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Roxelane

Titel: Roxelane
Autoren: Johannes Tralow
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Bürgerkrieg, der euer schönes Reich ein bißdien ruiniert hätte. Doch du tatest, wie gesagt, gar nichts, und so hast du mich sehr enttäuscht, Mustafa Khan.“
    Bekümmert schüttelte Schemsi sein Haupt.
    „Ich kämpfe nicht gegen meinen Vater“, sagte Mustafa stolz.
    „Dann hättest du nicht gegen ihn konspirieren sollen“, erklärte Schemsi. „Und wenn du schon hierher kamst, dann hättest du dir das Alai der Janitscharen nicht gefallen lassen dürfen. Aber statt die Kerle antreten zu lassen und sie zusammenzustauchen, daß es eine Art gehabt hätte, sonnt deine Eitelkeit sich in ihrer Huldigung. Unser alter Herr wird nicht gerade erfreut gewesen sein, davon zu hören.“ „Um so besser“, trotzte Mustafa, „dann wird er wissen, wie weit er gehen kann.“
    „So weit, wie er will! Wenn er glaubt, daß etwas getan werden muß, dann tut er es. Das ist der große Unterschied zwischen dir und ihm. Und“ - Schemsi schnippte mit den Fingern - „soo viel kümmert er sich dann um die Janitscharen!“
    „Ich soll also fliehen?“
    „Ja. Und gleich. Du hast fünf bis sechs Stunden Vorsprung. Und daß die Verfolgung nicht allzu hitzig wird - dafür könnte ich sorgen. Von Persien aus sieht sich die Welt auch ganz schön an.“
    „Nein!“ Mustafa schrie es. „Ich bin kein Überläufer!“
    „Vorläufig noch nicht. Vorläufig bist du nur ein schöner Prinz, der den Soldaten des Padischahs über Gebühr gefällt. Aber, mein Freund Mustafa, wenn man dir erst die Kehle zugeschnürt hat, bist du als volkstümliche Erscheinung nicht mehr zu gebrauchen.“
    „Als Flüchtling, als Bettler soll ich zum Schah?“
    „Ja...", dehnte Schemsi die Silben, „du hast verloren, ohne gewürfelt zu haben. Das ist nun einmal so.“
    „Du überzeugst mich nicht“, lehnte Mustafa ihn ab und lächelte überlegen. „Die Janitscharen sind also für mich? Mein Leben ist in Gefahr? Alle Welt weiß es, und ich weiß es auch. Trotzdem komme ich -merke wohl, mein Schemsi! - von Amasia, wo ich in Sicherheit war, komme ich nach Eregli, wo mich die Schnur bedroht. Du sagst es. Ich komme demnach als gehorsamer Sohn zu meinem Vater, der mir zu kommen befahl, und ich komme trotz allem, was mir droht. - Ist ein solcher Sohn ein Verschwörer?“
    „Gar nicht übel“, erkannte Schemsi an.
    „Kann mein Vater das glauben?“ fuhr Mustafa bestärkt fort. „Er kann es nicht. Und tatsächlich bin ich ja auch gar nicht schuldig geworden. Und wenn ich jemals mit den Janitscharen gespielt habe, so will ich sie jetzt nicht mehr.“
    „Leider wollen sie dich.“
    „Du weißt nicht, wie gut ich mich mit dem Vater in Siwas verstand“, schüttelte Mustafa den Einwand ab. „Alles Mißtrauen war ausgelöscht zwischen uns. Er sprach mir von seinen Plänen und lobte meine Gedichte . . .“
    „Lobte sie ...“, echote Schemsi, und Mustafa begriff den Spott. „Aber was du willst, weiß ich“, wandte Mustafa sich jetzt gegen ihn. „Weil du überzeugt bist, daß Selim ein Nichts sein wird, wenn ich den Vater erst sehe . . .“
    „Falls du ihn sehen solltest...", betonte Schemsi.
    „Warum sollte ich ihn nicht sehen?“
    Schemsi zuckte die Achseln und schwieg.
    „Weil du Selims Unterlegenheit kennst“, ärgerte sich Mustafa, „willst du mich verleiten, ihm das Feld freiwillig zu überlassen. Ich denke nicht daran! Das kannst du deinem Selim sagen.“ Und jetzt wurde Mustafa fröhlich beim Gedanken an den Bruder. „Hast du einmal gesehen, wie Seine Hoheit zu Pferd steigt? Mit zwei Stallmeistern auf jeder Seite!“
    „Aber er hat guten Schenkelschluß“, begegnete Schemsi dieser Heiterkeit. „Ich hörte nie, daß Sultan Selim vom Gaul fiel. Er hat ein breites Gesäß, und wo er sitzt, da sitzt er.“
    „Lassen wir ihn sitzen“, begeisterte sich Mustafa. „Denn im Ernst glaub ich nicht, daß du von Selim kommst, mein Freund. Ich will nicht in dich dringen, weil es zwecklos wäre. Aber ich weiß, daß mein Vater dich schickte und daß dies eine Prüfung sein sollte. Du kannst dem Kaiser melden, daß ich sie bestand.“
    „Ich hoffe, du wirst es ihm selbst sagen können“, meinte Schemsi. „Doch ich merkte, daß du nicht ein Wort von der Kaiserin sagtest. Hast du Roxelane vergessen?“
    „Ich vergaß nichts. Aber sie ist nicht hier. Und sie wird mich nicht hindern, dem Kaiser alles zu sagen, was ich ihm sagen will.“
    „Du fliehst also nicht“, fragte Schemsi.
    Mustafa lachte nur.
    "Doch ich danke dir, daß du kamst“, sagte er. „Denn
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