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Rueckkehr nach River's End

Rueckkehr nach River's End

Titel: Rueckkehr nach River's End
Autoren: Nora Roberts
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tot?«
    »So tot wie Moses«, erwiderte Noah.
    »Gott sei Dank.« Der Schmerz wurde schwächer. »Livvy!« Er griff nach ihrer Hand. »Als ich dich in jener Nacht suchte, nachdem du mich gesehen hattest, wollte ich dir nichts tun.«
    »Das weiß ich jetzt. Ich weiß. Bitte ver l ass mich noch nicht, ich habe dich doch gerade erst gefunden.«
    »Es tut mir leid, Livvy. Ich wollte, daß du mich einmal ansiehst, nur einmal, daß du weißt, wer ich bin. Und zuletzt konnte ich dir doch noch helfen. Eine kleine Wiedergutmachung für die vielen Jahre, in denen ich nicht dazu in der Lage war.« Seine Blick verschwamm und wurde noch dunkler. »Schreiben Sie das Buch, Brady. Schreiben Sie die Wahrheit.«
    »Darauf können Sie sich verlassen.«
    »Passen Sie auf mein kleines Mädchen auf. Küss mich noch einmal, Livvy mein Liebling.«
    Tränen schnürten ihr die Kehle zu, als sie ihre Lippen auf seine Wange drückte und spürte, wie seine Hand in ihrer schlaff wurde. In ihrem Kummer stieß sie ein langes, kehliges Stöhnen aus.
    Noah saß bei ihr, als sie den Körper ihres Vaters wiegte und im Regen bittere Tränen vergoss .
    Sie schlief lange, weil Noah ihr ein Beruhigungsmittel eingeflößt hatte. Als sie benommen von Medikamenten, Kummer und Schock erwachte, war es schon Mittag.
    Sie hörte die Vögel singen, spürte die Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht. Und als sie die Augen öffnete, saß Noah an ihrem Bett.
    »Hast du nicht geschlafen?«
    Er hielt bereits ihre Hand, schien sie nicht mehr loslassen zu wollen. »Doch, ein bisschen .«
    »Alles was passiert ist, dreht sich in meinem Kopf, aber es kommt mir so vor, als ob meine Gedanken in Watte verpackt wären.«
    »Im Augenblick ist es vielleicht besser so.«
    »Du hast mir das Leben gerettet.«
    »Ehrensache.« Er beugte sich zu ihr hinüber, um sie zu küssen. »Zwing mich nicht noch einmal dazu.«
    »Einverstanden. Wie geht es deiner Schulter?«
    »Ich könnte behaupten, daß es eine Lappalie ist, aber warum sollte ich lügen? Sie schmerzt höllisch.«
    Olivia setzte sich auf, zog den Ärmel seines T-Shirts hoch und drückte ihre Lippen an den Verband.
    »Danke. Warum versuchst du nicht, noch etwas zu schlafen?«
    »Nein, ich muss jetzt wirklich aufstehen.« Sie sah ihm in die Augen. »Ich möchte einen Spaziergang machen. Geh mit mir im Wald spazieren, Noah.«
    Als sie sich angezogen hatte, streckte sie eine Hand nach ihm aus. »Wo ist meine Familie?«
    »Sie schlafen noch. Deine Großeltern waren fast bis Sonnenaufgang bei Jamie.«
    Sie nickte. »Und deine Eltern?«
    »Im Gästezimmer.«
    »Sie werden uns brauchen. Aber jetzt brauche ich erst einmal diesen Spaziergang.«
    Sie gingen die Hintertreppe hinunter und verließen das Haus durch die Küchentür.
    »Dein Vater...«, begann Olivia, »als sie uns fanden, wusste er wohl nicht, ob er stolz auf dich sein sollte oder entsetzt.«
    Sie atmete tief aus und wieder ein. »Ich glaube, er war beides.«
    »Er hat mir selbst beigebracht, wie man mit einer Waffe umgeht, daß man Respekt vor ihr haben muss . Ich weiß aber, daß er dabei hoffte, daß ich nie eine benutzen muss .«
    »Ich weiß nicht, was ich denken soll, Noah. All die Jahre habe ich geglaubt, daß mein Vater ein Mörder ist. Ich hatte ihn verloren, als ich vier war, und jetzt habe ich ihn zurück. Ich habe ihn auf eine Art zurückbekommen, die mein ganzes bisheriges Leben in einem anderen Licht erscheinen lässt , und ich kann es ihm nicht mehr sagen.«
    »Er wusste es.«
    »Es hilft mir, daß ich mich an diese Vorstellung klammern kann.« Sie hielt seine Hand fester. Mittlerweile schlenderten sie zwischen den Bäumen hindurch. »Ich bin nicht weggelaufen. Ich habe ihn nicht im Stich gelassen. Diesmal bin ich nicht weggelaufen und habe mich versteckt. Mit allem anderen kann ich leben, weil ich nicht weggelaufen bin.«
    »Liv, du hast ihm am Ende seines Lebens genau das gegeben, was er sich gewünscht hatte. Du hast ihn angesehen, und du hast ihn erkannt. Er hat deutlich gesagt, daß das sein letzter Wunsch war.«
    Sie nickte und dachte über Noahs Worte nach. »Mein Leben lang habe ich meinen Onkel geliebt. Er war eine Vaterfigur für mich, ich habe ihn bewundert, ihm vertraut. Dabei war er gar nicht das, wofür ich ihn hielt. O Gott, Noah, wie wird Tante Jamie damit zurechtkommen? Wie kann sie damit leben?«
    »Sie hat dich und die anderen Familienmitglieder. Sie wird es überstehen.«
    »Ich hoffe, sie bleibt hier, zumindest für eine Weile, bis sie sich
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