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Rückkehr nach St. Elwine

Rückkehr nach St. Elwine

Titel: Rückkehr nach St. Elwine
Autoren: Britta Orlowski
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jedoch nur der Anrufbeantworter ein.
    „ Amy, bist du da? Dann nimm bitte ab! Ich bin’s, Jenny.“
    Als sie kurz zögerte, entriss George ihr den Hörer.
    „ Hast du ihre Handynummer?“, beschwor er sie.
    „ Moment, ist in meinem Telefon eingespeichert.“
    Sie lief rasch in die Küche.
    Enttäuscht musste sie jedoch feststellen, dass sie vergessen hatte, es aufzuladen. George rannte bereits wieder in die Bibliothek und zerrte am Telefonverzeichnis.
    Schon bellte er in den Hörer: „Verbinden Sie mich sofort mit Marc Cumberland!“
    „ In welcher Angelegenheit, Sir?“
    „ Ich bin sein Vater.“
    „ Einen Moment, bitte.“
    „ Marc, Gott sei dank, du sitzt also in deinem Büro.“ Jenny hörte grenzenlose Erleichterung heraus. Dann war wohl Entwarnung angesagt, stellte sie befreit fest.
    „ Dad? Was zum Teufel ist los mit dir?“
    Die merkwürdige Stimme seines Vaters alarmierte Marc plötzlich.
    „ Wo ist Joshua?“
    „ Joshua? Wieso interessiert dich das?“
    „ Du sagst mir jetzt sofort, wo er ist!“, brüllte George in den Hörer.
    Hatte sein alter Herr den Verstand verloren?
    „ Auf einer Baustelle.“
    „ Auf welcher?“
    „ Ähm, ich glaube der Schulneubau. Ja, eine Klasse wollte im Rahmen eines Projekttages den Bau besichtigen und da haben sie uns gebeten ...“
    „ Du musst sie aufhalten!“, unterbrach George hastig seinen Sohn.
    „ Was?“
    „ Ruf ihn an! Stopp das Ganze! Die Baustelle ist nicht sicher.“
    Da war sie wieder die Angst, die Marc seit Monaten nicht los ließ. Dieses Unbehagen, wenn er über die Vorkommnisse auf den Baustellen gegrübelt hatte. Irgendetwas daran hatte ihn nicht zur Ruhe kommen lassen. Bereits einige Male in letzter Zeit war er gewillt gewesen, mit Rafe Masterson zu telefonieren. Doch was genau hätte er ihm sagen können? Dass ihn noch immer ein ungutes Gefühl beschlich, dass längst nicht alle Fragen beantwortet waren? Dabei hätte er sich wahrscheinlich lächerlich gemacht, weswegen er diesen Gedanken immer wieder verworfen hatte. Jetzt wünschte Marc, er hätte es riskiert sich lächerlich zu machen, denn er begriff in diesem Moment, dass er Recht gehabt hatte.
    Angst breitete sich in ihm aus. Sie manifestierte sich wie ein Faustschlag in seinem Magen. Er musste hörbar nach Luft schnappen. Und warf schließlich den Hörer auf die Gabel.
    Joshua ging nicht an sein Handy. Sein Freund hatte aller Wahrscheinlichkeit nach, mit Rücksicht auf die Besichtigung, das Gerät auf lautlos gestellt. Diese verdammte Anständigkeit konnte auch ein Fluch sein. Schon rannte Marc in das Vorzimmer.
    „ Carry, versuchen Sie Josh zu erreichen! Dringend! Wenn er an sein Handy geht, sagen Sie ihm, die Baustelle muss sofort geräumt werden! Sofort, haben Sie das verstanden?“
    „ Ja, Sir.“
    Die Sekretärin machte sich bereits irritiert daran, seinen eindringlichen Auftrag auszuführen.
    „ Und Sie“, er wandte sich jetzt an seine eigene Sekretärin, „alarmieren den Sheriff!“
    Marc verfluchte den lahm dahin zuckelnden Lift des Tanner Construction Gebäudes, völlig außer Acht lassend, dass das Ding erst vor gut einem Jahr für sehr viel Geld umgebaut worden war.
    Sein BMW schoss mit quietschenden Reifen aus der Tiefgarage. Er flog förmlich über die Mainstreet, fuhr bei Rot über die Ampel, was ein Hupkonzert auslöste und bog schließlich in die nächste Querstraße ein. Hinter sich hörte er das auf- und absteigende Heulen der Sirene eines Streifenwagens.
     
    „ Ich find´s toll, dass du uns die Baustelle zeigst, Josh.“
    „ Versprochen ist versprochen, oder?“
    Er strubbelte Kevin Usher durch das Haar.
    „ Machen aber längst nicht alle. Mein Dad zum Beispiel. Der hat versprochen, mir zu schreiben. Außer einer Ansichtskarte mit einem kurzen Satz drauf, ist nichts angekommen.“ Der Junge bemühte sich um eine feste Stimme.
    „ Das ist eine echte Schweinerei. Ich glaube nicht, dass es dafür eine Entschuldigung gibt“, erklärte Joshua ihm gerade.
    Kevin starrte den Mann vor sich mit offenem Mund an. Niemand außer seiner Mutter, nahm seine Probleme wirklich so ernst. Kevins Aufmerksamkeit wurde bereits von dem Geschehen hinter Joshuas Rücken gefesselt. Aus der zweiten Etage heraus stieb ein Funkenregen auf die Erde.
    „ Wow.“
    „ Dort wird geschweißt“, erläuterte Josh dem völlig faszinierten Jungen.
    Am anderen Ende des Gebäudes wurde ein Bohrhammer betätigt.
    „ Können wir da mal rauf?“, fragte Kevin hoffnungsvoll.
    „ Moment, erst
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