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Rückkehr nach St. Elwine

Rückkehr nach St. Elwine

Titel: Rückkehr nach St. Elwine
Autoren: Britta Orlowski
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dem man arbeitete und in dem sie vielleicht mehr Zeit zur Verfügung hatte, um sich ihren Patienten voll und ganz widmen zu können. Auch wenn dass, zugegebenermaßen, tatsächlich fürchterlich pathetisch klang.
    Elizabeth hatte also zugesagt, ihrer besten Freundin einen Brief geschrieben und darum gebeten, eine vorläufige Bleibe für sie ausfindig zu machen. Ihre Kollegen hatten nur verständnislos den Kopf geschüttelt. Sie hätte schließlich eine so vielversprechende Laufbahn vor sich. Liz startete gar nicht erst den Versuch, ihnen ihre Beweggründe plausibel zu erklären.
    "Warum willst du unbedingt in dieses kleine Kaff?", hatte Tom sie zu guter Letzt gefragt und etwas wie Wehmut hatte in seiner warmen Stimme mitgeklungen.
    Tom - sie wusste, dass er noch immer in sie verliebt war. Wenn Liz an ihn dachte, beschlich sie ein leises Schuldgefühl. Er war ein sehr netter Mann. Sie hatte ihn stets gemocht. Mochte ihn noch immer für seine ruhige souveräne Art, mit anderen Menschen umzugehen. Sein Verständnis für die Patienten hatte Elizabeth stets beeindruckt. Er war immer ausgeglichen. Nichts schien ihn aus der Ruhe bringen zu können.
    Doch so widersinnig es klang, genau das war es gewesen, das so sehr an seiner sachlichen Art gestört hatte. Nie hatte es Auseinandersetzungen zwischen ihnen gegeben. Weder einen Streit noch die kleinste Diskussion. Er hatte stets auf alles die passende Antwort gewusst. Wenn sie aufgebracht und erbost zu ihm gekommen war, um ihn um Rat zu fragen, hatte er sie stets in ihrem Ärger gewähren lassen. Das hatte Liz nur umso wütender gemacht. Er würde als Freund immer für sie da sein, das wusste sie. Tom stand zu einem einmal gegebenen Versprechen.
    Die flüchtige Affäre, die sie für kurze Zeit miteinander verbunden hatte, hatte nichts in ihr ausgelöst. Er war stets rücksichtsvoll und zärtlich gewesen. Es hatte keinen Grund für sie gegeben, sich über ihn zu beschweren. Doch eine nicht näher zu erklärende Rastlosigkeit war von Tag zu Tag in ihr heran gewachsen. Lange bevor sie selbst es benennen konnte, hatte Elizabeth gespürt, dass die Zeit für Veränderungen in ihrem Leben gekommen war. Doch trotzdem hatte sie zunächst in einem seltenen Anflug von Selbstkritik angenommen, dass sie wahrscheinlich einfach zu viel von einer Beziehung erwartete. Sich mit jemandem nahe sein, dass war es, wonach sie sich in Wirklichkeit sehnte. Nach reiflichen Überlegungen hatte sie allerdings befürchtet, für diese Art von Lebensgemeinschaften nicht geschaffen 1zu sein. Sie hatte nie eine richtige Familie gehabt, da ihre Mutter bereits starb, als Liz noch ein ganz kleines Mädchen gewesen war. Was bewog ihre Mitmenschen tatsächlich dazu, sich für ein Leben zu zweit zu entscheiden? Wahrscheinlich wussten die Meisten es selbst nicht mal genau. Auch ihr würde es wohl immer ein Rätsel bleiben.
    So war sie Tom schließlich immer öfter ausgewichen, hatte zusätzliche Dienste vorgeschoben oder einfach nur erwähnt, dass sie etwas mehr Ruhe brauche.
    Doch die Unrast war geblieben und so setzte sich der Gedanke einer beruflichen Veränderung immer hartnäckiger in ihrem Inneren fest. Zunächst zwar undeutlich und schattenhaft. Doch dann dauerte es nicht lange und er erwuchs sich zu konkreten Konturen und eines Tages stand ihr Entschluss plötzlich fest.
    Der Beruf als Ärztin ließ ihr ohnehin kaum Zeit für Privates, also war es überflüssig, an einer oberflächlichen Bindung festzuhalten. Schließlich war es ihr nur recht voll in ihrem Beruf aufzugehen. Mit einer neuen Herausforderung würde auch bestimmt ihre innere Zufriedenheit zurückkehren und letztlich meldete sich ganz bestimmt ihr alter Ehrgeiz zurück.
     
    Nun war sie tatsächlich zurückgekehrt, aus Gründen, über die sie sich selbst noch immer nicht ganz im Klaren war. Aber schließlich konnte man nicht ständig sein eigenes Unterbewusstsein genauestens analysieren. Manchmal erwies es sich offenbar auch als klüger, nicht hinter jedem Gedanken nachzuhaken.
    Elizabeth kniff leicht die Augen zusammen, um sich gegen die untergehende Sonne abzuschirmen. Dabei blinzelte sie ein wenig. Sie öffnete die Augen wieder und lächelte.
    "Liz, schläfst du? Ich habe dich gefragt, ob es okay ist, dass du vorläufig in unserem Gästeapartment wohnst? Ich denke, es macht sich einfach besser, wenn du dir selbst deine spätere Bleibe suchst." Rachel sah sie an und erwartete wohl eine Antwort.
    "Das ist schon okay. Ich hatte fast vergessen wie
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