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Rückkehr nach St. Elwine

Rückkehr nach St. Elwine

Titel: Rückkehr nach St. Elwine
Autoren: Britta Orlowski
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setzt ihr alle einen Helm auf, okay?“, forderte Josh sie auf.
    „ Niemand fasst irgendetwas an, Kinder“, befahl die Lehrerin streng.
    Kevin verdrehte die Augen und grinste Joshua an. Der zwinkerte ihm zu.
    Sie fuhren gruppenweise mit dem Baustellenaufzug nach oben. Josh erklärte den Kindern die einzelnen Bauabschnitte und das Zusammenspiel der verschiedenen Gewerke. Er wies sie auf die Wichtigkeit von Teamarbeit hin.
    Die Mädchen fuhren mit dem Aufzug eine Etage tiefer, die Jungen durften die Rüstung benutzen. Joshua spürte ein ungewohnt heftiges Schwanken der Rüstungsbretter unter seinen Füßen. Die Kinder kreischten erschrocken. Joshs Herz begann heftig zu klopfen. Schlagartig fielen ihm Marcs Bedenken wieder ein.
    „ Bleibt ganz ruhig! Rührt euch nicht von der Stelle!“, versuchte er, auf die aufgebrachten Kinder einzuwirken.
    Niemand hatte bis jetzt Notiz davon genommen, dass die Gruppe auf der Rüstung in Lebensgefahr schwebte. Nach wie vor dröhnten die Bohrhämmer durch das Mauerwerk und verhinderten so, dass sie irgendwie auf sich aufmerksam machen konnten. Josh hob kurzerhand ein Kind nach dem anderen durch das Gestänge der Rüstung und befahl ihnen, sich in die Mitte des Stockwerkes zu begeben. Jetzt war Kevin an der Reihe.
    „ Sorg dafür, dass die Jungen dort bleiben!“, befahl er ihm.
    „ Ich bin gut im Klettern, ich kann Hilfe holen“, bot Kevin sofort heldenhaft an.
    „ Nein, versprich mir, dass du dich nirgendwohin bewegst. Ihr dürft höchstens so laut ihr könnt um Hilfe rufen.“
    „ Wird gemacht.“
    Die Rüstung schwankte und knarrte heftig. Noch immer befanden sich außer Josh noch sieben Kinder auf den Brettern. Ein unheimliches Geräusch ließ Josh innehalten.
    „ Festhalten“, brüllte jemand zu ihnen herauf.
    Er wandte den Kopf und sah Marc unten wild gestikulieren.
    Im gleichen Moment gaben die Bohlen unter seinen Füßen nach. Er griff verzweifelt nach einer der Brüstungsstangen, doch seine linke Hand fasste ins Leere.
     
    Marc und Don Ingram kamen nahezu zeitgleich am Ort des Geschehens an.
    „ Deine Fahrweise hat noch ein Nachspiel, verlass dich drauf!“
    Er ignorierte achselzuckend diesen Einwurf des Sheriffs, der bereits etwas in sein Funkgerät sprach.
    „ Was ist eigentlich los?“
    Doch Marcs gesamte Aufmerksamkeit wurde augenblicklich auf ein ganz und gar bedrohliches Geräusch gelenkt.
    Er zählte sieben Kinder neben Joshua auf der schwankenden Rüstung.
    „ Festhalten!“, konnte er ihnen nur noch zu brüllen und dann rannte er, gefolgt vom Sheriff, los.
    Zwei Rettungswagen trafen soeben ein. Die Sanitäter und Notärzte stiegen rasch aus. Elizabeth hob den Blick und ihr stockte der Atem. Sie registrierte plötzlich, dass sie schrie: „Nein!“, als die Rüstung auch schon in sich zusammenfiel.
    War jetzt etwa alles zu Ende? Sie spürte bereits Übelkeit in sich aufsteigen. Wo sie endlich ihr Glück gefunden hatte? Sie musste wohl vor Entsetzen die Augen geschlossen haben und nun fürchtete sie sich schrecklich davor, sie wieder zu öffnen.
    Ihr Kollege Dr. Zimmerman starrte sie irritiert an, als Liz ihre Umgebung wieder wahrnahm.
    „ Da ist mein Mann“, flüsterte Elizabeth tonlos.
    „ Sie hätten nicht mitkommen sollen. Das ist Ihnen doch wohl klar.“
    Natürlich hatte sie darauf bestanden, als per Funk der Notruf eingegangen war. Die verletzten Kinder brauchten jetzt ihre Hilfe. Sie zwang sich, sich nur darauf zu konzentrieren.
    Marc hatte ein Kind aufgefangen, wie sie erst jetzt bemerkte. Es grenzte fast an ein Wunder, dass Beiden nichts geschehen war. Ein Junge lag leblos mit unnatürlich abgewinkeltem rechtem Bein am Boden. Zimmerman kniete bereits neben ihm.
    Mehrere Arbeiter bemühten sich, zwei weitere Kinder, deren Finger sich verzweifelt um die Brüstungsstangen klammerten, in Sicherheit zu ziehen. Sie hingen an der halb umgestürzten Rüstung in der Luft. Nur ein Stück weiter von ihnen entfernt baumelte Joshua, der sich lediglich mit seiner rechten Hand fest klammerte. Er war von den Rettungskräften so gut wie nicht zu erreichen.
    Die Knochen seiner Hand dehnten sich bereits unerträglich und brannten wie Feuer. Er hing mit dem Gewicht seines gesamten Körpers an diesem lächerlichen Stück Eisen. Herrgott! Er durfte jetzt nicht in Panik verfallen.
    Der Feuerwehr gelang es, drei weitere Kinder zu bergen. Vier der Mädchen standen völlig unter Schock und mussten von Elizabeth behandelt werden.
    Josh spürte seine Finger nicht mehr.
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