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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See
Autoren: Morgan Callahan Rogers
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etwas.
    »Ach, halt den Mund«, sagte Ray.
    Mr. Barrington kam über die Veranda nach draußen, gefolgt von Andy. Er war groß gewachsen und hatte ebenso blondes Haar und dunkle Augen wie sein Sohn, aber obwohl er ein gut aussehender Mann war, wirkte sein Gesicht, als könne es blitzartig von Sonnenschein auf Gewitter wechseln. Andy hielt den Kopf gesenkt. Er spielte nervös mit den Fingern, während er neben seinem Vater stand.
    »Guten Morgen«, sagte Mr. Barrington mit tiefer, ruhiger Stimme. Dann trat er einen Schritt zurück und musterte uns. Da ich die Erste in der Reihe war, stieß Daddy mich nach vorn.
    »Hast du Mr. Barrington etwas zu sagen?« Ich starrte auf einen Punkt auf Mr. Barringtons Brust und murmelte: »Es tut mir leid.«
    »Was tut dir leid?«, fragte er. Überrascht hob ich den Blick und sah ihn an. Ich hatte nicht mit einer Frage gerechnet. Seine dunklen Augen waren jetzt wie zwei Dolche.
    »Na ja, dass wir hergekommen sind oder so.«
    »Oder so?«
    »Es tut mir ehrlich leid, dass wir hergekommen sind.«
    Carlie drückte meine Schulter und sagte mit Nachdruck: »Sie ist wirklich ein artiges Kind, meistens jedenfalls.«
    Mr. Barrington lächelte spöttisch und wandte sich dem Nächsten zu. Carlies Griff um meine Schulter wurde fester.
    Dottie sagte laut und vernehmlich, dass es ihr leidtat, und fügte noch ein »Sir« hinzu.
    Bud nuschelte etwas, und Sam, sein Vater, forderte ihn auf, es zu wiederholen.
    Zu Glen sagte Mr. Barrington: »Wie geht es deiner Hand?«
    »Schon besser«, murmelte Glen. »Es tut mir leid.«
    »Er hatte nichts Böses im Sinn«, sagte Ray. »Manchmal denkt er einfach nicht nach.«
    »Vielleicht sollte er mal über die Reparaturkosten nachdenken«, sagte Mr. Barrington.
    »Die vier haben für den Rest des Sommers Ausgangsverbot«, verkündete Sam.
    Mr. Barrington nickte. »Ich danke Ihnen, dass Sie gekommen sind. Wir sind immer gute Nachbarn gewesen. Ich werde Ihnen Bescheid geben, was die Versicherung meint, und dann finden wir schon eine Lösung.«
    »Einverstanden«, sagte Daddy.
    Andy sah zu mir herüber, und ich funkelte ihn verächtlich an. Er wandte den Blick zum Wald ab und kratzte sich am Kopf. Hoffentlich hatte er eine Zecke, die sich in seinen Schädel fraß.
    »Wir können froh sein, dass er keine Anzeige erstattet«, sagte Daddy, während wir in unserem Pick-up über den Feldweg holperten.
    Carlie schlang den Arm um mich. »Meine kleine Verbrecherin«, flüsterte sie.
    Als Mr. Barrington die Rechnung schickte, zahlte Daddy seinen Anteil.
    »Falls wir irgendwelches Geld für eine Reise übrig hatten, ist es jetzt endgültig weg«, sagte er zu Carlie.
    »Das ist nur wieder eine von deinen faulen Ausreden«, erwiderte sie.

3
     
    Am Donnerstag, dem 1. August, ging Charlie wieder in den Lobster Shack. »Ich hab heute eine Doppelschicht«, sagte sie zu mir. »Geh zum Mittagessen zu Grand.« Als sie weg war, blieb ich im Wohnzimmer sitzen, aß meine Cornflakes und sah mir The Match Game an.
    Als Dottie vor dem Fenster auftauchte, schob ich das Fliegengitter hoch und half ihr beim Reinklettern. Mit einem breiten Grinsen ließ sie sich auf den Fußboden plumpsen.
    Sie erzählte mir, dass ihre Mutter mit ihrer kleinen Schwester Evie in die Stadt gefahren war. »Ich kann nicht lange bleiben. Wenn sie mitkriegt, dass ich weg bin, gibt’s einen Riesenärger. Sie ist echt stinksauer. In der ersten Woche musste ich morgens das Haus putzen, und nachmittags hat sie mich auf mein Zimmer verbannt. Ich hab gedacht, ich verlier noch den letzten Rest Verstand, und davon hab ich eh nicht so viel.«
    Sie berührte mich an der Schulter, und ich zuckte zusammen. »Wo hast du dir denn den Sonnenbrand eingefangen?«, fragte sie.
    »Ich war neulich mit Carlie am Strand.«
    »Das nenne ich mal ‘ne harte Bestrafung«, sagte Dottie. Wir setzten uns aufs Sofa.
    »Das Schlimmste ist, dass wir uns noch vier Wochen nicht sehen dürfen«, sagte ich.
    »Stimmt.«
    Ich erzählte Dottie von Schiefzahn-Mike.
    »Sah er aus wie ‘n Schleimer?«, fragte sie.
    »Ja, er hatte so fettiges Zeug in den Haaren.«
    »Hm, das ist komisch«, sagte Dottie. »Vielleicht war es nicht derselbe Typ, aber vor ein paar Wochen war jemand mit genauso ‘nem Zahn bei uns und hat gefragt, wo Leeman wohnt. Wollte angeblich Hummer bei ihm kaufen. Mein Vater hat ihm dann stattdessen welche verkauft.«
    »Hat Bert ihm gesagt, wo wir wohnen?«, fragte ich.
    »Nein. Er hat nur gemeint, er würde Leeman sagen, dass ihm ein
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