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Rueckkehr nach River's End

Rueckkehr nach River's End

Titel: Rueckkehr nach River's End
Autoren: Nora Roberts
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herum.
    Inzwischen tropfte der Regen durch das Blätterdach und versickerte in dünnen Rinnsalen im grünen Boden.
    »Sie ist Ihre Tochter. Was haben Sie davon? Welchen Grund hätten Sie, ihr noch mehr wehzutun?«
    »Keinen.« Sam trat hinter einer Tanne hervor. Die Pistole in seiner zitternden Hand glänzte matt silbern. »Es hat nie einen Grund gegeben. Ich dachte, das wüssten Sie.«
    Olivia stürzte in die Lobby des Gästehauses. Panisch sah sie sich nach rechts und links um. Gäste schlenderten umher oder hatten sich auf Sofas und Sesseln niedergelassen. Das Stimmengewirr summte in ihren Ohren.
    Sie wusste nicht, wo sie Frank zuerst suchen sollte. Im Speisesaal, in der Bibliothek, seinem Zimmer, auf einer der Terrassen?
    Noah war bereits im Wald, ihr blieb also nur wenig Zeit.
    Sie machte auf dem Absatz kehrt und rannte zur Rezeption. »Mark!«
    Olivia zog den jungen Angestellten durch die Tür in einen der hinteren Räume. »Hast du meine Großeltern gesehen?«
    »Vor einer Stunde etwa. Sie kamen mit anderen Leuten herein. Was ist los?«
    »Hör mir genau zu.« Die Panik versuchte, ihre sorgfältig aufgebaute Selbstbeherrschung zu durchbrechen. »Hör mir ganz genau zu, es ist sehr wichtig. Ich muss Frank Brady finden. Er ist Gast hier im Hause. Du muss t ihn so schnell wie möglich auftreiben. Sag ihm... hörst du mir überhaupt zu?«
    »Ja.« Marks Adamsapfel hüpfte auf und ab. »Sicher. Frank Brady.«
    »Du muss t ihn finden, und zwar schnell. Sag ihm, daß Sam Tanner in den Wald gelaufen ist. Nach Osten, Richtung Low- land-Pfad. Hast du das verstanden?«
    »Nach Osten. Lowland-Pfad.«
    »Sag ihm, daß Noah ihn verfolgt. Bitte jemanden vom Personal, bei uns zu Hause anzurufen. Meine Tante ist dort, sie darf das Haus nicht verlassen! Es ist lebenswichtig, daß sie drinnen bleibt, bis sie wieder von mir hört. Niemand darf den Wald betreten! Lass es durchsagen. Niemand darf in den Wald, bis ich es ausdrücklich wieder genehmige. Tu was du kannst, damit sich die Gäste im Gästehaus aufhalten.«
    »Drinnen? Aber warum...«
    »Tu einfach, was ich dir sage«, fuhr sie ihn an. »Und zwar sofort.« Dann schob sie ihn zur Seite und rannte in das hintere Büro.
    Sie suchte etwas, egal was. Irgendeine Waffe, mit der sie sich verteidigen konnte. Hektisch tastete sie den Schreibtisch ab, riß die Schubladen auf, dann sah sie die Schere mit den langen silbernen Klingen und griff danach. Versteht man das etwa unter ausgleichender Gerechtigkeit? fragte sie sich, als die spitzen Klingen in ihrer Hand zitterten. Oder war es Schicksal?
    Sie steckte die Schere in ihren Gürtel, sicherte den Griff und lief los.
    Als sie von der Lichtung zwischen die dichten Bäume trat, fielen die ersten Tropfen.
    Noahs Hirn arbeitete messerscharf. Die reale Gefahr, die von der Waffe ausging, war ihm gar nicht bewusst , er konzentrierte sich nur auf den Mann. Ein Teil von ihm wusste , daß er hier in der grünen Dämmerung sterben konnte, aber er drängte den Gedanken schnell beiseite und stellte sich dem, was das Schicksal ihm vor zwanzig Jahren zugedacht hatte.
    »Keinen Grund, Sam? Die vielen Jahre im Gefängnis sollen letztendlich auf nichts weiter hinauslaufen als auf Sie und mich hier im Regen?«
    »Sie sind für mich ein Bonus. Ich hatte gar nicht damit gerechnet, noch einmal mit Ihnen sprechen zu können. Deshalb habe ich ein paar Bänder für Sie aufgenommen, für Ihr Buch.«
    »Sie wollen immer noch ein Star sein? Dabei werde ich Ihnen aber nicht helfen. Glauben Sie vielleicht, daß ich Sie gehen lasse, damit Sie ihr wieder wehtun können? Sie werden sie nicht anfassen.«
    »Das habe ich schon getan.« Sam hob seine freie Hand, rieb Daumen und Fingerspitzen zusammen. »Ich stand ganz dicht neben ihr. Ich konnte sie riechen. Nur Seife. Sie ist so hübsch geworden! Sie hat ausgeprägtere Gesichtszüge als Julie, vielleicht nicht so schöne, aber stärkere. Sie sah mich an. Sie sah mich direkt an und erkannte mich nicht. Wie sollte sie auch?« fügte er murmelnd hinzu. »Warum sollte sie mich erkennen? Seit zwanzig Jahren bin ich für sie so tot wie ihre Mutter.«
    »Haben Sie deshalb all das hier eingefädelt? Um für Olivia wieder lebendig zu werden? Wollten Sie mich für Ihre Geschichte interessieren, damit ich alte Erinnerungen ausgrabe, sie in Olivias Kopf wieder aufleben lasse, damit Sie auf sie losgehen konnten, sobald Sie freigelassen wurden?«
    »Ich wollte, daß sie sich an mich erinnert. Verdammt, schließlich bin ich ihr
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