die idealen Möglichkeiten bietet. Schau dich doch um! Sieh dir deine Fotos an!“
    „Du hast schon Recht. Fotografieren kann ich überall auf der Welt.“
    „Und reiten auch. Schlimmstenfalls Esel, Elefanten oder Kamele. Dabei fällt mir gerade ein - ich muss mich auf den Weg machen. Black Arrow wird sicher schon ungeduldig. Alles klar?“
    Bettina umarmte die Freundin. „Alles klar. Schön, dass du wieder da bist!“
    Als Bille wenig später nach Groß-Willmsdorf hinüberritt, sah sie sich plötzlich einem Hindernis gegenüber. Ein zehn- oder elfjähriger Junge mit dicken Brillengläsern, der auf einem schwarzen Pony ritt, hatte offensichtlich Schwierigkeiten. Einmal drehten die beiden sich im Kreis, dann wieder ritt der Junge ein paar Meter in die eine, dann in die andere Richtung.
    „Hallo!“, rief Bille und hielt Zottel an. „Dein Pony kenn ich doch! Sag mal, ist das nicht der gute alte Bongo?“
    „Stimmt“, sagte der Junge knapp und drängte das schwarze Pony energisch in die andere Richtung. „Probleme?“, fragte Bille mitfühlend.
    „Nö. Wir haben nur verschiedene Ansichten in einer bestimmten Angelegenheit“, machte ihr der Junge klar. „Ich bin der Meinung, wir müssen in die Richtung, um nach Hause zu kommen, und er behauptet, es wäre genau die andere. Aber ich denke, da irrt er sich. Allerdings kann ich nicht sehr gut sehen, wissen Sie.“ Seine Art, sich auszudrücken, ließ vermuten, dass er aus einer Familie von Literaturprofessoren stammte.
    „Und wo seid ihr zu Hause?“, erkundigte sich Bille. „Na, im Internat, in Groß-Willmsdorf.“
    „Dann gehörst du zu den Neuen? Aus der fünften Klasse?“
    „Richtig.“
    „Und wie heißt du?“
    „Robert. Robert Raabe.“
    „Okay, Robert. Ich muss dir sagen, in diesem Fall habt ihr beide Recht. Du, weil du in die Richtung zum Internat zurückwillst, und Bongo, weil er früher drüben auf dem Gut Peershof zu Hause war. Ich wusste gar nicht, dass er jetzt im Schulstall steht.“
    „Tut er auch noch nicht so lange. Sein Besitzer, der Florian, hat gemeint, es ist nicht gut
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