Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roulette des Herzens

Roulette des Herzens

Titel: Roulette des Herzens
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
die Zähne zusammen und unterdrückte ein Stöhnen. »Reden Sie über sich.«
    »Also gut.« Sara näherte sich dem Bett, blieb jedoch diskret in einigem Abstand davor stehen. »Ich bin fünfundzwanzig Jahre alt und lebe mit meinen Eltern auf dem Land.« Sie hielt inne, weil Mr. Craven gekeucht hatte und zischend die Luft durch die Zähne sog. Das Vernähen der Wunde bereitete ihm starke Schmerzen.
    »Quatschen Sie weiter«, sagte er barsch.
    Sie überlegte, was sie ihm noch berichten könne. »Ein junger Mann aus dem Dorf macht mir den Hof. Wir teilen die Leidenschaft für Bücher, wenngleich sein Geschmack etwas erlesener ist als meiner. Er hält nichts von der Trivialliteratur, wie ich sie verfasse.« Sara ging weiter auf das Bett zu und starrte neugierig Mr. Craven an. Sein Gesicht konnte sie nicht sehen, aber seine von dunklem Haar bedeckte Brust. Der Anblick war eine Überraschung für sie, da sie bisher nur die nackten, unbehaarten Oberkörper griechischer Statuen zu Gesicht bekommen hatte.
    Mr, Craven hatte eine schlanke Taille, eine stark bemuskelte Brust und kräftige Arme. Der ganze Oberkörper war mit blauen Flecken übersät.
    »Mr. Kingswood, so heißt der Mann, wirbt jetzt seit fast vier Jahren um mich, und ich glaube, er wird mir bald einen Heiratsantrag machen.«
    »Seit vier Jahren?«
    Ob des von Mr. Craven angeschlagenen verächtlichen Tones fühlte Sara sich bemüßigt, Mr. Kingswood in Schutz zu nehmen. »Es gibt Schwierigkeiten. Seine verwitwete Mutter wohnt bei ihm und ist sehr von ihm abhängig.
    Leider ist sie mir nicht gewogen.«
    »Wieso nicht?«
    »Nun, in ihren Augen ist keine Frau gut genug für ihn. Zudem missfallen ihr die Themen, die ich in meinen Romanen behandele, zum Beispiel Prostitution und Armut.« Sara zuckte mit den Schultern. »Aber das sind Sujets, über die man schreiben muss.«
    »Besonders, wenn man damit Geld machen kann, nicht wahr?«
    »Der Verdienst reicht aus, um meinen Eltern und mir ein bequemes Leben zu ermöglichen«, gestand Sara lächelnd.
    »Sie sind zynisch, Mr. Craven.«
    Erneut sog er zischend den Atem durch die Zähne ein, als der Arzt einen weiteren Stich machte. »Auch Sie wären zynisch, wenn Sie etwas über die Welt außerhalb Ihres lausigen Dorfes wüssten.«
    »Greenwood Corners ist ein sehr hübscher Ort«, erwiderte Sara leicht verstimmt. »Und ich weiß sehr viel von der Welt.«
    Einen Moment lang hielt Derek die Luft an und stieß sie dann aus.« Zum Kuckuck, wie lange muss ich das noch …
    »Ich bin gleich fertig«, murmelte der Arzt.
    Derek versuchte, sich auf die Unterhaltung mit Miss Fielding zu konzentrieren. »Bücher über Strichmädchen! Ich wette, in Ihrem wohlbehüteten Leben haben Sie noch nie mit einem Mann eine Nummer geschoben.«
    Dr. Hindley und Mr. Worthy äußerten sich missbilligend. Sara hingegen lächelte verständnislos. »Eine Nummer schieben? So habe ich das noch nie ausgedrückt gehört.«
    »Sie waren nicht lange genug in diesem Elendsviertel.«
    »Das stimmt«, bestätigte sie ernsthaft. »Ich muss noch einige Male herkommen, bis meine Recherchen beendet sind.«
    »Sie kommen nicht mehr her«, entgegnete Derek. »Weiß der Satan, wie Sie es geschafft haben, nicht abgemurkst zu werden. Dumme kleine Pute! Nachts durch das Elendsviertel zu latschen!«
    »So, das war der letzte Stich«, verkündete Dr. Hindley und schnitt behutsam den Faden ab. Derek seufzte erleichtert und versank in Schweigen.
    Barry entfernte sich vom Bett, ging zu Miss Fielding und lächelte sie entschuldigend an.« Verzeihen Sie Mr. Craven. Er benimmt sich nur Leuten gegenüber schlecht, die er mag.«
    »Wird er wieder ganz in Ordnung sein?« flüsterte sie.
    »Bestimmt. Er ist sehr kräftig und hat schon Schlimmeres hinter sich gebracht.« Eindringlich schaute Barry sie an und setzte eine besorgte Miene auf. »Sie zittern ja, Miss Fielding!«
    Sie nickte und atmete tief durch. »Ich bin solche Aufregungen nicht gewohnt.« Bis jetzt hatte sie nicht gemerkt, wie durcheinander sie war. »Alles ist so schnell passiert.«
    »Sie müssen sich ein Weilchen ausruhen«, sagte Barry drängend, »und Ihre Nerven durch einen Schluck Cognac beruhigen.«
    »Ja, vielleicht eine Tasse Tee mit einem Schoss Cognac.« Sara verschränkte die Finger. »Ich wohne bei den Goodmans. Das sind Freunde meiner Eltern. Es ist schon spät. Sie werden sich Sorgen um mich machen.«
    »Sobald Sie imstande sind, das Haus zu verlassen, wird man Sie hinfahren, wohin Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher