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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Telbo. »Aber der Vogel ist einfach zu schnell!«
    Das Grollen seines Meisters ließ die Bodenplanken vibrieren. Wieder blinkte Chasu zu dem winzigen Schiff mit der Galionsfigur in Form eines schreienden Drachen. Wie ein verdammtes Weißmantelschiff! Die Brücke ihrer Verfolger war abgedunkelt, sodass er kaum mehr als Schemen hinter dem Glas wahrnehmen konnte. Allerdings kam ihm einer dieser Schemen, jener hinter der Steuerkonsole, äußerst bekannt vor.
    »Sie drängen uns nach Osten«, bemerkte Larn, der neben seinem Meister über der Navigationskarte stand. Er zuckte zusammen, als Chasus glühender Blick ihn traf. »Worauf wartest du? Schnapp dir das Auge und hol sie vom Himmel!«
    Larn nickte und rannte los. Sie hörten seine eiligen Stiefelschritte das Schiff hinab poltern. Chasu wandte sich wieder zur Karte. Was haben sie vor?
    Endriel trieb den Frachter weiter und weiter von seinem ursprünglichen Kurs ab und hatte unverhohlen Spaß dabei. Immer wieder kontrollierte sie die Navigationskarte, doch sie waren allein; nur der Innere Mond wurde Zeuge ihres Rennens. Noch ein paar hundert Kilometer!
    Wer immer den Pelikan steuerte, verstand sein Handwerk, das musste sie neidlos zugeben. Um seinen geplanten Kurs wieder einschlagen zu können, ließ der unbekannte Pilot seine Maschine um hundert Meter gen Boden fallen, zog sie wieder mit flammenspeienden Düsen hoch und raste unter der Korona hindurch, wobei er versuchte, so weit wie möglich südwärts zu fliegen.
    Endriel hatte dafür ein müdes Lächeln übrig; sie riss das Steuer zurück und ließ die Korona quer über ihre Kontrahenten springen, bis beide Schiffe die gleiche Position hatten wie zuvor. Sie spähte nach Kerus Reaktion, aber er stand nur unbewegt und mit verschränkten Armen neben ihr.
    »Äh, Kapitän ...?«
    Erst auf Mikos Warnung hin bemerkte sie die Luke, die sich auf dem hölzernen Rücken des Schiffs öffnete. Der dunkle Mann, der daraus hervor kroch, wirkte auf die Entfernung winzig. Der Flugwind in seinem Rücken wehte ihm das Haar ins Gesicht. Er trug eine Schutzbrille über den Augen und einen Metallstab in den Händen, dessen Ende er auf die Brücke der Korona richtete.
    Nicht gut , dachte Endriel. Gar nicht gut!
    » Sonnenauge !«, brüllte Keru. Da schoss auch schon ein Pfeil aus rotem Licht auf die Brückenkuppel zu. Mehr aus Reflex denn aus freiem Willen wirbelte Endriel das Steuer herum und ließ in letzter Sekunde die Salve an der Korona vorbeizischen.
    Sie rang nach Atem, ihre Hände verkrampften sich um die Holzgriffe des Steuerrades.
    »Scheiße, warum hast du uns nicht gesagt, dass er ein verfluchtes Sonnenauge hat?«, rief Keru.
    »Was? Woher sollte ich das denn wissen?« Der Puls dröhnte in Endriels Ohren wie ein Hammer auf einem Amboss. Ein gut gezielter Schuss mit dem Ding und die Korona würde entweder halbiert wie ein hartgekochtes Ei oder explodierte in einem Feuerball, sollten die Motoren getroffen werden!
    »Lass mich ans Steuer!« Keru griff nach Endriels Arm. »Du fliegst immer noch wie ein lahmer Geier!«
    »Ich – , setzte sie an. Weiter kam sie nicht: Ein rotglühender Komet kam auf sie zugeschossen.
    Schon wieder verfehlt! Chasus Blick zuckte vom Bullauge neben ihm hinauf zu dem kurzen Schacht, der zur Dachluke des Frachters führte. »Würdest du mir freundlicherweise verraten, warum sie immer noch leben?«, brüllte er gegen das Tosen des Windes und das Lärmen der Schubdüsen an.
    Die Stimme seines Dieners wurde fast von den Elementen verschluckt. »Das verdammte Schiff ist viel zu wendig, Meister! Ich kann nicht –!« Larn schrie auf, als Chasu seine Beine packte und ihn aus dem Schacht pflückte. Der Mensch landete ächzend auf dem Holzboden; Chasu trat ihn zur Seite, entriss ihm Schutzbrille und Sonnenauge und kletterte selbst den Schacht hinauf, bis er von der Taille aufwärts aus der Luke ragte.
    Die Waffe in Händen zu halten, war ein vertrautes Gefühl. Im Garten seines Sommerhauses nördlich von Harassadan vertrieb er sich oft die Zeit damit, auf Tontauben zu schießen. Und obwohl durch die eigene Mähne behindert, die ihm der harte Wind von hinten ins Gesicht blies, legte er zielsicher an und kniff die von der Brille geschützten Katzenaugen zusammen. Er hatte keine Probleme, das andere Schiff anzuvisieren: Es hing wie ein dicker Vogel hinter ihnen am Sternenhimmel, azurblaues Feuer schoss aus seinen Düsen.
    Chasu grinste.
    Einen Moment lang überstrahlte rotes Licht die Brücke. Die Mannschaft der
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