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Rückkehr nach Wedenbruck

Rückkehr nach Wedenbruck

Titel: Rückkehr nach Wedenbruck
Autoren: Tina Caspari
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Am Strand im festen Sand würden sie später wieder kräftig Tempo zulegen können. Bille sog die salzhaltige Luft, die die Nähe der Ostsee ankündigte, fast gierig ein. Die Nähe zum Meer hatte ihr in New Mexico am meisten gefehlt. Im Sommer nach einem langen Ausritt ins Wasser reiten zu können, sich vom Pferderücken in die Wellen gleiten zu lassen und mit den vierbeinigen Gefährten darin herumzuplanschen - etwas Herrlicheres konnte sie sich kaum vorstellen.
    Am Strand war die Luft deutlich frischer. Vom fast unbewegten Wasser wehte feuchte Kälte heran. Bille klappte den Kragen ihrer Jacke hoch und schloss die oberen Knöpfe, dann trabte sie an. Zottel drängte vorwärts, und bald stürmten sie in einem ungestümen Galopp über den Sand dahin.
    Erst als beiden warm geworden war und Zottels Fell in der kalten Luft dampfte, fiel er in einen langsamen Zockeltrab und schließlich in den Schritt zurück. Bille ließ ihn laufen, wie ihm zu Mute war. Und als Zottel jetzt kräftig abschnaubte, beugte sie sich vornüber auf seinen Hals und umschloss ihn mit den Armen.
    „Ach, tut das gut, mein Zotteltier! Ich habe das Gefühl, als sei ich erst jetzt wirklich zu Hause angekommen. Hier draußen, allein mit dir am Strand - das ist die beste Methode, wieder einen klaren Kopf zu kriegen ...“
    Bille richtete sich auf und breitete die Arme aus. Sie reckte die Schultern und legte den Kopf in den Nacken. Ja, jetzt fühlte sie sich wieder fit. Die Lust, mit der Arbeit zu beginnen und sich ihrer neuen Aufgabe zu stellen, breitete sich kribbelnd im ganzen Körper aus. Gestern hatte sie sich noch gefühlt wie in einem wirren, verrückten Traum. Das Wiedersehen mit der Familie, mit den Freunden und Schülern, mit den Pferden und Ponys. Das laute, fröhliche Fest im Unterrichtsraum der Reitschüler gleich neben dem Stall, in dem Daddy Tiedjen ihr zu Ehren ein köstliches Büfett hatte aufbauen lassen. Die vielen Fragen, der Jubel über ihre Geschenke - sie war völlig überdreht gewesen, hatte gar nicht gewusst, wohin sie sich zuerst wenden sollte. Es war spät geworden. Zu Hause war sie dann in einen todesähnlichen Tiefschlaf gefallen.
    Bille lachte leise bei der Erinnerung an die vergangenen vierundzwanzig Stunden. Es war fantastisch gewesen, so gefeiert zu werden, so viel Freundschaft und Interesse auf allen Seiten zu spüren. Aber jetzt begann der normale Arbeitsalltag, und das war gut so.
    Bille wendete Zottel und schlug den Weg nach Groß-Willmsdorf ein. Da sie heute noch frei hatte, wollte sie sich für ein erstes Training mit Black Arrow viel Zeit nehmen. Der Rappe war während ihrer Abwesenheit abwechselnd von Daddy, Simon und Hannes Horbach geritten worden. Zottel würde sich solange in der Box seines großen Freundes ausruhen können.
    Doch als Bille wenig später an die Wegkreuzung kam, von der man links zum Gut Peershof abbiegen konnte, beschloss sie, noch schnell einen Abstecher zu Bettina zu machen. Eine Tasse Tee bei der Freundin würde ihr nach dem Ausflug gut tun.
    Joys und Daniels Pferde waren draußen auf der Koppel, die gleich neben dem Park lag. Sogar Florians verhätschelte Florentine entdeckte Bille draußen. Sie marschierte am Gatter auf und ab wie eine beleidigte Majestät, die auf die unpünktliche Dienerschaft wartet. Auch Bettinas Sternchen scharrte in einer Ecke im trockenen Gras. Nur Bongo und Pünktchen waren nirgends zu sehen. Vielleicht standen sie am anderen Ende der Koppel, die durch die Parkbäume verdeckt war.
    Auf dem Hof war es still. Das Ehepaar Henrich war verreist, zur Kur, hatte Bille gestern gehört. Daniel saß vermutlich in seinem Büro bei der Arbeit. In der Landwirtschaft gab es um diese Jahreszeit draußen kaum noch etwas zu tun. Und mit dem Holzschlagen würden sie erst im Januar beginnen.
    Bille brachte Zottel in den Pferdestall hinüber und stellte ihn in eine der leeren Boxen. Dort konnte er verschnaufen, bis sie zurückkam. Sie steckte ihrem Liebling einen Apfel zu, den sie bis jetzt in ihrer Jackentasche verborgen hatte, und schloss die schwere Schiebetür sorgfältig. Hier war er vor jedem Ausbruchsversuch sicher. Dann machte Bille einen Abstecher zur Box von Simons Stute Pünktchen hinüber, die sie bereits mit einem ungeduldigen Wiehern von weitem begrüßt hatte.
    „Na, meine Schöne? Hast du heute Stubenarrest? Du bist doch nicht krank?“ Bille schob die Tür zurück und betrat die Box. Verblüfft blieb sie stehen. „He! Ich glaub es nicht! Du sorgst schon wieder für
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