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Rückkehr nach St. Elwine

Rückkehr nach St. Elwine

Titel: Rückkehr nach St. Elwine
Autoren: Britta Orlowski
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wunderschön es hier ist." Liz hatte das Gefühl sich an allem sattsehen zu müssen. Ein Anflug von Wehmut huschte flüchtig durch ihre Gedanken. Sie fand das geradezu absurd, denn schließlich hatte sie damals unbedingt fort gewollt. Nicht nur, um Medizin zu studieren. Sie ertappte sich sogar bei der Imagination, dass sie eigentlich nie vorgehabt hatte, hier her zurück zu kommen. Nun wie gesagt, manchmal war es besser, man kannte seine näheren Beweggründe nicht.
    "Robert ist sehr neugierig dich kennenzulernen. Ich hab ihm schon viel von dir erzählt“, plauderte Rachel unbeschwert. Sie lachte kurz und schnatterte bereits weiter: "Ich freue mich ehrlich Liz, dass du wieder hier bist. Hoffentlich lässt deine Arbeit dir ein wenig Zeit und Freiraum für ein Privatleben. Du wirst sehen, es ist hier sicher nicht so verrückt wie in deiner Notaufnahme in Houston. Die meisten Touristen sind unvernünftig und holen sich deshalb gleich am Anfang ihres Urlaubs einen Sonnenbrand. Dazu kommen wahrscheinlich die üblichen Allergien oder vielleicht klemmt sich Joe wieder die Finger in der Drehtür zu Toni's Cafe ein. Viel mehr passiert hier nicht. Die Menschen, die in St. Elwin zu Hause sind, werden selten krank. Gott sei Dank, wenn du mich fragst. Das liegt mit Sicherheit an der guten Seeluft, glaub mir! Hat schon meine Großmutter immer behauptet und die musste es wissen."
    "Sie hat diesen Ort nämlich nie verlassen und wurde - lass mich überlegen, 98 Jahre alt." Fügte Elizabeth lachend hinzu.
    Diesen Satz hatte Rachel bereits früher häufig benutzt, wie sie sich in diesem Augenblick wieder erinnerte.
    Ihre Freundin grinste. „Sieh an! Du hast es nicht vergessen. Aber es war sechsundneunzig - sie wurde sechsundneunzig Jahre alt - und sie hatte völlig Recht mit ihrer Auffassung. Im Übrigen hast du dich kaum verändert, Elizabeth Crane."
    Damit stemmte Rachel ihre Hände in die Hüften und ließ abschätzend ihren Blick über Liz gleiten.
    "Allerdings, bist du nicht mehr so furchtbar dürr. Und deine jetzige Blässe ist hier in Null-komma-nichts weg. Wart's ab!"
    „ Ist das hier so was wie `ne Viehauktion?“ Liz gab ein undamenhaftes Schnauben von sich, das ihre Freundin mit einem Kichern beantwortete.
    Vor sechs Jahren, zur Beerdigung ihres Vaters, war Elizabeth für einen Tag in St. Elwin gewesen. Rachel war natürlich auch zur Beisetzung erschienen. Sie war damals schwanger gewesen und hatte innere Stärke und diese besondere Art grenzenloser Zuversicht ausgestrahlt. Schwangere Frauen sahen wunderschön aus, war Liz damals spontan durch den Kopf gegangen. Ein merkwürdiger Gedanke während einer Beisetzung.
    Jetzt war ihre Freundin Mutter von drei kleinen Mädchen und um die Hüften herum etwas kräftiger geworden. Ihr rothaariger Pferdeschwanz war verschwunden. Er wurde durch eine gleichermaßen modische wie auch praktische Kurzhaarfrisur ersetzt. Sie sah glücklich aus und Elizabeth wurde mit einem Mal bewusst, wie sehr sie Rachel in all den vergangenen Jahren vermisst hatte.
    "Ach ich freue mich so. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass du Dr. Elizabeth Crane bist - eine richtige Frau Doktor. Nach allem ..."
    Sie kicherte fast ein wenig zu albern, als schien sie hastig den peinlichen Moment überspielen zu wollen. Schließlich brauchten sie sich gegenseitig nichts vorzumachen. Dafür kannten sie sich viel zu gut und wussten fast alles über den anderen. In diesem kurzen Augenblick sah ihre Freundin genauso aus wie die Rachel von damals.
    "Was hältst du davon, wenn ich dir jetzt deine Zimmer zeige? Später machen wir es uns dann so richtig gemütlich“, schlug sie gerade vor. Elizabeth hatte nicht mal bemerkt, dass sie bereits am Ziel waren und stieg aus. Sie streckte sich, ihre Muskeln reagierten auf die lange Reise mit Verspannung.
    „ Erzähl mir von deinen Mädchen, deiner Arbeit in der Boutique! Ich muss alles wissen.“ Sie brannte mit einem Mal darauf, die vergangenen Jahre lebendig werden zu lassen.
    Rachel tat ihr im Laufe des Abends oft und nur zu gern diesen Gefallen. Liz hörte ihr fasziniert zu und ihre Neugier auf die kleine Stadt wuchs. Sie wollte sich unbedingt umschauen und so viel wie möglich erkunden. Morgen würde noch genug Zeit für solche Dinge sein.
    „ Ich werde mich erst in aller Ruhe etwas in St. Elwin umschauen, bevor ich am Mittwoch meine neue Arbeit aufnehme.“ Informierte sie ihre Freundin.
    „ Ich wollte dir gerade diesen Vorschlag machen.“ Rachel lächelte und nicht zum
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