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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn
Autoren: Dane Rahlmeyer
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zur Abwechslung einmal erhört worden.
    Vielleicht aber auch nicht – denn bevor Nelen den Tätowierten erreichen konnte, betrat er den Eingang eines hell erleuchteten Hotels mit Namen Okons Oase , wobei ihn der Portier, ein Draxyll in roter Livree, aufs Höflichste empfing.
    Was jetzt? Nelen hatte sich hinter einem Laternenpfahl versteckt. Sie würde nicht unentdeckt da rein kommen! Ihr Blick folgte der roten Backsteinfassade des Gebäudes: Gestreifte Markisen wölbten sich über den geschlossenen Fenstern; im zweiten Stockwerk gab es einen ausladenden, überdachten Balkon mit dicken Ziersäulen, um die sich ein Wald von Efeu rankte. Darauf stand ein massiger Schattenriss, der von dem Licht aus dem Zimmer hinter ihm umstrahlt wurde, und stützte sich auf die Brüstung. Eine wilde, mit Holzperlen geschmückte Mähne tanzte im Abendwind.
    Nelen erschrak. Er ist es! Hatte er sie gesehen? Bestimmt nicht – oder doch?
    Da trat auch schon der Tätowierte auf den Balkon und näherte sich dem breiten Schatten. Nelen fasste all ihren Mut zusammen; sie stieg wieder in die Luft und näherte sich dem Balkon vorsichtig von der Seite. Sie verschwand gerade zwischen der Hauswand und Efeuranken, als sie den Tätowierten amüsiert sagen hörte:
    »... alles bereit, Meister. Die Hafenaufsicht hat unsere kleine Spende erhalten und wir dürften ohne Schwierigkeiten starten können.«
    Der ehrenwerte Chasu von den Keem-Brali drehte sich zu ihm um. Das Licht aus seiner Suite ließ die makellosen Reißzähne des alten Skria metallisch funkeln. »Hat Larn unsere Waren sicher verstaut?«
    »Selbst wenn wir in eine Weißmantel-Patrouille geraten sollten«, erklärte der Tätowierte, »sie werden nichts finden, wenn sie nicht genau wissen, wonach sie suchen.«
    »Ich bin außerordentlich erfreut, das zu hören, Telbo.« Nelen erwartete halb, dass der Skria seinem menschlichen Handlanger den Kopf tätschelte wie einem treuen Hund. »Pack alles zusammen, wir starten in einer Viertelstunde. Wir – Plötzlich hielt er inne und sah sich mit funkelndem Blick um. Nelen hielt den Atem an.
    »Meister, was –?«
    Chasu brachte ihn mit einem Wink zum Schweigen. »Wir sind nicht allein!«, knurrte er.
    Nelen erstarrte zu Eis. Sie hörte, wie Chasu auf Samtpfoten näher kam, immer näher zum Rand des Balkons – zu ihr! Er holte mit seiner Pranke aus, schwarze Krallen blitzten auf; der Skria riss den Efeu zur Seite – und etwas flatterte gurrend in den Abendhimmel.
    »Diese verfluchten, fliegenden Ratten!«, schnaubte Chasu, als er der flüchtenden Taube nachsah. Er ließ die Ranken raschelnd zurück gleiten und wandte sich an seinen Unterling. »Zeit, dass wir verschwinden«, brummte er und verließ den Balkon.
    »Natürlich, Meister.« Telbo sah sich noch ein letztes Mal um, bevor er seinem Herren folgte.
    Die nächste Minute war Nelen nur damit beschäftigt, ihren Herzschlag zu beruhigen. Dann schwang sie sich wieder in die Luft. Ihnen blieb nur eine Viertelstunde!
    »Beeilt euch!«, drängte Endriel, die atemlose Yadi auf ihrer Schulter. Kälte wehte ihnen entgegen, als sie den Lachenden Hai verließen und die Straße hinabeilten. »Wenn wir die Kerle noch rechtzeitig erwischen wollen, müssen wir sofort zum Schiff!«
    Niemand protestierte.
    »Wer zum Henker ist Chasu?«, hatte Keru nach Nelens hastigem Report gebrummt. Und Endriel hatte ihm und den anderen noch einmal von ihrer Zeit als hart arbeitende Diebinnen berichtet – und ihrem Geschäftspartner, der Nelen und sie betrogen und gedemütigt hatte.
    »Und was hast du nun vor?«
    Mit triumphierendem Lächeln hatte sie ihnen von ihrem Plan erzählt; die Zeiten waren vorbei, in der sie ihre Mannschaft über ihre Dummheiten im Unklaren ließ. Die anderen hatten sie skeptisch angesehen.
    »Es geht mir nicht nur um Rache!« Es war nicht ganz die Wahrheit und nicht ganz gelogen. »Wenn wir ihn kaschen, ist es möglich, dass wir eine Belohnung kassieren! Ihr müsst nicht mitkommen, aber Nelen und ich haben zu lange auf diese Gelegenheit gewartet, um sie jetzt einfach so verstreichen zu lassen!«
    »Ich komme mit«, hatte Xeah gesagt. »Ich auch, Kapitän!« Miko hatte die Hand gehoben, auch wenn es ihm sichtlich leid tat, das eben an ihren Tisch gelieferte Essen stehen zu lassen. Einzig Keru war dagegen gewesen, aber nach den demokratischen Regeln von Korona-Transport haushoch überstimmt.
    Jetzt hielt er mit Endriel mühelos Schritt. »Um deinetwillen hoffe ich, das dies eine deiner besseren Ideen
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