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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn
Autoren: Dane Rahlmeyer
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sich amüsiert zu Schlitzen. »Wenn ich schon nicht zum Anpacken tauge, kann ich wenigstens moralischen Beistand leisten. Es gibt keinen Grund, mich hier zu verstecken, wie eine altersschwache Katze hinter dem Ofen.«
    Der Vergleich erheiterte Endriel. »Gut, aber sag nicht, ich hätte es dir nicht angeboten.« Sie machte Platz, um Xeah vorbeiwatscheln zu lassen.
    »Und?« Die Draxyll drehte den langen Hals in ihre Richtung. »Hast du schon Fortschritte mit der Armschiene gemacht?«
    »Nein.« Endriels Schultern sanken herab. »Es ist ... als ob ich einem dunklen Raum nach einer Motte jage. Ich ... ich weiß genau, dass sie da ist, aber immer, wenn ich nach ihr greife, fasse ich ins Leere!«
    Xeah legte ihr tröstend die Hand auf den Arm. »Gib die Hoffnung nicht auf.«
    »Ich versuche es.« Endriel bemühte sich um Tapferkeit. »Aber es ist schwer.«
    Xeah schenkte ihr ein Lächeln. »Dann ist es umso wichtiger, dass du dich daran erinnerst, dass du nicht alleine bist. Und denk daran: In dieser Welt hat nun einmal alles seinen Preis.«
    »Ja.« Endriel nickte widerwillig. »Ich dachte nur, ich könnte zur Abwechslung mal ein Schnäppchen aushandeln.«
    Miko und Nelen sahen auf, als sie zu ihnen ins Untere Deck trat. Beide hatten es sich auf den Holzkisten bequem gemacht und spielten Karten. Der süßliche, an Meeresluft erinnernde Geruch, den die Fracht verströmte, ließ Endriel unfreiwillig das Wasser im Munde zusammen laufen, obwohl sie genau wusste, dass sie als Vegetarierin sich an dem Zeug den Magen verderben würde.
    »Guten Abend, Kapitän!« Mikos blaue Augen strahlten, wie immer, wenn sie in seiner Nähe war. »Sind wir bald da?«
    »Es dauert zumindest nicht mehr lange, Miko. Und – wer gewinnt?«
    »Ich glaube, heute bin ich zur Abwechslung mal an der Reihe, Kapitän.« Miko winkte mit seinen Karten, jedoch ohne dabei Nelen sein Blatt zu zeigen. »Ich scheine eine echte Glückssträhne zu haben!«
    Endriel sah, wie der Junge sich freute – und auch, wie Nelen ihr vielsagend zulächelte und den Kopf schüttelte.
    »Freu dich nicht zu früh, Miko«, sagte Endriel amüsiert. »Du weißt, Hochmut kommt vor dem ...«
    Ein lautstarkes Gurgeln und Knurren aus seiner Richtung unterbrach sie. Miko hielt schuldbewusst die Hand auf seinen Bauch. »‘tschuldigung, Kapitän ... Es ist nur – das Zeug in den Kisten riecht so gut, und ich hab so lange nix mehr gegessen!«
    »Du musst dich nicht entschuldigen«, sagte Endriel. »Wir alle kennen das Problem.«
    Wie jeder an Bord sehnte auch sie sich danach, wieder von mehr zu leben als den kargen Resten aus der Vorratskammer. Vor gar nicht allzu langer Zeit, als sie und Nelen sich noch als Auftragsdiebe verdingt hatten, war Hunger nie ein Problem gewesen. Ihr Leben als ehrliche Geschäftsfrau dagegen hatte mehr Entbehrungen mit sich gebracht, als sie sich vorgestellt hatte. Und dabei besaß sie eine lebhafte Fantasie.
    Der letzte bezahlte Auftrag – eine Ladung Blechspielzeug zu einem Händler in Daraked zu fliegen – lag schon über einen Monat zurück. Zwar hatte es in der Zwischenzeit ein paar Anfragen gegeben, aber Endriel hatte sie schweren Herzens ausschlagen müssen, da der Frachtraum der Korona zu begrenzt war für die wirklich großen Aufträge. Sie hatte sogar ihre alte Ausrüstung verkauft, aber das war nur ein Tropfen auf dem heißen Stein gewesen. Für jede beglichene Rechnung wurden ihnen drei weitere gestellt. Sie brauchten Geld und das bald!
    Dann, gerade, als sie schon nicht mehr bereit gewesen war, daran zu glauben, hatte ihnen das Universum einen neuen Auftrag in den Schoß fallen lassen.
    Endriels Blick fiel auf die Frachtkisten: jede davon trug die Aufschrift Rulakas Delikatessen & Gewürze, Teriam und das dazu gehörige Emblem, eine satt grinsende, rote Katze. Darinnen befand sich, von zerstoßenem Eis gekühlt, eine ganze Wagenladung dshibash : Stücke von Garnelenfleisch, fangfrisch aus den Tiefen des Kleinen Meeres, die mit einer Paste aus Gewürzen, Ingwer und süßem Meerrettich gefüllt waren, und roh verzehrt wurden. Vorausgesetzt, man konnte sich das Zeug leisten, denn mit dreißig Gonn pro Portion war es abartig teuer. Trotzdem – oder gerade deshalb? – schwärmten sämtliche Gourmets auf Kenlyn davon.
    Einer davon war Varadrik Delarko, ein menschlicher Geschäftsmann, der sich heute Morgen dienstlich in Teriam aufgehalten und dabei die Gelegenheit genutzt hatte, das mehrere Kisten dshibash für eine kurzfristig anberaumte
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