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Rueckkehr nach River's End

Rueckkehr nach River's End

Titel: Rueckkehr nach River's End
Autoren: Nora Roberts
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aufhalten!«
    Es blieb keine Zeit für lange Diskussionen. »Er läuft tiefer in den Wald hinein, aber vielleicht schlägt er nur einen Bogen und will zurück zum Haus.« Noah zögerte nur einen Moment. »Nehmen Sie das.« Er gab Sam Olivias Messer. »Sie werden gesucht. Wenn mein Vater Sie mit einer Pistole erwischt...«
    »Frank ist hier?«
    »Genau. Melbourne wird nicht weit kommen. Gehen Sie zum Haus. Ich versuche, seine Spur zu verfolgen.«
    »Er darf Li vv y nichts antun.«
    Noah überprüfte die Abzugssicherung der Waffe und rannte tiefer in das Grün hinein.
    Olivia wäre am liebsten Hals über Kopf in das Dickicht gelaufen, blindlings durch die Schatten, nach Noah rufend. Sie musste ihre ganze Selbstbeherrschung aufwenden, um sich bedächtig voran zubewegen und sich immer wieder nach Spuren umzusehen.
    Am Waldrand waren Dutzende von Menschen hin- und hergelaufen und hatten unzählige Fußabdrücke hinterlassen. Inzwischen sickerte jedoch der Regen in den Boden, und wenn sie nicht bald eine Entscheidung traf, wären sogar diese Spuren nicht mehr zu erkennen. Er ist gerannt, erinnerte sie sich, und maß den Abstand zwischen den einzelnen Abdrücken.
    Noah hatte lange Beine.
    Genau wie ihr Vater.
    Sie wandte sich Richtung Süden, wagte sich tiefer in die Dämmerung hinein.
    Der Regen schien lebendig, murmelte auf dem Weg durch die Pflanzen und das Gewirr des Efeus. Die Luft war zäh, überall hing der durchdringende Geruch von Verwesung. Kleine Tiere huschten ihr aus dem Weg, raschelten leise in den nassen Büschen. Da der Wind die Baumwipfel abgekühlt hatte, überzog ein dünner Nebel den Boden und umspielte ihre Stiefel.
    Inzwischen bewegte Olivia sich schneller, versuchte, ihrer Furcht zu entkommen. Jeder Schatten konnte eine Gefahr bergen, jede Kontur eine Bedrohung.
    Sie verlor die Spur und hätte vor Enttäuschung fast geweint, weil sie ihre eigenen Schritte zurückverfolgen musste .
    Olivia spürte Panikwellen in ihrer Brust, konzentrierte sich jedoch auf den Waldboden und atmete erleichtert, fast triumphierend auf, als sie die Abdrücke wieder entdeckte. Dicht unter der Haut zitterten und vibrierten ihre Nerven, aber sie folgte weiter der Spur des Mannes, den sie liebte. Und der des Mannes, der ihr Leben zerstört hatte.
    Als sie den Schrei hörte, bohrte sich die Angst wie eine eisige Klinge in ihr Herz.
    Sie vergaß die Gebote der Logik, ließ sämtliche Vorsichtsmaßnahmen außer acht und rannte los.
    Ihre Füße glitten auf dem moderigen Boden aus. Umgestürzte Stämme versperrten ihr den Weg, sie musste hinüberspringen, um nicht zu stolpern. Von der Feuchtigkeit klebrige Pilze zerplatzten unter ihren Stiefeln. Plötzlich stürzte sie, stützte sich mit den Handballen im Moos ab und spürte einen stechenden Schmerz in ihren Knien.
    Atemlos kam Olivia wieder auf die Füße, lehnte sich kurz an die grobe Rinde einer Hemlocktanne und lief dann wie blind durch das Efeu, das nach ihren Armen und Beinen zu greifen schien. Doch sie schlug nach den Ranken, riß daran, kämpfte sich den Weg frei.
    Regen rann durch ihr Haar, tropfte über ihr Gesicht. Sie kniff die Augen zusammen - und entdeckte plötzlich das Blut.
    Es versickerte im Boden, verb l ass te langsam im Regen. Zitternd fiel sie auf die Knie, berührte die feuchten, roten Spuren mit ihren Fingerspitzen.
    »Nicht noch einmal, bitte nicht noch einmal.« Verzweifelt wiegte sie sich im plätschernden Regen, rollte sich zu einer Kugel zusammen. Furcht hämmerte auf sie ein, fuhr wie ein eisiger Sturm durch ihren Körper.
    »Noah!« Sie lauschte dem klagenden Echo. Dann rappelte sie sich hoch, fuhr mit blutbeschmierten Fingern über ihr Gesicht und schrie noch einmal seinen Namen.
    Als sie wieder loslief, galt ihr einziger Gedanke ihm.
    Noah hatte sich verlaufen, war jedoch davon überzeugt, Melbournes Spur nicht verloren zu haben. Inzwischen fühlte sich die Pistole fast vertraut an, als ob er sie schon immer in der Hand gehalten hätte. Und er zweifelte keine Sekunde mehr daran, daß er sie benutzen konnte.
    Zwanzig Jahre lang war es diesem Mann gelungen zu verbergen, wer er wirklich war, was er getan hatte. Er hatte einen anderen im Gefängnis alt werden lassen, hatte den ergebenen Ehemann der Schwester seines Opfers gespielt, den großzügigen Onkel seiner Tochter.
    Melbourne war reich geworden, hatte seine Rolle weiter gespielt und dabei die ganze Zeit über die Erinnerung an einen grausamen Mord in sich getragen. Und sobald sich die Tür zu Sam
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