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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn
Autoren: Dane Rahlmeyer
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etwas faul war. Sie überließen die Fracht den Hafenarbeitern und gesellten sich zu den anderen.
    »Gibt es Schwierigkeiten?«, brummte Keru. Wie üblich hatte er sich in seinen Kapuzenmantel gehüllt – er war immer noch ein gesuchter Mann.
    »Das musst du Bürger Delarko hier fragen«, antwortete Endriel und fühlte sich erheblich wohler, als Keru neben ihr stand.
    Allerdings blieb der Geschäftsmann vom vernarbten Anblick ihres Bordingenieurs denkbar unbeeindruckt. »Es ist Ihnen möglicherweise entgangen, Kapitän, aber für Ihren Bonus sind Sie ein wenig spät dran.«
    Und da geht sie wieder los ... Endriel lächelte schief. Die alte Leier. Leute wie du können es einfach nicht lassen, was? »Seltsam.« Ihr Blick fiel auf die große Turmuhr, ein paar Dächer weiter. Der Tag war nicht mal in der achtzehnten Stunde. »Soweit ich das erkennen kann, sind wir überpünktlich.«
    Xeah hatte die Hände in die entgegengesetzten Ärmel geschoben. Der kühle Wind war ihr eindeutig unangenehm. »Bitte. Es handelt sich bestimmt um ein Missverständnis.«
    »Offensichtlich, meine Liebe. Denn Ihr verehrter Kapitän scheint aus irgendeinem Grund zu glauben, dass wir von Ortszeit sprachen, als wir uns auf den Liefertermin geeinigt hatten. Es gilt natürlich Teriam-Zeit. Und nach Teriam-Zeit sind Sie viel zu spät dran.«
    »Das ist doch ein gequirlter Haufen –!«, setzte Nelen an.
    Miko stellte sich schützend vor Endriel. »Das ist nicht fair!« Er wurde rot, als Delarkos stechender Blick ihn traf.
    »Ihr Schiffsjunge, Kapitän?«
    »Mein Leibwächter«, erklärte Endriel und Miko verschränkte stolz die dünnen Arme vor der schmalen Brust. »Was soll das, Delarko? Wir haben unseren Teil der Abmachung erfüllt; wir sind sogar einige Minuten früher dran. Und Sie wissen ganz genau, dass wir von Ortszeit gesprochen haben.« Und wir brauchen das Geld, du Mistkerl! Jeden einzelnen Shenn davon!
    »So?« Er drehte gelangweilt einen Ring an seinem Zeigefinger. »Ich kann mich nicht daran erinnern. Und soweit ich weiß, ist in unserem Vertrag auch nichts darüber zu finden.«
    Keru machte einen Schritt nach vorn. Sein Auge funkelte den Geschäftsmann aus dem Schatten der Kapuze an. »Vielleicht haben Sie auch Schwierigkeiten, Ihre eigene Handschrift zu entziffern.«
    Delarko sah zu dem Skria auf und zum ersten Mal brach seine steinerne Fassade. Doch er gewann seine Fassung schnell wieder. »Wenn Sie den Vertrag nicht genauer prüfen, ist das Ihr Fehler, Kapitän Naguun, nicht meiner.«
    Endriel wunderte sich, wie ruhig sie blieb. Früher hätte sie das nicht getan. »Mein einziger Fehler war, Sie nicht für einen ...« – sie schraubte ihr Schimpfwort-Repertoire einige Stufen herab – »... Gauner zu halten.«
    »Darf ich Ihnen einen Rat geben?« Delarko blickte selbstherrlich auf sie herab und zog eine Geldbörse aus Schlangenleder aus der Innentasche seines Mantels. »Nehmen Sie die tausendachthundert, das ist ein äußerst faires Angebot, wenn man bedenkt, dass Sie nicht einmal die ursprüngliche Frist eingehalten haben.«
    Endriel bemerkte den Blick, den Keru ihr zuwarf: Soll ich ihm wehtun? Sie schüttelte leicht den Kopf.
    »Wissen Sie, Delarko«, sagte sie mit entwaffnendem Lächeln, »ich kann es Ihnen nicht mal krumm nehmen, dass Sie versuchen, mich übers Ohr zu hauen. Ich weiß, dass ich jünger aussehe, als ich bin, aber das ist Teil meines Charmes, und Leute wie Sie begegnen mir nicht zum ersten Mal. Ich sage Ihnen, was ein ›faires Angebot‹ ist: Behalten Sie Ihr Geld. Wir packen dieses Zeug wieder ein und bringen es einfach zurück nach Teriam. Ich bin sicher, es wird hervorragenden Kompost abgeben. Miko, Keru – wenn ihr so freundlich wärt?«
    »Mit Vergnügen«, knurrte Keru. Miko grinste. »Gerne, Kapitän!« Gemeinsam fassten sie nach der nächstbesten Kiste auf der Plattform.
    Delarko sah mit erstarrter Miene zu. Endriel konnte deutlich erkennen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Versuch, nicht zu lachen!, beschwor sie sich. Nicht jetzt! »War mir ein Vergnügen, mit Ihnen Geschäfte zu machen, Bürger Delarko«, sagte sie fröhlich und wandte sich an die verunsicherten Hafenarbeiter: »Ihr könnt für heute Feierabend machen, Jungs!«
    »Warten Sie!«, rief Delarko. »Ich bin sicher, wir können uns doch noch einig werden!«
    Endriel drehte sich wieder um. Ihr Lächeln war zuckersüß. »Das denke ich auch«, sagte sie und sah zu, wie ihr Gegenüber das Geld aus seinem Portmanee abzählte.
    »Na, wer
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